Kraftstoffe: Absatzrekord bei Biodiesel - Startprobleme gibt es in Deutschland bei Bioethanol

Steuergeschenk pusht Biodiesel
VDI nachrichten, Berlin, 24. 6. 05 -

In den letzten Wochen sind die Kraftstoffpreise stark gestiegen. Wer mit Biodiesel fahren kann, ist etwas besser dran, als der , Normaltanker'. Kein Wunder, dass der Biodieselabsatz ständig steigt - 2004 gegenüber dem Vorjahr um 45 %. Inzwischen deckt verestertes Rapsöl 2 % des deutschen Kraftstoffbedarfs, so der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie. Dagegen laufe die Bioethanolproduktion nur schleppend an.

"Biodiesel hat den Durchbruch am Markt geschafft", erklärte Petra Sprick, Geschäftsführerin des Verbandes der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) jetzt in Berlin. 2004 habe die Branche einen Absatzrekord von 1,2 Mio. t erzielt. Künftig rechne der Verband zudem mit weiterem Wachstum. Bis 2006 soll deshalb eine Anlagenkapazität von 2,4 Mio. t/ a Biodiesel bereitstehen.

Die Steuerbefreiung des Biodiesels ist die wichtigste Ursache der Absatzsteigerung. Seit Januar 2004 gilt sie auch bei einer Beimischung zu fossilen Kraftstoffen. Mineralölkonzerne mischen Dieselkraftstoffen seitdem bis zu 5 % Biodiesel bei und werden dessen Herstellern 2005 schon 40 % ihrer Gesamtproduktion abnehmen. Ein zusätzlicher Markt entwickelt sich wegen der Steuererhöhung für Agrardiesel in der Landwirtschaft. Hier werden schon über 5 % der Biodieselproduktion abgesetzt. Wichtigste Kunden bleiben allerdings Speditionen, die fast die Hälfte des produzierten Biodiesels beziehen.

Nach VDB-Schätzungen fahren in Deutschland 22 000 Lkw und Busse ausschließlich mit Biodiesel, der inzwischen 2,2 % des deutschen Kraftstoffbedarfs abdecke. Damit erreiche Deutschland als einziges EU-Mitglied die Vorgaben einer EU-Förderrichtlinie, wonach pflanzliche Kraftstoffe 2005 min. 2 % des EU-Gesamtbedarfs decken sollen - bis 2010 soll dieser Anteil auf 5,75 % steigen.

Neben dem Erfolg bei Biodiesel berichtete VDB-Vize Claus Sauter von Problemen bei der Markteinführung von Bioethanol. Seine Firma, die MUW im Chemiepark Bitterfeld, betreibt zwei der drei deutschen Großanlagen zur Bioethanolproduktion. "Eigentlich könnten wir loslegen", so Sauter gegenüber den VDI nachrichten, "doch wir mussten eine Anlage wieder runterfahren." Wegen lösbarer technischer Probleme falle der zentrale Absatzmarkt noch aus: die Direktbeimischung zu Ottokraftstoffen. Der erhöhte Dampfdruck des Benzins bei geringen Ethanolzugaben und die EU-Kraftstoffnorm bremsten. Sauter fordert von der Mineralölindustrie, sich an der technischen Lösung zu beteiligen. Nur dann käme die Ethanolproduktion in Gang. P.TRECHOW/WOP

 

 

Automobil: Bioethanol als Kraftstoff kämpft in Deutschland mit Anlaufschwierigkeiten

Alkohol ist gut für den Verkehr
VDI nachrichten, Düsseldorf, 24. 6. 05 -

Wasserstoff ist der Kraftstoff von morgen. Diesel vom Acker gibt es schon heute. Nun drängt mit Bioethanol ein zweiter pflanzlicher Kraftstoff auf den Markt. Allein in Deutschland gehen dieses Jahr drei neue Großanlagen für den Agraralkohol in Betrieb. Weitere sind geplant. Doch die junge Branche in Deutschland hat mit Problemen bei der Markteinführung zu kämpfen.

Bioethanol wird nicht wieder vom Markt verschwinden. Der point of no return ist überschritten, sagt Jan M. Henke, Experte vom Institut für Weltwirtschaft der Uni Kiel. Weil immer mehr Länder Biokraftstoffe fördern, werde auch die Produktion des Agraralkohols mächtig zulegen und sich bis 2020 sogar vervierfachen.

Anders als in Brasilien, den USA und in einigen EU-Ländern ist Ethanol in Deutschland ein junger Kraftstoff. Erst in diesen Tagen gehen drei Großanlagen in Sachsen-Anhalt und Brandenburg in Betrieb. Künftig sollen sie aus 1,4 Mio. t Getreide (meist Weizen und Roggen) und Zuckerrüben knapp 600 000 t/ a Bioethanol produzieren. Investition insgesamt: knapp 300 Mio. €.

