Dienstag, 26. Juni 2007 10:32, an die Chamer Zeitung, Bayerwald-Echo

Leserbrief/Gutachten zur Biomasse-Heizkraftwerksproblematik.

An und für sich hatte ich vor einen größeren Bericht bzgl. "Woche der Umwelt" in Berlin, Schloß  Bellevue, zu verfassen. Ich war dort auf Einladung des Bundespräsidenten Horst Köhler  und der Deutschen Stiftung Umwelt als Experte, u.a. bezüglich  CO2 und Energieproblematik, eingeladen und konnte mit Hubert Weinzierl, Edda Müller und  Horst Köhler einen Ausstellungsrundgang mitmachen. Die bei subtropischem Wetter veranstalteten und hochkarätig  besetzten Diskussionsforen (Bundes-, Landesminister, Verbandsvorsitzende, e.g, Gabriel, Schnappauf, Tiefensee) waren zwar sehr anstrengend, aber nichts desto trotz auch recht aussagekräftig  bzgl. zukünftiger  Politik in Bezug auf Emmissionshandel, Kohlekraftwerke, Kernkraft, Öl,  Gas, regenerative Energien, nachwachsende Rohstoffe  ... Unabhängigkeit, Verkehr, Energietechnik, Natur-, Klimaschutz, Nachhaltigkeit... In Anbetracht der zur Zeit im Landkreis "brodelnden" Unzufriedenheit bezüglich Energieversorgung von Goldsteig möchte ich diesen Bericht zunächst  einmal zurückstellen. Meine Schlußfolgerung  aus den "Bellevue"-Diskussionsforen: Es gibt nur eine Möglichkeit, C02 und Energie zu sparen, nämlich  durch Prävention und neue Ideen!

 Vor einigen Jahren gab es schon einmal eine hitzige Debatte bzgl. "Verbrennung von schadstoffbelastetem Altholz in der Verbrennungsanlage Schwandorf, auch dort war ich involviert -  im Endeffekt wurde dieses Vorhaben abgeblasen...

Betreff  Bundestagswahlkampf 2005 habe ich einige "Kommentare" bzgl. bundesdeutscher Energieversorgung abgeben können, diese Aussagen sind nach wie vor gültig: .."Wir benötigen einen gesunden Mix aus fossiler, erneuerbarer, Kernenergie mit Ersatz durch Innovationen. Wir benötigen vor allem eine intelligentere Energienutzung, 40% der Energie wird zur Raumheizung oder für Klimaanlagen verbraucht -  hier liegt das größte  Einsparpotential. Die gesamte Forschungsförderung  auf dem Energiesektor muss  so schnell wie möglich vorangetrieben werden  -Preiswerte Energie ist die Zukunft eines Landes -  Deutschland hat keine eigenen nennenswerten Ressourcen!

Die nachwachsenden Rohstoffe sind nicht der Ausweg aus der Energiekrise, in der wir uns schon längst  befinden! Im Wald schlummert nicht die Energie der Zukunft, auch wenn Holz im Moment einen Teil des Energiebedarfs decken kann. Wenn man unseren nachwachsenden Rohstoffen nachsagt, dass diese in Zukunft einen Großteil unseres zukünftigen Energiebedarfs decken können, so ist dies eine falsche Einschätzung:  Man siehe Österreich, hier muss  zur Deckung des eigenen Bedarfes schon Holz eingeführt werden. Es besteht die Gefahr, dass in Zeiten knapper Energie sämtliche Wälder - ohne auf  Nachhaltigkeit zu achten, abgeholzt werden (siehe Brasilien). Wir sollten im Zuge der Klima-Änderung besser daran denken, einen Ausgleich für  die verschwundenen Regenwälder  zu schaffen, um den C02-Gehalt unserer Atmosphäre  nachhaltig zu senken. Wenn davon gesprochen wird, dass die Kernenergie "uns den Rest geben wird", so möchte ich bemerken, dass die fossilen Brennstoffe (einschließlich der erneuerbaren) uns mit den Klima-Katastrophen schon längst eingeholt haben --

Zu den beiden Anlagen betreff Goldsteig folgendes: Die Anlage der Staatsforsten ist in Anbetracht der benötigten Energie zu groß bemessen. Auch wenn es eine 08/15-Anlage ist, so ist deren Wirkgrad definitiv zu gering. Bezüglich Schadstoffausstoss  gibt es entsprechende Filter, so dass es keinen nennenswerten "Partikelniederschlag"  (Feinstaub) geben kann. Es soll auch kein schadstoffbelastetes Altholz verbrannt werden, so dass mit keinen "Nanoteilchen", sprich schädlichem Chemikalien-Ausstoss zu rechnen sein wird. Das heisst, die Aussagen des "Chemikers wie der Medizinerin" treffen nicht zu und sind reine Polemik. Man sollte sich zur Sicherheit den Ausstoß entsprechender gleichgroßer Kraftwerke einmal näher  "ansehen" (Analysenberichte!) und mit Krankheitshhäufigkeiten bzgl. Allergien, Asthma, Atemwegserkrankungen, etc., in Umgebungen ohne Kraftwerke vegleichen.

Meiner Ansicht nach sinnvoller wäre für Goldsteig die kleinere Anlage der Stadtwerke, allerdings an einer anderen Stelle - wenngleich ich, wie schon eingangs erwähnt,  der Ansicht bin, keine der Anlagen sollte gebaut werden...unabhängig  davon, ob die Stadt das Geld für  eine der Anlagen hat oder nicht...

Eingeführt ist inzwischen das Gebäudesanierungsprogramm und der Energiepass: Cham hat fast nur sanierungsbedürftige marode Altbauten. Bei entsprechender Sanierung dieser Altbauten wäre eine Menge an C02 und Energie einzusparen.

Weitere Möglichkeiten sind Solar- und Photovoltaik, Geothermie-Anlagen. 

Eine Hauptbelastung unserer Atmosphäre ergibt sich mit stark steigender Tendenz aus dem Straßenverkehr, hier muß gegengesteuert werden, mit Entlastung durch z.B.  Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs, Rückbau stillgelegter Bahnlinien ... spritsparende Fahrzeuge ... Fahrgemeinschaften ... schnellere Bahnverbindung (München/Prag - Flughäfen).

Prof. Dr. Reinhold Kiehl
RKI-Institut, Gutachter und Berater,
Cham/Furth
Tel. (175) 2251986
www.rki-i.com