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Mittwoch, 19. Mai 2004

Diabetes bei Kindern steigt –aber Lücke bei Medikamenten

Ärzte sehen Nachholbedarf bei Arzneien-Entwicklung

Hannover. (dpa) Angesichts einer starken Zunahme der Zuckerkrankheit sieht die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) Nachholbedarf bei der Entwicklung von Medikamenten für Kinder.

"Die Kinderärzte sind verunsichert, weil für viele Medikamente keine Studien an Kindern vorliegen", sagte der Kongresspräsident der 39. DDG-Jahrestagung, Prof. Thomas Danne, am Dienstag in Hannover. Das Forschungsklima müsse sich ändern, damit mehr Studien möglich seien. Es gibt bislang nur wenig eigens für Kinder zugelassene Medikamente. Die Fachgesellschaft rechnet mit einer deutlich steigenden Zahl von Diabetikern des Typs 1 und 2 unter Kindern und Jugendlichen. Da immer mehr Kinder Übergewicht haben und sich zu wenig bewegen, führt dies häufig zum so genannten Altersdiabetes (Typ 2) schon in jungen Jahren. Der jüngste Zuckerkranke der Welt soll ein fünf Jahre alter Junge aus Leipzig sein. Prof. Danne, Chefarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult in Hannover, sagte, der Typ-2-Diabetes komme wesentlich häufiger bei Kindern vor als angenommen. Nach Hochrechnungen sind in Deutschland derzeit 5 000 Kinder an Altersdiabetes erkrankt. An Typ-l-Diabetes (Jugenddiabetes) leiden nach DDG-Angaben mehr als 20 000 Kinder bis zum 19. Lebensjahr. Dabei zerstört auf Grund einer vererbten Veranlagung das körpereigene Abwehrsystem die Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Ohne das Hormon Insulin kann der Körper den in der Nahrung enthaltenen Zucker nicht mehr in die Zellen schleusen, um sie mit Energie zu versorgen. Die Betroffenen müssen lebenslang fremdes Insulin spritzen.

Insgesamt leiden derzeit knapp 6 Millionen Menschen in Deutschland an der Zuckerkrankheit vom Typ 1 und 2. Die Entwicklung sei alarmierend, im Jahr 2010 werde mit 10 Millionen Diabetikern gerechnet.

Neue Medikamente, die noch in der Entwicklung sind, können nach Darstellung von Prof. Michael Nauck aus Bad Lauterberg (Niedersachsen) in den kommenden Jahren die Behandlung verbessern. Sie sollen den Blutzucker senken, Gewicht reduzieren und müssten seltener als bisher eingesetzte Wirkstoffe injiziert werden. Der Ärztliche Generalsekretär der DDG, Prof. Peter Bottermann, betonte, Medikamente gegen Altersdiabetes seien deshalb nötig, weil die Menschen ihre Lebensgewohnheiten wie ungesunde Ernährung und zu wenig Sport nicht änderten.

R.Kiehl: Da sind die Politiker gefordert entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen und aufzuklären, damit die Bevölkerung endlich einsieht, daß es so nicht weitergeht: Das heißt, entsprechende Zwangsmaßnahmen beschließt, Bonusmodelle für eine gesunde Lebensweise entwickelt, die angenommen werden können - ...usw. Man kann nicht nach Reduzierung der Krankenkassenbeiträge rufen und gleichzeitig nichts dafür tun, damit diese wieder in einen vernünftigen Rahmen kommen...