Trotz der guten Rahmenbedingungen für biogene Kraftstoffe steht die Investition auf tönernen Füßen. Denn wegen der Neuordnung der internationalen Zuckermärkte stellt die EU den "Mercosur"-Staaten (Südamerika) Einfuhrgenehmigungen bis 1 Mio. t/a Ethanol in Aussicht. Für hiesige Hersteller wäre das ein Problem, denn die Nummer 1, Brasilien, liefert Ethanol aus Zuckerrohr für 25 ct/1 nach Europa. Noch schlägt die EU je nach Qualität des Ethanols bis zu 25 ct/1 Zoll auf, und hält die europäischen Anbieter damit im Wettbewerb, die doppelt so teuer produzieren wie die Südamerikaner. Claus Sauter, Chef der gleichnamigen Unternehmensgruppe, die derzeit in Schwedt und Zörbig zwei Bioethanolwerke mit insg. 260 000 t/a Kapazität in Betrieb nimmt, hält größere Zugeständnisse an Brasilien für verfrüht: "Wenn wir 2010 tatsächlich 16 Mio. t Marktvolumen erreichen, könnte eine so hohe Importquote vertretbar sein, aber nicht heute", kritisiert er. Sonst würge man die hiesige Branche ab, bevor sie richtig in Gang komme. Das befürchtet auch Gerda Hasselfeld von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion: "Wegen der Steuerbefreiung von Bioethanol in Deutschland besteht die Gefahr, dass ein Großteil der Importe dann auf unseren Markt drängt." Das sei auch ökologisch bedenklich. Schließlich könnten hierzulande umwelt- und ressourcenschonend erzeugte Rohstoffe nicht mit dem Output der riesigen Monokulturen Südamerikas konkurrieren. Diese Argumentation halte einer volkswirtschaftlichen Prüfung Henkes nicht stand. Sowohl ökologisch, ökonomisch und entwicklungspolitisch hält der Wissenschaftler es für geboten, den Bioethanolmarkt global zu koordinieren und so offen wie möglich zu gestalten. Vor allem die Vermeidungskosten für Treibhausgase sprächen dafür. Denn während sich Klimagas mit brasilianischem Ethanol für unter 50 C/t CO2 vermeiden lasse, koste dies in Europa j e nach Verfahren zwischen 200 €/t CO2 und 600 €/t CO2. Gegenwärtig wird die junge deutsche Bioethanolbranche noch durch ein ganz anderes Problem gebremst. Die ursprünglich beabsichtigte Beimischung des Agraralkohols zu Ottokraftstoffen ist zwar grundsätzlich möglich, setzt aber Anpassungen bei der Qualität der Basiskraftstoffe voraus.

Während dem Kraftstoff in Brasilien generell 20 % bis 25 % Alkohol beigemischt werden, dürfen es hier gemäß der EU-Kraftstoffnorm max. 5 % sein. Aber gerade die Beimischung geringer Mengen führt zu "Dampfdruck-Anomalien", die den Dampfdruck über das erlaubte Maß treiben. Besonders ausgeprägt sind die Anomalien bei Ethanolanteilen unter 2 %; unproblematisch wird der Alkoholzusatz erst ab Anteilen über 10 %. Die meisten Mineralölhersteller mischen keinen Ethanol bei. Nur wo die Logistikketten überschaubar sind und sich eine 5 %ige Beimischung gewährleisten lässt, kommt der reine Agraralkohol in das Benzin.

Dr. Lutz Guderjahn, Chef der Südzucker Bioethanol GmbH, setzt deshalb darauf, dass die EU ihre Kraftstoffqualitätsrichtlinie zu Gunsten der Ethanolbeimischung ändert. Allerdings führt das Anheben der Dampfdruckgrenzwerte in eine ökologische Zwickmühle: Wegen ihrer Ozonrelevanz waren die zulässigen Drücke erst im Jahr 2000 gesenkt worden. Guderjahn ist sich dessen bewusst und hofft auf einen technischen Ausweg aus dem Dilemma. "Es gibt viel versprechende Ansätze, um den Dampfdruck des Basiskraftstoffs zu senken, erklärt er. Gelinge das, sei die 5 %ige Beimischung auch mit der geltenden Norm unproblematisch.

Davon würde auch die Mineralölindustrie profitieren. Da Bioethanol vorerst bis 2009 von der Mineralölsteuer befreit ist, winken Gewinne, mit denen sich der zusätzliche Logistikaufwand refinanzieren ließe. Selbst bei einem hoch angesetzten Einkaufspreis von 70 ct/1 Ethanol würde ihnen jede Beimischung durch Entfall der Mineralölsteuer ca. 25 ct/1 in die Kassen spülen. Bisher liegt der Ethanoleinkaufspreis aber eher bei 50 ct/l, was die Gewinnmarge beim Beimischen auf 45 ct/1 steigen ließe.

Die Mineralölfirmen setzen jedoch schon heute auf Alkohol. In vielen Raffinerien wird der fossile Oktanzahlverbesserer "MTBE" schon gegen ein pflanzliches Äquivalent auf Ethanolbasis, ETBE (Ethyl-ter-Buthyl-Ether), ersetzt. Laut Kurt Döhmel, Vorsitzender der Deutschen Shell Holding GmbH, mischt auch Shell seinen Ottokraftstoffen seit einiger Zeit ETBE bei: "Wir produzieren ihn in unseren Raffinerien selbst aus zugekauftem Bioethanol."

