Straubinger, 3.September 2005: Leserbrief
Wir leben auf Kosten unserer nachfolgenden Generationen

Antwort auf den Leserbrief "Solarbürger oder Schildbürger?" von Herrn Herbert Lang, Lam, vom 13.August. An der Schwelle zum 21. Jahrhundert haben die Umweltprobleme weltweit in Ausmaß und Erscheinungsform eine neue Dimension erreicht. Die globale Erwärmung steigt, und mit ihr der Meeresspiegel, das Artensterben nimmt zu, Regenwälder werden weiter abgeholzt, und mehr als eine Milliarde Menschen haben nach wie vor keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In allen Staaten der Erde ist die Erkenntnis auf dem Vormarsch, daß eine langfristige und dauerhafte Verbesserung der Lebensverhältnisse nur möglich ist, wenn sie die Wahrung der natürlichen Lebensgrundlagen mit einschließt. Aus diesem Grund wurde 1992 auf der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro die Agenda 21 von der internationalen Staatengemeinschaft unterzeichnet. Es handelt sich dabei um ein Aktionsprogramm zur Erhaltung der Lebensgrundlagen künftiger Generationen. Die von 178 Staaten unterzeichnete Agenda fordert alle auf, sich für die Harmonie von Ökologie, Ökonomie und sozialen Belangen zu engagieren. Dahinter steht die Erkenntnis, daß rasantes Wachstum in den Industriestaaten, explodierende Bevölkerungszahlen und die damit verbundene Ausbeutung natürlicher Ressourcen nicht nur ökologische Schäden anrichtet, sondern auch das soziale Gefälle zu den Entwicklungsländern verschärft. Aus dieser Erkenntnis heraus wurde im Jahr 2000 in Deutschland parteiübergreifend das Gesetz zur Einspeisung erneuerbarer Energien, kurz EEG genannt, verabschiedet. Das Gesetz hat zur Folge, daß Strom aus erneuerbaren Energien zu einem höheren Preis vergütet wird. Dieser höhere Preis wird auf den Strompreis umgelegt. Für jede Kilowattstunde (kWh) verbrauchten Stroms wird in 2004 durchschnittlich eine Solarstrom-Umlage von 0,028 Cent berechnet. Bei einem Strompreis von rund 19 Cent pro kWh macht die gesetzlich festgeschriebene Solarstromvergütung somit weniger als ein Sechshundertstel aus. Das sind weniger als 0,2 Prozent des Strompreises. Für 2003 beträgt die Subvention für den Solarstrom insgesamt ca. 100 Mio. Euro, also 0,1 Mrd. Euro, verteilt auf alle Stromverbraucher. Im Gegensatz dazu wurde alleine der Bau von Kernenergie-Forschungsreaktoren vom deutschen Staat mit rund 20 Milliarden Euro subventioniert. Würden diese Beträge auf die Verbraucher umgelegt, ergäben sich wesentlich stärkere Preiserhöhungen beim Strompreis als durch die Subventionierung der Solarenergie. 