Straubinger, 18.Mai 2005

Scharfe Kritik an Empfehlungen der "Mittelstraß"-Kommission

Passauer Rektor Schweitzer ist gegen eine Trennung von Forschungs- und Lehruniversitäten - Fehlende Rücksprache mit den Hochschulen bemängelt

M ü n c h e n. (rm/dpa) Der Vorsitzende des Vereins Universität Bayern Walter Schweitzer (Passau) wollte offensichtlich gerne etwas Freundliches über die Hochschulpolitik des Freistaats sagen, doch heraus kamen überwiegend kritische Anmerkungen zu den Empfehlungen der so genannten Mittelstraß-Kommission. So mancher "Fehler" hätte vielleicht vermieden werden können, wenn man den Bericht der internationalen Expertenkommission "Wissenschaftsland Bayern 2020" vor der Schlussfassung einmal mit den Hochschulrektoren besprochen hätte, meinte Schweitzer am Dienstag in München.

Ganz besonders missfallen dem Verein der bayerischen Universitäten, zu dem neben den beiden Münchner Hochschulen die Universitäten Nürnberg-Erlangen, Würzburg, Bayreuth, Regensburg, Passau, Augsbürg und Bamberg gehören, die von der Kommission vorgenommene Trennung von Forschungs- und Lehruniversitäten, die geforderte Verlagerung der Ausbildung für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen an die Fachhochschulen und die Aufteilung der bayerischen Universitätslandschaft in zwei oder drei regional zusammengefasste Gruppen. Die Kritik ist in einer Stellungnahme der Hochschulrektoren festgehalten, die in der vergangenen Woche an das bayerische Wissenschaftsministerium ging. Merkwürdig sei auch, dass das erst vergangene Woche abgeschlossene "lnnovationsbündnis" in den Empfehlungen der Mittelstraß-Kommission gar nicht vorkomme, wunderte sich Schweitzer. Als Chef einer kleinen Universität kann sich Schweitzer auch mit dem Erfolgs-Maßstab der Kommission, nämlich die Höhe der Drittmittelförderung, nicht anfreunden. Auch Schweitzers Amtsvorgänger, der Präsident der technischen Universität (TU) München Wolfgang Herrmann, kritisierte die verschobene Einführung von Studiengebühren in Bayern auf das Jahr 2007. "Ich weiß nicht, ob da nächstes Jahr Wahl ist", merkte Herrmann ironisch an: "Irgendwas muss da sein". Die Universitäten hätten sich die Einführung von Studiengebühren jedenfalls schon ein Jahr früher durchaus vorstellen können. Auch ein System einer sozialverträglichen Kreditfinanzierung wäre bis dahin fertig, sagte Wolfgang Herrmann.

Indessen richten sich die bayerischen Universitäten darauf ein, dass vom Staat in den nächsten Jahren keine Zuwächse mehr bei der Hochschulfinanzierung zu erwarten seien. Eine verstärkte private Finanzierung der Hochschulen sei jedoch nur möglich, wenn sich die Universitäten von "nachgeordneten Behörden" zu "Unternehmen" entwickeln könnten, meinte Herrmann.

Die Hochschullandschaft in Bayern wird sich nach Auffassung des TU-Präsidenten in den nächsten zwei Jahrzehnten noch gravierend verändern. "In zehn, zwanzig Jahren", so Herrmann, "wird es nur noch eine Universität Bayern geben".

Mit dem Passauer Universitätsrektor Walter Schweitzer steht für zwei Jahre ein Wirtschaftswissenschaftler an der Spitze des Vereins Universität Bayern. Seit 2003 war der gebürtige Augsburger bereits stellvertretender Vorsitzender des Vereins Universität Bayern. Am 1. April löste Schweitzer für zwei Jahre turnusgemäß Prof. Wolfgang Herrmann ab.

Kommentar R.Kiehl: Ich kenne die Empfehlungen dieser Kommision nicht, aber mir scheint es nicht sinnvoll, Lehre und Forschung total trennen zu wollen, beides gehört zusammen – aber: Es sollten gute Forscher weitestgehend von der "Routine" befreit werden, so auch von den Vorlesungen – Seminare begleitend zur Forschung sind unabdingbar...ich habe mich immer auf die "Forschungs-Seminare" mit Prof.Wieland gefreut...= Forschungsprofessuren sind sinnvoll. Die guten "Dozenten" – weniger gute Leute in der Forschung, sollten die Routine- = Lehrbuch-Vorlesungen halten: Die Lehrbücher sind nämlich zum größten Teil bei Vorlesung durch die Forschungsergebnisse meistens schon überholt und für einen "Forscher" uninteressant...und es ist eine Qual, so etwas noch einmal durchkauen zu müssen! Die gute Zusammenarbeit mit den Forschungsinstituten, wie MPI, FHG, usw. ist in diesem Sinne zu forsieren...

und

bewilligte Drittmittel und "Impaktfaktoren"- kiloweise produziertes beschriebenes Papier - sind nach meiner Ansicht nicht die richtigen Mittel zur Beurteilung einer guten Forschungsleistung!

Siehe dazu auch meine verschiedenen anderen Kommentare unter www.rki-i.com ....

 

Das wirklich allerletzte:

Mir ist die neuerliche Diskussion um die "Krebszellen" einiger Charlatane = Koreaner, Engländer und
eines Großmaules aus Köln nicht ganz klar, außer, daß in NRW Wahlen stattfinden und man bei einigen Leuten wieder falsche Hoffnungen wecken will: Kann Herr Brünstle (?) eigentlich nichts anderes als Embryonen mißbrauchen, Krebslinien herstellen und den Mund aufreißen? Er sollte einmal anfangen etwas sinnvolles zu machen - wenn er nicht in der Lage dazu sein sollte, würde ich ihm raten, er solle anfangen etwas sinnvolles zu erlernen oder nach Korea oder Isreal auswandern!

Die Ethik und unsere Wertevorstellungen ändern sich nicht durch einen solchen Unsinn,... den die Presse = Laien = hier wieder breittreten! ...weil hiermit einmal mehr Schlagzeilen zu machen sind...und nichts weiter ... - unsere wirtschaftlichen Probleme sind damit nicht zu lösen...Die CSU ist gegen diese neuerliche unsinnige Diskussion!! R.Kiehl www.rki-i.com

Die Welt, 21.Mai 2005:

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