Landshuter,Straubinger, 28.Oktober 2004

Donau-Moldau-Bahn: Investition in die Zukunft

Bürgermeister stellte dem Stadtrat Ergebnis der Studie vor –

Befürworter in Ost wie West

Furth im Wald. (tl) Furth im Wald lebtt, so lange der Drache stirbt. dieses alte Grenzstadt-Sprichwort lässt sich in gewissem Sinne auch auf die Bahn ummünzen, denn seit über 140 Jahren ist das wirtschaftliche Wohl der Stadt des Drachen eng mit hiesigen Grenzbahnhof verbunden. Aus diesem Grund kämpft Bürgermeister Reinhold Macho seit Jahren gegen eine Abwertung der Schienenstrecke über Furth sowie des Grenzbahnhofes. In den jüngsten Bemühungen konnte er am Dienstagabend in der Stadtratssitzung ein Etappenziel vermelden: Die Machbarkeitsstudie der Donau-Moldau-Bahn ist fertig. Gutachter haben nicht nur die optimale Streckentrasse eruiert, sondern auch die Notwendigkeit dieser Bahnlinie im gewachsenen Europa unterstrichen.

Über die Ergebnisse der Studie hatte die Chamer Zeitung/Further Chronik bereits in ihrer Ausgabe vom vergangenen Donnerstag exklusiv berichtet. Grund: Die 4. Regionalkonferenz in Regensburg, bei der Bürgermeister Macho das Konzept der Donau-Moldau-Bahn und die Ergebnisse aus dem nun vorliegenden Gutachten präsentierte. Am Dienstagabend nutzte er im Stadtrat nochmals die Gelegenheit, die Bedeutung und Notwendigkeit dieser Bahn zu unterstreichen und gleichzeitig die Details der Machbarkeitsstudie vorzustellen.

Bahnhof verlor über 100 Jobs

Wer "die Geschichte der Bahn in Furth im Wald kennt - insbesondere den Zusammenschluss der bayerischen Ostbahn mit der böhmischen Westbahn im Jahre 1861 weiß, welche Bedeutung eine Bahnverbindung mit der Entwicklung einer Region hat", gab Macho zu denken und konfrontierte die Stadtväter zugleich mit Statistiken, welche den Abbau am Grenzbahnhof eindrucksvoll deutlich machen: 1989 zählte der Further Bahnhof 137 Beschäftigte, heute sind es gerade noch 34. Von den 72 000 Reisenden, die im September die drei Eisenbahnübergänge zwischen Bayern und Böhmen genutzt hatten, fuhren 37 000 über Schimding, 21 000 über Bayerisch Eisenstein und nur 14 000 über Furth im Wald. Hinzu kommt, dass die Bahnauskunft für die optimalste Verbindung zwischen Prag und München den Weg über Dresden empfiehlt (laut Anfrage der Chamer Zeitung vor rund zwei Jahren) und das Bundesverkehrsministerium bei der Strecke über Furth nur noch von "regionaler Bedeutung" spricht. "Es ist Handlungsbedarf angesagt. Wir brauchen eine Weichenstellung, wie sie einst 1861 vorgenommen wurde", betonte deshalb der Bürgermeister.

Trassen 16 Monate lang geprüft

Mit der Donau-Moldau-Bahn, welche Landkreise und Städte von Pilsen über Regensburg bis Landshut unterstützen, befinde man sich auf gutem Weg, eine solche Weichenstellung zu erreichen. Die Notwendigkeit dieser Bahn werde durch die 280 000 Euro teuere Machbarkeitsstudie (zu 50 Prozent von der EU, 19 Prozent vom Freistaat und 31 Prozent von den Mitgliedern je nach Einwohnerzahl finanziert) deutlich. Drei Unternehmen hatten 16 Monate lang die verschiedenen Trassen untersucht.