90 Prozent des Energieverbrauches der Weltbevölkerung und etwa drei Viertel der Schadstoff-Emissionen entfallen auf die Industrieländer. Hält der fossile Energieverbrauch weiterhin an, werden bis zum Jahr 2060 die Klima-bedingten Schäden höher sein als das gesamte Bruttosozialprodukt der Welt. Viele dieser Schäden können wir jetzt schon feststellen: Uranabbau findet oft zu unmenschlichen Bedingungen statt, bei denen die Arbeiter durch gefährliche Stäube verstrahlt werden und elendiglich an Krebs sterben. Reaktorunglücke verstrahlen die Umwelt und schädigen das Leben. Jeder von uns weiß, was Tschernobyl angerichtet hat. Durch Ölunfälle werden wertvolle Naturschutzgebiete bedroht, Meeresküsten verschmutzte Der Klimawechsel ist bereits da, die aktuellen Hochwasser sind die Folgen. Diese Liste ließe sich noch lange fortsetzen! Unsere Vorräte an fossilen Brennstoffen sind endlich, sie gehen bald zur Neige! Der Ölvorrat ist bereits zur Hälfte aufgebraucht und wird noch ca. 35 bis 40 Jahre reichen. Die Kriege ums Öl haben bereits begonnen. Aber auch Uran ist ein begrenzter Rohstoff, seit Januar 2004 hat sich der Preis verdoppelt! Ich möchte hier Franz Alt zitieren, der einmal sagte: "An einem Tag verbraucht die Menschheit soviel Öl, Gas und Kohle, wie die Natur in 500000 Jahren geschaffen hat und durch den auch damit verursachten Klimawandel entstehen täglich 30 000 ha neue Wüsten. " Die erneuerbaren Energien sind ein Hoffnungsträger, denn die Sonne scheint weiter, der Wind weht weiter und heftiger und Biomasse wächst ständig nach. Auch große Öl- und Stromkonzerne wie BP und E.ON investieren bereits in erneuerbare Energie. BP weist sogar mit der Namensänderung von "British Petroleum" auf "Beyond Petroleum", offiziell "Weit mehr als Erdöl", auf sein Engagement in erneuerbare Energien hin. Wir haben die Verantwortung, den nachfolgenden Generationen eine Erde zu hinterlassen, auf der man noch leben kann. Dazu brauchen wir einen Energiemix aus allen zur Verfügung stehenden regenerativen Rohstoffen wie Sonne, Wasser, Wind, nachwachsende Rohstoffe etc. in Verbindung mit Energiesparmaßnahmen. Erdöl ist zu schade, um es nur zu verbrennen. Kernenergie hat ein Restrisiko, nämlich genau das Risiko, das uns einmal den Rest geben wird. Und noch eines zum Schluss: Die deutsche Wirtschaft wird dem vorhersehbaren und bereits stattfindenden Anstieg der Preise für konventionelle Energien nur dann entgehen können, wenn sie sich möglichst rasch von Energieimporten unabhängig macht. Dazu muß aber die Markteinführung der Erneuerbaren Energien beschleunigt - nicht gebremst - werden! Ausgaben für die Markteinführung der Erneuerbaren Energie bleiben im Lande und schaffen Arbeitsplätze. Erneuerbare Energien werden durch Markteinführung billiger, Ausgaben für Erdöl, Erdgas, Kohle und Uran fließen ins Ausland und werden der deutschen Wirtschaft entzogen. Wir haben nur zwei Möglichkeiten: Umzudenken und zu überleben oder so weiter zu machen und in den Untergang zu rennen. Ich hoffe für meine Kinder, daß wir die erstere Variante wählen. Ihnen, Herr Staatsanwalt, kann es natürlich egal sein, denn Sie werden nur noch die Anfänge erleben, aber nicht mehr die großen Kriege um die fossilen Rohstoffe.

