Straubinger, Samstag, 12. Februar 2005

NIEDERBAYERN/OBERPFALZ

Der Kampf um "Lebensader" B20

eint Cham und Straubing-Bogen

Politiker beider Landkreise fordern Ausbau der Magistrale

Cham. "Wir müssen Druck machen, Druck und nochmals Druck". Der Landrat von Straubing-Bogen, Alfred Reisinger, gab am Ende des kreisübergreifenden Verkehrsgesprächs am Freitag in Sattelbogen die Devise für das weitere Vorgehen in Sachen Ausbau der Bundesstraße 20 aus. Sein Kollege, Landrat Theo Zellner aus Cham, stellte die internationale Bedeutung der B20 als Magistrale zwischen Prag und Triest heraus. "Wir sind keine Bittsteller, sondern Partner von Bund und Land bei der Suche nach Antworten auf die Herausforderungen der Grenzöffnung", so Zellner.

Nahezu alles, was politisch in den Landkreisen Straubing-Bogen und Cham Rang und Namen hat, saß am Freitag im Sattelbogener Hof am Konferenztisch. Über Landkreis und Parteigrenzen hinweg herrschte an diesem Nachmittag vorbehaltlos in einem Punkt Übereinstimmung: der Ausbau der Bundesstraße 20 als "Lebensader" für den gesamten Bereich zwischen Furth im Wald und Landau ist für die Zukunft des ostbayerischen Raumes unabdingbar.

Über den Sachstand informierte Ministerialrat Hermann Jung von der Obersten Baubehörde. Demnach hat sich der Lkw-Verkehr inzwischen auf rund 1420 Fahrzeuge pro Tag eingependelt, nachdem im April 2004 noch über 1900 Lkw täglich auf der B20 gezählt worden waren.

Die Gesamtverkehrsbelastung ist mit jeweils über 20000 Kraftfahrzeugen auf den Umgehungen Cham und Straubing am höchsten, liegt zwischen Cham und Furth im Wald bei 13 300, zwischen Cham und Rissmannsdorf bei gut 9 000 Kfz. Zwischen Rissmannsdorf und dem Anschluss an die A3 bei Straubing sackt sie auf 5 200 bis 7 400 Fahrzeuge ab, was einen dreistreifigen Ausbau, so Jung, nicht rechtfertige.

Zum aktuellen Stand der Planungen: bei der Ortsumgehung Furth im Wald steht die mündliche Erörterung der vorgebrachten Einwände an, der dreistreifige Ausbau zwischen Furth im Wald und Cham kann frühestens 2006 beginnen, die Planungfür die im vordringlichen Bedarf befindliche Maßnahme Cham -Rissmannsdorf wird demnächst den Bürgern vorgestellt, zwischen Rissmannsdorf und Ascha sind keine Straßenverbreiterungen vorgesehen, der Vollausbau des "Kleeblatts" am Knoten B2O/A3 wäre baureif, doch es fehlt am Geld.

Gleiches gilt für die Anschlussstelle B2O/B8 sowie den dreistreifigen Ausbau zwischen Aiterhofen und Oberschneiding. Eine vierspurige Fahrbahn zwischen den Autobahnen A3 und A 92 ist derzeit noch Zukunftsmusik, nachdem die Maßnahme den Sprung in den Bundesverkehrswegeplan nicht geschafft hat.

"Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht", so Hermann Jung, "jetzt ist die Politik gefordert, mehr Geld für den Straßenbau bereit zu stellen". Mit dem derzeit vom Bund vorgesehenen Budget sei keine der geplanten Ausbaumaßnahmen zu verwirklichen.

Damit hatte er den Regionalpolitikern eine Steilvorlage gegeben. "Wenn in München für den sechsspurigen Autobahnausbau von heute auf morgen das Geld da ist, dann sind wir nicht bereit, mit der B2 0 bis zum Sankt Nimmerleinstag zu warten", sagte MdB Ernst Hinsken. "Ostbayern muss über die B20 an den Flughafen München optimal angebunden werden", so das Plädoyer seines Chamer Kollegen Klaus Hofbauer. "Wir fordern nichts Unmögliches, sondern wollen in kleinen Schritten das Ziel erreichen", steckte Landrat Theo Zellner die weitere Vorgehensweise ab. -wf -

Das ist der Planungsstand: Bei der Ortsumgehung Furth im Wald steht der Erörterungstermin an, zwischen Cham und Furth im Wald beginnt der dreistreifige Ausbau frühestens 2006, zwischen Traitsching und Rissmannsdorf befindet sich das Straßenbauamt in der Planungsphase, auf der Strecke zwischen Rissmannsdorf und Ascha sind keine Fahrbahnverbreiterungen vorgesehen, da das Verkehrsaufkommen zu niedrig ist. Baureif wären die Anschlussstelle der B 20 zur A 3 (Kosten: 6,2 Millionen Euro), die Kreuzung der Bundesstraßen B 20 und B 8 (1,0 Millionen Euro) und der dreistreifige Ausbau zwischen Aiterhofen und Oberschneiding (2,3 Millionen Euro), doch ist die Finanzierung bei diesen Maßnahmen noch nicht gesichert.

Was zur B 20 sonst noch gesagt wurde

Karl Holmeier (Bürgermeister von Weiding): "Mit zusätzlichen Fahrbahnstreifen zwischen Cham und Furth im Wald könnte noch heuer begonnen werden. Die zwei Millionen Euro für jeden der vier Abschnitte sollten doch aufzubringen sein." Dazu Hermann Jung von der Obersten Baubehörde: "2005 geht da gar nichts, wenn's gut läuft, kann frühestens 2006 damit begonnen werden".