Bei einer Investitionssumme von 1,5 Milliarden Euro "wird uns dieses Projekt nicht in den Schoß fallen", warnte Macho. Hoffnung mache ihm jedoch, dass offenbar für den Transrapid von der Landeshauptstadt München zum Flughafen 2,6 Milliarden Euro finanziert werden können, um die Fahrzeit von 30 auf 15 Minuten zu reduzieren. Die Donau-Moldau - Bahn könnte durch den vom Gutachten empfohlenen Streckenverlauf über Nittenau die Fahrzeit von

etwa sieben Stunden auf dreieinhalb nahezu halbieren.

Macho weiß auch, dass man sich in Schwandorf den Ausbau der bereits bestehenden Trasse wünscht. Die Studie habe jedoch ergeben, dass die Schwandorf-Variante im Vergleich zu Kosten und Effizienz die schlechteste wäre. "Wenn man eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gibt, die man von der EU und vom Freistaat gefördert bekommt, muss man die Ergebnisse akzeptieren", argumentierte Macho, wobei er sich jedoch gleichzeitig für eine gute Nahverkehrsanbindung der Stadt Schwandorf an die Donau-Moldau-Bahn aussprach. Durch Geschwindigkeiten von 160 bis 200 km/h auf dieser Linie könnte die Strecke von München nach Prag in dreieinhalb Stunden bewältigt werden. "Man braucht diese Fahrzeit, um die Menschen von Flugzeug und Auto wegzubringen."

Tschechien will zweite Magistrale

Hinzu komme, dass auch die Tschechen eine zweite Bahnachse anstreben, die über Furth führen soll. "Dazu gibt es eine gemeinsame Erklärung", weiß der Bürgermeister. Auch die Bezirke Niederbayern, Oberpfalz und Pilsen hätten sich bereits im vergangenen Jahr für die Donau-Moldau-Bahn ausgesprochen und diesen Wunsch nun erst wieder erneuert. Zudem scheint man den Sinn dieses Projekts auf Bundesebene erkannt zu haben. Während die CDU/CSU-Fraktion im Bundestag eine weitere Eisenbahnverbindung zwischen Bayern und Böhmen als wichtig erachtet, signalisierte die Bundesregierung, sie möchte zunächst das Ergebnis der laufenden Machbarkeitsstudie abwarten. "Und die tschechische Seite hat ein noch größeres Interesse."

Für die Finanzierung hätten die Experten einen Zuschuss von 77 Prozent durch die Europäische Union in Aussicht gestellt. 16 Prozent der Kosten müsste Deutschland aufbringen, sieben Prozent Tschechien. Wichtig sei, dass dieses Projekt bis zum Jahr 2009 soweit wie möglich fortgeschritten ist, um dann die Aufnahme in den Bundesverkehrswegeplan zu erreichen.

Hoffen auf Verständnis in Berlin

Die Bürgervertreter begrüßt der anschließenden kurzen Diskussion durchwegs die Pläne zur Realisierung der Donau - Moldau – Bahn. Volker Heiduk von den Freien betonte, dass man auch das Interesse der Bahn AG gewinnen müsse. Frage wird sein, ob sich die und Landkreise so viel Gehör schaffen können, dass man Einzug den Bundesverkehrswegeplan findet." Macho fügte hinzu, dass dem Bundestagsabgeordneten Hofbauer diesbezüglich bereits Gespräch geführt hatte.

Hans-Jürgen Bernhardt von der SPD wollte wissen, ob auch an die Anbindung an die so genannte "Marzlinger Spange" und somit an den Flughafen München gedacht ist. Der Bürgermeister bestätigte dies. Durch die Donau - Moldau – Bahn ließe sich die Verbindung zum FIughafen attraktiver gestalten. "Deshalb ist auch Landshut Mitglied (des Bündnisses zum Bau der Donau-Moldau-Bahn, Anmerkung d. Red.) geworden. Für sie war die Marzlinger Spange ein entscheidendes Argument, dieser Sache beizutreten".

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