KlausBucher, Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH), Kreisrat, Burgfriede 21, 93413 Cham

 

Straubinger, 3.September 2005
Im Wald schlummert Energie der Zukunft
Explodierende Energiepreise: 10 000 Häuser könnten im Landkreis mit Holz geheizt werden
Von Wolfgang Reimer

Kötzting. Das Gejammer über die explodierenden Preise für Öl, Benzin oder Gas ist immer dann groß, wenn die internationalen Konzerne wie zurzeit an der Preisschraube drehen. Dabei schlummert in den heimischen Wäldern ein Energieträger, der noch immer ein Schattendasein fristet. Zu Unrecht: denn beim Preis schlagen Brennholz, Hackschnitzel oder Pellets ihre Konkurrenten schon längst. Und die Vorkommen unmittelbar vor der Haustür sind krisen- und versorgungssicher - unabhängig von der politischen Großwetterlage.

140000 Festmeter Vorräte

Ein weiterer Vorteil gegenüber den fossilen Energieträgern: während die Vorräte von Ö1 und Gas endlich sind und schon deswegen mittelfristig nicht billiger werden, ist Holz ein nachwachsender Rohstoff. Angst vor Kahlschlägen braucht niemand zu haben. "Jedes Jahr beträgt allein der Holzzuwachs im Landkreis Cham, der momentan nicht genutzt wird, bei rund 140 000 Festmetern", sagt Förster Hans Geiger. Diese Menge Holz entpricht dem Heizwert von rund 27,5 Millionen Litern Heizöl. Damit könnten zusätzlich 10000 Einfamilienhäuser beheizt werden.

Wer bereits auf eine Holzheizung umgerüstet hat, hat heute gut lachen. Wer umrüsten will, erhält vom Staat dafür Zuschüsse (siehe eigener Bericht).

Beim Preis ist Holz - egal ob Scheitholz, Hackschnitzel oder Pellets - Öl und Gas weit überlegen: So liefert beispielsweise ein Ster Buchenholz den Heizwert von 189 Litern Heizöl. Während dafür zurzeit rund 113 Euro zu bezahlen sind, kostet der Ster Buchenholz aber nur 35 Euro: das ist ein Drittel des Preises. Selbst bei einer Lieferung frei Haus werden nur zwischen 35 und 40 Euro fällig. Wer sich mit Biomasse als Heizölersatz auseinandersetzt, hat viele Möglichkeiten: Wer selbst zur Säge greift, kann das Holz fast zum Nulltarif haben, Hackschnitzel gibt es unter anderem bei den Waldbauern vor Ort und bei Pellets gibt es den gleichen Komfort wie Öl - also: ein Tankwagen bringt den Brennstoff, die Pellets werden automatisch eingeblasen und automatisch in den Brenner gefördert. Moderne Holzheizungen haben nichts mehr mit dem guten alten Kanonenofen gemein.

Das Heizen mit Holz aus der Region hat noch weitere Vorteile. Anders als bei fossilen Energieträgern fließt der Großteil der Wertschöpfung nicht an multinationale Konzerne ab, sondern bleibt im Land. Daneben trägt die steigende Nachfrage nach Holz dazu bei, daß die Wälder wieder durchforstet und damit stabiler werden.

Wer seinen Energiebedarf aus heimischen Wäldern deckt, leistet darüber hinaus auch einen Beitrag zum Klimaschutz: Während durch das Verbrennen von fossilem Öl oder Gas Milliarden von Tonnen Kohlendioxid in die Atmosphäre geblasen werden und dadurch zum Treibhauseffekt beitragen, wird durch das Verbrennen von Holz nur so viel Kohlendioxid an die Atmosphäre abgegeben, wie der Baum während seines Wachstums gespeichert hat.

Solange eine nachhaltige Waldwirtschaft betrieben wird, bedeutet Heizen mit Holz Heizen im Kreislauf der Natur. Beim Verbrennen haben Holzheizungen darüber hinaus den Vorteil, daß sie fast kein Schwefeldioxid freisetzen. Und der Brennstoff Holz kann noch weiter bei der Umweltverträglichkeit punkten: Holz hat eine eindeutig positive Energiebilanz: Um den Energieträger in eine nutzbare Form zu überführen, sprich bis er verfeuert werden kann, liegt der Gesamtaufwand an Energie, der eingesetzt werden muß, beim Holz etwa dreimal niedriger als beim Heizöl. Bei der Verfeuerung von Holz wird etwa zwanzigmal mehr Energie gewonnen als für dessen Bereitstellung verbraucht wird. Und da Holz in der Solarfabrik Wald quasi vor der Haustür wächst, sind auch keine langen Transportwege zu den Verbrauchern nötig.