Der ETBE-Produktion sind jedoch Grenzen gesetzt. Denn der zweite Grundstoff Isobuten fällt nur in begrenzter Menge als Nebenprodukt in den Raffinerien an. Experten schätzen den Bedarf an Ethanol für ETBE deshalb auf max. 350 000 t. Solange die 5 %ige Beimischung reinen Ethanols an den EU-Kraftstoffrichtlinien scheitert, müssen die Ethanolhersteller also nach zusätzlichen Vertriebsmöglichkeiten fahnden. P TRECHOW/WOP

 

Straubinger Zeitung, 28.Juni 2005

"Ein Energiedorf macht sich auf den Weg"
Spatenstich für Biogasanlage in Schäferei –
Vor Ort Energie und Wärme produzieren

Schäferei. (pm) "Ein Energiedorf macht sich auf den Weg - auf einen guten Weg", sagte Bürgermeister Franz Löffler beim Spatenstich für eine neue Biogasanlage in Schäferei. Nicht nur die vier Gesellschafter, die die Anlage betreiben, auch zahlreiche Schäfereier hatten sich dazu am Sonntagvormittag beim Feuerwehrhaus eingefunden. Stadtrat Josef Haller, einer der Gesellschafter, lobte denn auch das gute Verhältnis zur Nachbarschaft. Die Schäfereier sollen ja auch einmal von der Biogasanlage profitieren: Sie sollen die Abwärme der Anlage nutzen können.

Haller hieß die Besucher zum offiziellen Spatenstich willkommen. Er berichtete von der Entstehung der Anlage. Vor sieben, acht Wochen habe man sich im Feuerwehrhaus zusammengesetzt und sich unter anderem wegen der horrend steigenden Energiepreise Gedanken über Alternativen gemacht. Die Wertschöpfung aus der Region sei dabei ein wichtiger Punkt gewesen und damit die Nutzung des Energieträgers Mais. "Wenn man bei uns Energie produzieren kann, muss man das verwirklichen", betonte Haller, der sich gegen einen Geldabfluss für Energie zu den "Ölmultis" aussprach.

Von anfangs zehn interessierten Landwirten blieben zum Schluss vier übrig, die sich zur "Bioenergie GmbH & Co. KG" zusammenschlossen: Josef Haller, Georg Babl, Herbert Krapfl und Michael Ring. Ihr Ziel ist es, mit der Biogasanlage Strom zu erzeugen und das Dorf über ein Fernwärmenetz auch mit Wärme zu versorgen.

Haller erläuterte kurz die Anlage und ihre Funktionsweise. Es entstehen zwei Fahrsilos und drei Betonbehälter für Gülle. Diese wird aufgeheizt, damit sich Bakterien entwickeln, welche die Photosynthese umkehren.

Das entstehende Methan kann als Treibstoff verwendet werden. Außerdem entsteht Abwärme, die ebenfalls genutzt werden kann.

Haller erinnerte an die nicht ganz einfache Planungs- und Genehmigungsphase für die Anlage, die auf den Grundstücken von Josef Haller und Michael Ring entsteht. Unbürokratisch sei dabei die Bearbeitung von Stadt und Landratsamt gewesen. Enttäuscht zeigte sich Haller darüher, dass man für das Fernwärmenetz keine Förderung aus München bekomme. Hier hoffen die Gesellschafter nun auf MdB Klaus Hofbauer.

Am allermeisten freue es ihn, dass so viele Schäfereier da sind, betonte Haller. Es sei wichtig, dass sich alle mit dem Projekt "Energiedorf " identifizieren. Haller glaubt, dass man mit dem Spatenstich "an der Zukunft der Kinder arbeitet". Er zeigte sich zuversichtlich, dass sich der Markt etablieren wird. Er bat die Schäfereier abschließend, weiter zusammenzustehen.

Direktor Erhard Walter von der Raiffeisenbank Furth im Wald, die die Anlage finanziert, meinte, die Maßnahme habe Hand und Fuß. Er sagte: "Ich denke, was Sie machen, hat Zukunftschancen - für Sie, aber auch die Dorfgemeinschaft insgesamt."

Für Waldmünchen sei heute ein bemerkenswerter Sonntag, meinte Bürgermeister Franz Löffler. Hinter der Symbolik des Spatenstichs stecke viel mehr. Was mit dieser Anlage auf den Weg gebracht werde, sei "im besten Sinne Zukunft gestalten". Die Schäfereier würden die Realität erkennen und selber anpacken, meinte Löffler. Die Chance, die man durch die Biogasanlage bekomme, sei eine Chance für die Zukunft. Zur Energiepolitik sagte Löffler, momentan herrsche ein bisschen ein Vakuum, wo der Weg hingeht. Man müsse einen Unterschied zwischen Wind und Photovoltaik und nachwachsenden Rohstoffen machen, forderte Löffler. Beides werde derzeit subventioniert.

Die Wärmeleitung für die Abwärme aus der Biogasanlage soll in der Trasse für den Kanal gelegt werden. Bei der nächsten Sitzung wolle man nun über den Kanalbau befinden, erklärte Löffler.

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