Hans Kraus (Bürgermeister von Traitsching): "Seit der Fertigstellung der Umgehung von Wilting und Traitsching gab es keinen schweren Unfall mehr. Die Menschen leben jetzt viel sicherer."

Hans Vicari (Bürgermeister von Straubing): "Wenn auf der B 20 nicht bald etwas geschieht, ist die Wirtschaftskraft in der Region am Ende".

Manfred Krä (Bürgermeister von Aiterhofen): "Die B 20 führt bei uns 150 Meter an der Wohnbebauung vorbei. Da muss etwas geschehen, denn die Lärmbelastung ist den Menschen nicht mehr zumutbar".

Dr. Jürgen Helmes (Hauptgeschäftsführer der IHK Regensburg): "Der Ausbau der B 20 muss jetzt ganz schnell gehen, denn der Wirtschaft bläst der Wind ins Gesicht. Wenn 500 Meter jenseits der tschechischen Grenze ein großes Einkaufszentrum entsteht, dann brauchen wir gute Straßen, damit Kunden, die dort einkaufen, auf dem Rückweg unsere Geschäfte aufsuchen."

Erich Pongratz (3. Bürgermeister von Furth im Wald): "Die Umgehung Furth im Wald muss schnellstens Baureife erlangen, damit dieses Nadelöhr entschärft werden kann."

Dr. Wolfgang Kunert (Regierungspräsident der Oberpfalz): "Wir brauchen möglichst viele baureife Planungen, um eventuell frei werdende Finanzmittel abrufen zu können." Alfred Schießwohl (Bürgermeister von Parkstetten) "Warum wurden eigentlich nur Mandatsträger der CSU zu diesem Verkehrsgespräch eingeladen?" MdB Ernst Hinsken: "Da können doch wir doch nichts dafür, wenn keine SPDler gewählt worden sind". -wf-

Drei baureife Abschnitte, aber kein Geld

B 20: Landkreise Cham und Straubing-Bogen setzen auf Politik
der kleinen Schritte

Sattelbogen. (wf) Zwei Landkreise - ein gemeinsames Ziel: die Bundesstraße 20 muss als Lebensader für den ostbayerischen Raum zügig ausgebaut werden. Darin waren sich die Politiker aus Cham und Straubing-Bogen bei einem kreisübergreifenden Verkehrsgespräch am Freitag im "Sattelbogener Hof" einig.

In illusterer Runde - von Regierungspräsident Dr. Wolfgang Kunert bis zu den Bundestagsabgeordneten Klaus Hofbauer und Ernst Hinsken war alles vertreten, was Rang und Namen hat - sagte der Chamer Landrat Theo Zellner, die B 20 habe als kürzeste Verbindung von Westböhmen nach München internationale Bedeutung. Der Landkreis Cham könne die von ihm erwartete Brückenfunktion zum Osten nur wahrnehmen, wenn eine angemessene Verkehrsinfrastruktur vorhanden sei.

Und:am Straßenbau entscheide sich auch die Frage der Konkurrenzfähigkeit als Lebens- und Wirtschaftsraum. Zellner erklärte, worum es dem Landkreis Cham vor allem geht: die Finanzierung und Realisierung der Ortsumgehung Furth im Wald, den Bau von Überholspuren zwischen Furth im Wald und Cham sowie den Ausbau zwischen der Umgehung Traitsching und Rissmannsdorf. "Ich weiß, dass das Geld knapp ist. Aber wenn Cham nicht zum Transit-Landkreis verkommen soll, dann müssen im Straßenbau andere Wege beschritten werden", so Zellner.

Sein Straubinger Kollege Alfred Reisinger räumte ein, auf der B 20 sei in der Vergangenheit einiges getan worden, doch sei die Straße jetzt schon wieder überlastet. Reisinger plädierte für den Bau von Überholspuren zwischen Rissmannsdorf und dem Anschluss an die A 3, für den Ausbau der Anschlussstelle B 20/A 3 zum" Kleeblatt", die rasche Realisierung der Anschlussstelle B 20/B 8 sowie den dreistreifigen Ausbau zwischen Aiterhofen und Oberschneiding. Langfristig, so Reisinger, strebe man einen vierspurigen Ausbau zwischen den Autobahnen A 3 und A 92 an.

Da wollte ihm aber Hermann Jung ,von der Obersten Baubehörde, wenig Hoffnung machen. "Mit dem derzeit vom Bund geplanten Budget könnten wir nicht einmal die laufenden Maßnahmen weiter führen". Deshalb seine Forderung: "Der Bund muss mehr Geld in den Straßenbau stecken".

Höchstes Lob zollten sowohl MdB Emst Hinsken als auch sein Chamer Kollege Klaus Hofbauer den Vertretern der StraßenbauämterHinsken: "Da wird so schnell gearbeitet wie selten in einer Behörde". Hofbauer's Kritik bezog sich auf die Bundesregierung, die Mauteinnahmen nicht, wie vereinbart, in die Verkehrsinfrastruktur investiert. Hofbauer: "Wir fühlen uns betrogen".

"Es geht um das Machbare", erklärte Theo Zellner, der weiter für einen Weg der kleinen Schritte plädierte, um das große Ziel, die B 20 so auszubauen wie es ihrer internationalen Bedeutung entspricht, zu erreichen. "Drei Projekte im Landkreis Straubing-Bogen sind baureif. Es kann nicht sein, dass da nichts vorwärts geht, zumal die Bauwirtschaft dringend Aufträge benötigt", ließ es Landrat Alfred Reisinger nicht an Deutlichkeit fehlen. Am Ende war man sich einig, ein weiteres Verkehrsgespräch bereits im nächsten Jahr anzuberaumen.

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