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Mittelbayerische Zeitung, Mittwoch, 17.September 2003

Ozonloch groß wie nie

Klimaforscher sind sich über Einfluss des Menschen einig

HAMBURG (ap). Das Ozonloch über der Antarktis ist größer als jemals zuvor um diese Jahreszeit. Guy Brasseur, Direktor des Hamburger Max-Planck-Instituts für Meteorologie, erklärte gestern, dem Internationalen Tag zum Schutz der Ozonschicht, das sehr kleine Ozonloch im vergangenen Jahr sei kein Grund für eine Entwarnung gewesen.

Auch der Klimaforscher Mojib Latif vom Kieler Institut für Meereskunde rechnet mit einem weiteren Anwachsen des Ozonlochs. Ursache dafür sei das immer noch in der Atmosphäre vorhandene Gas FCKW. Bei einer vom Max-Planck-Institut ausgerichteten internationalen Konferenz über Klimaveränderungen erklärte Latif darüber hinaus, es gebe keinen Zweifel daran, dass der Mensch für die aktuelle Erwärmung zumindest mitverantwortlich sei. "Darin sind sich alle Klimaforscher einig", erklärte Latif. Etwa zwei Drittel der Erderwärmung seien von Menschen gemacht, ein Drittel sei natürlich. Sicher sei auch, dass sich das Klima "wegen der Trägheit des Systems" weiter erwärmen wird, und dass es zukünftig mehr extreme Wetterphänomene wie Dürreperioden oder Fluten geben wird.

Uneinig seien sich die Forscher nur noch bei Nebenaspekten wie dem möglichen Versiegen des Golfstroms oder dem Kohlendioxid-Kreislauf, erklärte Latif. Sein Kollege Syukuro Manabe von der amerikanischen Princeton-Universität warnte vor einer großen Wasserknappheit in der Zukunft. Eher trockene Gebiete wie der Mittelmeerraum dürften in den nächsten Jahren noch trockener werden, während es in traditionellen Feuchtgebieten eher noch mehr Wasser geben wird. "Die gerechte Verteilung von Wasser wird in Zukunft eines unserer größten Probleme werden", erklärte Manabe. Im Fall der Ozonschicht rechnet Latif frühestens in einigen Jahren mit einer Stabilisierung. Die Gase hätten eine Verweildauer von 50 bis 100 Jahren. Noch immer würden viele FCKW aus der unteren Atmosphäre aufsteigen und die Ozonschicht beschädigen. "Deshalb wird sich die Ozonschicht nicht so schnell erholen", erklärte er. Das Problem bei der Reduktion der Gase sei, "dass wir 20 Jahre zu spät damit angefangen haben".Hitzewelle in Europa als Vorbote

Große Hoffnungen setzen die Wissenschaftler in extrem leistungsfähige Rechner, wie dem "Erdsimulator" in Japan, mit dem die Forscher weit in die Zukunft schauen können. "Das System der Erderwärmung ist viel zu komplex, um es nur auf den erhöhten Kohlendioxid-Ausstoß zu schieben", sagte Latif. Deshalb müssten die Forscher alle Faktoren einbeziehen. Der Klimaforscher erklärte, dass die zurückliegende Hitzewelle in Europa schon "einen Eindruck gegeben haben, von dem, was kommen könnte."