Bayerwald-Echo, 30.11.2005

Vier Kandidaten stellten sich Furth
Hunderte von Bürgern drängten in Echo-Veranstaltung zur Bürgermeister-Wahl

FURTH (si). Die Bürgermeister-Macho-Halle erwies sich für die vier potenziellen Nachfolger als zu klein. Mehrere hundert Further wollten die Vorstellung der Kandidaten für die Bürgermeister-Wahl miterleben.

"Ein Ritter müsste kommen, der mehr Mut hätte als alle anderen", leitete der Further Echo-Redakteur Fred Wutz die Vorstellung mit einem Drachenstich-Zitat ein. Die Stadt habe Glück. Es finde sich nicht nur jedes Jahr ein Ritter, um den Drachen zu töten, sondern es stünden auch vier Kandidaten für den Bürgermeisterposten zur Wahl.

Bis ins Foyer der Halle standen die Gäste und begrüßten alle vier Kandidaten mit freundlichem Beifall. Der amtierende Bürgermeister Michael Mühlbauer stellte fest, dass auf den Sieger der Wahl große Herausforderungen warten. Er dankte dem Bayerwald-Echo für die Durchführung des Abends und wünschte den Bürgern "eine gute Information, die Ihnen bei der Wahl dient". Die Vorstellungsrunde leitete Echo-Redakteur Wolfgang Baumgartner jeder Kandidat hatte 15 Minuten Zeit.

Volker Heiduk (Freie Wähler) erklärte, mit 63 sei er nicht mehr der jüngste, aber er traue sich zu, in den nächsten sechs Jahren viel zu bewegen. Die Further Probleme seien das Verschwinden von Institutionen, Behörden und Betrieben, wobei die Zahl der Arbeitsplätze gehalten worden sei. In Sachen Arena-Park verstehe er die Aufregung nicht. Da fehle immer noch das große Zugpferd und die Preise seien dabei, sich anzugleichen. Trotzdem werde Furth beim Wegfall des Ziel II-Gebietes ein Förderungsgefälle von 50 Prozent erleben. "Die größere Problematik liegt in der finanziellen Situation: Wir sind klamm bis zur Halskrause", so Heiduk. Es werde in den nächsten Jahren keine wesentlichen Investitionen geben können. Zu bewegen sei nur noch etwas gemeinsam mit den Bürgern. "Resignation ist nicht angesagt. Das zeigen Beispiel wie Waldbühne, Cave Gladium, Opernverein..." Zusammenarbeit mit Landkreis und Kreiskrankenhäusern sei unabdingbar. Stärkung von Standort, Kaufkraft und Fremdenverkehr müsse Ziel sein.

Ludwig Kreitl (CSU) klärte zunächst die Frage, warum er Bürgermeister werden will: "Ich bin der Richtige!" Er verfüge über Erfahrung in Behördenarbeit. Personen wie Franz Löffler und Franz Reichold seien da Vorbild. Mit 45 Jahren sei er genau im richtigen Alter, um langfristige Dinge wie Stausee und B 20 zu bewegen. Zudem habe er politische Verbindungen in Bund und Land, was in schweren finanziellen Zeiten von Vorteil für die Stadt sein werde. Er habe auch Bürgernähe praktiziert: "Ich bin einer von Ihnen. Ich höre zu, packe an und setze um", so Kreitl. Seine Charakterzüge schilderte er als "ehrlich, fleißig und ausdauernd". Seine mittelfristigen Ziele sind die Konsolidierung des Haushaltes, Schaffung von Arbeitsplätzen und Unterstützung des Gewerbes. "Es sind Bestrebungen im Gange, das Terminal II zu verkaufen und es gibt dafür Interessenten. Das ist der richtige Weg", so Kreitl. Die Schaffung einer Ost-West-Akademie und die Stärkung des Tourismus seien weitere Ziele.