Schlummernde Reserven

Die Bioenergie hat heute einen Anteil von nur rund zwei Prozent am Primär-Energieaufkommen. Andere Länder wie beispielsweise Österreich sind diesbezüglich wesentlich weiter entwickelt. Dort werden bereits 20 Prozent des gesamten Energiebedarfs von der Biomasse gestellt. Das Potenzial wäre vorhanden: Die Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft in Freising hat in einer Studie errechnet, daß in Bayern etwa dreimal soviel Holz wie bisher verbraucht werden könnte, ohne die Nachhaltigkeit zu gefährden. So ließen sich etwa 80 bis 100 Prozent des Wärmebedarfs bei optimaler Dämmung mit Holz decken. Das bedeutet ein Plus an Unabhängigkeit von den weltweiten Energiepreisen, von denen letztendlich die Verbraucher, die lokalen Waldbesitzer und die Umwelt profitieren,

Heizen mit Holz
Zuschüsse für die Umstellung gibt's vom Bund

Für den Einbau von Heizungen, die mit Biomasse funktionieren, gewährt das Bundesamt für W@schaft und Ausfuhrkontrolle Zuschüsse. Automatisch beschickte Anlagen zur Verfeuerung fester Biomasse werden für Anlagen mit einer Nennwärmeleistung von mindestens acht und maximal 100 kW sowie einem Kesselwirkungsgrad von mindestens 88 Prozent gewährt. Der Zuschuss beträgt 60 Euro je kW installierter Nennwärmeleistung, mindestens jedoch 1700 Euro bei Anlagen mit einem Kesselwirkungsgrad von mindestens 90 Prozent. Für Primäröfen mit einem Kesselwirkungsgrad von mindestens 90 Prozent, die auch Wärme an den Aufstellraum abgeben, beträgt der Zuschuss mindestens 1000 Euro.

Zuschüsse für manuell beschickte Scheitholzvergaserkessel werden für Anlagen mit einer Nennwärmeleistung von mindestens 15 und maximal 100 kW sowie einem Kesselwirkungsgrad von mindestens 88 Prozent gewährt. Der Zuschuss beträgt 50 Euro je kW errichteter installierter Nennwärmeleistung, mindestens jedoch 1500 Euro bei Anlagen mit einem Wirkungsgrad von 90 Prozent.

Ansprech artner für das Förderprogramm ist das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle, Referate 433/434/435, Frankfurter Straße 29 - 35, 65760 Eschborn, Tel. 06196 908-625, Fax: 06196 908-800. Dort gibt es auch detailliertere Informationen. -wr-

 

KOMMENTAR
Weg vom Öl

Jetzt haben sie aber hingelangt wie noch nie, und besonders für das flache ostbayerische Land ist der Schlag der Mineralölkonzerne ein Angriff auf den Geldbeutel. Zwölf Cent Preisaufschlag an zwei Tagen sind in der Tat ein Hammer. Das riecht nach Abzocke.

Seit Monaten Rekordpreise bei Rohöl, der steigende Öldurst Chinas und Indiens, Krisen im Irak und im Hurrikan-Notstandsgebiet der USA, und die Urlauberreisewellen hierzulande sind auch noch nicht abgeebbt - die Gelegenheit zur drastischen Benzinpreisanhebung war günstig.

So geraten denn die Menschen hierzulande, die im Berufs- und Privatleben auf das Auto angewiesen sind, zwischen die Fronten. Von der einen Seite greift sie der Staat per Benzin- und Ökosteuer ab, von der anderen Seite die Mineralölriesen. Die machten sich diesmal nicht einmal mehr die Mühe, auf ihre stets ach so hohen Einnahmeverluste hinzuweisen, die immer als Begründung herhalten mußten, wenn die Konzerne an der Preisschraube drehten.

Der Tanktourismus wird weiter angeheizt, weil jenseits der Grenze die Preiserhöhungen maßvoller ausfallen. Der allgemeine Preisauftrieb hierzulande wird sich rasant beschleunigen. Im Augenblick keine guten Aussichten für Autofahrer und Verbraucher. Im Augenblick bleibt wirklich nur die Hoffnung, daß sich die Lage beruhigt und die Preise wieder fallen. Umso mehr aber zwingt diese brenzlige Situation zum Umdenken in der Rohstoff - und Energieversorgung.

Von heute auf morgen geht's nicht, aber mittelfristig kann die Strategie nur heißen: In den Nachwachsenden Rohstoffen liegt der Ausweg aus den Krisen, die uns künftig eher noch sehr viel häufiger begegnen werden.        Bernhard Stuhlfelner

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