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Humboldt, Die Zeitung der Alma Mater Berolinensis 48.22.Jan 2004, www.hu-berlin.de/presse/zeitung

Elite im Ranking?

Symposium zum Benchmarking von Universitäten

Sie heißen Playboy-, CHE-, DFG-, Meta-, stern- oder einfach nur Hochschul-Ranking. Und sie sind gefragt. Denn gerade im Zuge der in den letzten Wochen geführten Elite-Diskussion sind die Rankings unterschiedlicher Couleur zu einem anscheinend wichtigen Entscheidungsfaktor über die Güte der Universitäten in Deutschland geworden.

Noch bevor die Elite-Diskussion ihren Höhepunkt erreicht hatte, fand am 4- und 5. Dezember eine Veranstaltung zum Thema Benchmarking von Universitäten in der neu eröffneten Bertelsmann Repräsentanz Unter den I-inden statt. Ziel der von der Humboldt-Universität und der Verlagsgruppe Springer Science + Business Media gemeinsam organisierten Veranstaltung war es, die Möglichkeiten eines zukünftigen Benchmarkings von Universitäten auszulosen. Im ersten Teil formulierten Wirtschaft und Politik ihre Erwartungen an Deutschlands Universitäten. McKinsey-Chef Kluge und Angela Merkel waren sich darin einig, dass die zukünftige Finanzierung von Hochschulen nicht ohne Studiengebühren auskommen wird. Dem hielt der Rektor der Ludwig-Maximilians-Universität München, Bemd Huber, entgegen, dass Universitäten allein mit Studiengebühren nicht aus der Finanzmisere geführt werden könnten, erst Recht nicht, wenn die Erträge zu Anteilen von den Ländern angefordert würden. Der Ex-Präsident der University of California, Richard Atkinson, stellte die Finanzierung seiner Universität und die Besonderheiten einer Universität mit mehreren Standorten vor. In den USA spielen Rankings schon seit langem eine große Rolle. Allerdings werden dort keine Universitäten, sondem nur einzelne Fächer und Studienprogramme bewertet.

Der zweite Teil der Veranstaltung startete mit einer kontrovers geführten Diskussion um die Ergebnisse des CHE-Forschungs-Rankings. CHE-Chef MüllerBöling präsentierte die gerade erst fertig gestellten Ergebnisse des Rankings. Zwischen Müller-Böling und den Teilnehmern entbrannte eine hitzige Diskussion um das methodische Vorgehen und um die Darstellung der Ergebnisse.

Deutlich wurde, dass ein deutschlandweites Ranking der Universitäten und Fächer nach ihrer Forschungsleistung insbesondere bei den Rektoren und Präsidenten der Universitäten noch auf Skepsis stößt. Den Abschluss machte Sir Richard John Brook mit einer ebenso amüsanten wie aufklärenden Tour d'Horizon durch 20 Jahre Evaluation in Großbritannien. Mit britischem Humor schilderte er die Begleiterscheinungen eines sich nicht wandelnden Systems, auf das sich die Universitäten im Laufe der Zeit vorausschauend eingestellt haben. In England ist Evaluation deshalb so brisant, weil die Finanzausstattung der Hochschulen maßgeblich durch die Evaluationsergebnisse bestimmt wird. Folge ist, dass nicht mehr allein die Wahrheitsfindung im Mittelpunkt wissenschaftlichen Arbeitens steht, sondern vielfach die Verwertung wissenschaftlicher Ergebnisse entlang der Evaluationsskalen bestimmend ist. In England beginnt derzeit der notwendige Prozess der Neubestimmung dieses Evaluationssystems und Brook nahm dies zum Anlass für warnende Worte an einen am Anfang stehenden Benchmarking-Prozess deutscher Universitäten.

Denn darin waren sich Vortragende und Teilnehmer einig: eine kontinuierliche Leistungsbeurteilung und ein ausgewogener Vergleich der Leistungen deutscher Universitäten ist sinnvoll und notwendig. Über den Weg muss sich allerdings noch verständigt werden.

Tania Lieckweg