Michael Mandl (SPD) nahm für sich die Vorzüge seines Vorredners in Anspruch: Berufserfahrung und Verwaltungswissen. Im Grunde sei jedem klar, wo Furth der Schuh drückt, deswegen, seien auch die Programme ähnlich. Die Aufgaben seien nur gemeinsam mit den Bürgern zu lösen, mit Sparsamkeit im Haushalt und Freunden in der hohen Politik. In Zeiten leerer Kassen seien Ideen der Bürger doppelt wichtig. Voraussetzung dafür: umfassende Informationen in Bürgerversammlungen. Im Rathaus müsse ein neuer Stil mit mehr Mitverantwortung einkehren. Das Ehrenamt sei ein bedeutender Erfolgsfaktor: "Das bringt Projekte voran und spart Finanzen". Es nütze aber nichts, sich zu Tode zu sparen. Dies schade dem Ansehen der Stadt. '"Wir brauchen günstige Bau- und Gewerbeflächen, einen gesunden Mittelstand, Tourismus und Freunde." Das Further Krankenhaus müsse in Landkreis Strukturen eingebunden werden. "ich würde aus Solidarität auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld verzichten", bot Mandl an.

Johannes Müller (Christliche freie Wählervereinigung) 38, verheiratet, drei Kinder, aus Ränkam, schilderte seinen Werdegang als Diplomkaufmann, Banker und Wirtschaftreferent im Landkreis Regen. Derzeit schreibe er seine Doktorarbeit mit dem Titel "Grenzüberschreitende Wirtschaftsbeziehungen". Er gab vier Ziele vor: Mehr Wachstum, Weiterentwicklung der Stadt, Stärkung des Tourismus und Sanierung des Haushaltes. Um die Stadt attraktiver zu machen, brauche man mehr Einwohner, eine Einbindung, der Bürger, gute Zusammenarbeit mit Städten und Landkreis und hohe EU-Förderquoten. Im Tourismus sei das Potenzial nicht ausgeschöpft, vieles Stückwerk. Bei der Sanierung des Haushaltes werde man Leistungs-Einschränkungen und Straffung von Verwaltungs-Abläufen benötigen. Nach fünf Jahren in leitender Position im Landkreis Regen und seiner beruflichen Vorbildung sei er zu all diesen Dingen in der Lage. "Nur wenn wir besser sind, schaffen wir es", so Müller.

 

Chamer, 26.11.2005
Kandidaten antworten Lesern der Chamer Zeitung

Furth im Wald. (reit) Eine große Resonanz hat die Aktion der Chamer Zeitung/Further Chronik gefunden, bei der die Leser ihre Fragen an die vier Bürgermeisterkandidaten stellen durften. Die ersten Antworten auf die Fragen haben wir bereits in der Ausgabe vom vergangenen Samstag veröffentlicht. Heute nun folgt der zweite Teil der Antworten und die restlichen Beiträge veröffentlichen wir in einer unserer nächsten Ausgaben.

Wir glauben, dass diese Form des Frage/Antwort-Austausches mehr Sachlichkeit und somit letztendlich auch mehr Informationswert in sich birgt als andere Aktionen, da die Formulierung außerhalb des Rampenlichts in aller Ruhe gewählt werden kann.

Nachfolgend die weiteren Fragen der Leser der Chamer Zeitung/ Further Chronik und die Antworten der jeweiligen Kandidaten dazu.

Jens Spreckelsen: Was haben Sie in den letzten fünf Jahren an Projekten in den Stadtrat eingebracht und welche wurden verwirklicht?

Ludwig Kreitl (CSU): Natürlich sind die von der CSU-/Umlandfraktion erarbeiteten Projekte und Ideen über unseren Bürgermeister Reinhold Macho in den Stadtrat eingeflossen, nachdem darüber in der Fraktion ausführlich beraten worden ist. Beispielhaft sind zuletzt die Änder-ungsvorschläge hinsichtlich der geplanten Trasse der Südumgehung, die Seeraumgestaltung des Drachensees, die Donau-Moldau-Bahn, Sanierung des Freibades, die Verkürzung der Tribünenanlage beim Drachenstich zu nennen.

Michael Mandl (SPD): Die großen Projekte haben alle im Stadtrat zum Wohle der Stadt und seiner Bürger gemeinsam getragen.

Eines meiner Projekte war die Errichtung der Ampelanlage an der Kötztinger Straße. Ein weiteres war der Einsatz um den Weiterbau des Kanalnetzes in der Altgemeinde Sengenbühl zusammen mit den zwei weiteren Stadträten aus diesem Ortsteil.

Im Übrigen finde ich diese Frage nicht korrekt, da sich ein Kandidat dazu gar nicht äußern kann.

Volker Heiduk (Freie Wähler): In den letzten fünf Jahren habe ich zur Lösung der Problematik der drei Kreiskrankenhäuser und des Krankenhauses St. Georg Furth im Wald ungezählte Stunden und Energie investiert und Reformen angestoßen. Die ständigen Nachbesserungen der staatlichen Gesundheitspolitik machen zudem bei der medizinischen Ausrichtung und der Wirtschaftlichkeit laufend Nachkorrekturen nötig.

Die vorweg erörterte Haushaltslage hat in einer Stadt wie Furth im Wald seit einiger Zeit keinen Spielraum mehr für die Realisierung von Projekten, die eine solche Bezeichnung verdienen.

Johannes Müller (CFW): Da ich bis jetzt noch nicht im Stadtrat von Furth im Wald vertreten war, kann ich natürlich auch keine Projekte in den Stadtrat eingebracht haben. Trotzdem war ich, was die Projektarbeit betrifft, auch für Furth im Wald und den Bayerischen Wald tätig. Projektarbeit ist eine meiner Hauptaufgaben als Wirtschaftsreferent im Landkreis Regen.

Ein Projekt das ich diesbezüglich nennen möchte, das auch Furth im Wald zu Gute kommt, ist das grenzüberschreitende Wirtschaftsportal "regioport". Hier geht es um grenzüberschreitende - Wirtschaftsbeziehungen für Unternehmen des Bayerischen Waldes und Böhmen. Es kann sich aber auch jeder Further Bürger Informationen über den Nachbarn Böhmen unter www. regioport.com kostenlos holen. Das Portal hat vier Plattformen, eine Informations-, Kooperations-, Handels- und Bildungsplattform.

Im Übrigen habe ich mich zusammen mit anderen die letzten Jahre besonders für den Erhalt der Förderkulisse für Betriebe des Bayerischen Waldes eingesetzt. Bisher können unsere Betriebe bei Investitionen bis zu 28 Prozent Fördermittel beantragen. Dies ist ein wichtiger Punkt für zukünftige Betriebserweiterungen beziehungsweise Neuansiedlungen.

Dr.Reinhold Kiehl: Wie gedenken die Kandidaten sicherzustellen, dass das Further-Krankenhaus mit der immensen Schuldenlast des Landkreises von 7,5 Millionen Euro zur Zeit, die weiteren Jahre unbeschadet übersteht? Konkrete Antwort bitte!

Ludwig Kreitl- Ich verstehe die Frage nicht ganz genau. Bei dem hiesigen Krankenhaus St. Georg handelt es sich mittlerweile (seit 1994) um eine städtische Einrichtung und ist daher völlig losgelöst von den KreisKrankenhäusern zu betrachten. Für unser Haus wurde durch ein ganzes Bündel von Maßnahmen die Zukunft der nächsten Jahre gesichert. Neben der Umwandlung zu einem Kommunalunternehmen mit Individualvereinbarungen mit dem Personal und teilweise sogenannten Rückkehrvereinbarungen, sowie einer Umstrukturierung der Küche haben wir das Haus für die kommenden Jahre zukunftsfähig gemacht.

Die Schuldenlast der Kreiskrankenhäuser, deren Träger der Landkreis ist, spielt in diesem Zusammenhang zunächst überhaupt keine Rolle. Höchstens indirekt, falls das Defizit über die Kreisumlage an alle Gemeinden weitergegeben werden muß.

Michael Mandl: Die Schulden der Kreiskrankenhäuser belasten nicht das Further Krankenhaus. Dort wurden vom Stadtrat bzw. Verwaltungsrat viele Maßnahmen, auch sehr harte ergriffen, um in Zukunft eine ausgeglichene Bilanz zu bekommen.

Volker Heiduk: Die Schuldenlast der Kreiskrankenhäuser hat mit dem Krankenhaus St. Georg nichts gemein, zumal die Stadt als Betreiberin sich auf die im Bayer. Krankenhausbedarfsplan gesicherte Bettenzahl nebst Festlegung der Fachrichtung als chirurgisch-orthopädisches Krankenhaus stützen kann.

Dennoch bleibt es eine außerordentlich schwierige Daueraufgabe, vor den ständigen Gesundheitsreformen die Wirtschaftlichkeit unseres Hauses wiederherzustellen und die Defizitzone zu verlassen. Entscheidende Schritte wurden mit der lobenswerten Mitwirkung des Personals, der Umstrukturierung der Küche und einer Reihe von Maßnahmen bereits getan.

Weitere Möglichkeiten liegen in der Kooperation, dem Beitritt zu Einkaufsverbünden, der Fremdvergabe einzelner Leistungen und vielen Feinkorrekturen.

Johannes Müller: Ich glaube Ihre Frage ist sehr berechtigt. Die wirtschaftlichen Herausforderungen für das Krankenhaus Furth im Wald stehen zukünftig noch an. Ich bin hier aber zuversichtlich. Zu dieser Frage habe ich in meinem Programm ebenfalls Stellung bezogen.

Selbstverständlich ist auch hier Sparen um jeden Preis unerlässlich.

Andererseits meine ich aber, dass die Zukunft der Krankenhäuser noch von verschiedenen anderen Schwerpunkten beeinflusse wird. Für mich sind dies vor allem hohes Qualitätsdenken und Innovationen, sowie die Erschließung neuer Finanzierungswege, aber auch die Zusammenarbeit mit privaten Unternehmen. Auf diese Punkte muss zukünftig gesetzt werden.

Martina Dimpfl: Wie stellt sich der gewählte Bürgermeister die Zusammenarbeit im Stadtrat und in den Ausschüssen mit den einzelnen Fraktionen vor, vor allem dann, wenn er nicht der Mehrheitsfraktion angehören sollte.

Ludwig Kreitl: Ich bin natürlich im Gegensatz zu meinen Mitbewerbern - in der glücklichen Lage von der Mehrheitsfraktion im Stadtrat getragen zu werden. Insofern kommt mir diese Frage entgegen. Als neuer Bürgermeister wäre ich bereit, die im Stadtrat zu behandelnden, wichtigen Angelegenheiten auch vorher in den jeweiligen Fraktionen zu erörtern. Ein Angebot, das - soweit mir bekannt - auch unser Bürgermeister Reinhold Macho an alle Fraktionen gemacht hatte.

1.Bürgermeister Reinhold Macho, seine beiden Stellvertreter Michael Mühlbauer und Erich Pongratz, waren zusammen mit der CSU-/Umland-Fraktion mit den Fraktionssprechern Hans Ziesler und Franz Former das Team, das seit Jahren die Geschicke der Stadt geleitet hat. Alle anderen Gruppierungen haben nur zugestimmt. Soweit ich mich erinnern kann, wurden alle wichtigen Entscheidungen einstimmig gefällt. Diese erfolgreiche Zusammenarbeit kann mit mir als Bürgermeister nahtlos weitergeführt werden.

Michael Mandl: Die Gemeindeordnung sieht eine Opposition nicht vor, sondern nur ein gemeinsames Arbeiten, deshalb sollte im kommunalen Bereich kein Unterschied zwischen den Parteien gemacht werden, damit die Entscheidungen, die getroffen werden sollen, immer zum Wohle unserer Stadt und seiner Bürgern ausfallen. Alle Entscheidungen sollten miteinander getroffen werden. Das Miteinander steht für den Bürgermeister, den Stadtrat, die Stadtverwaltung und die Einwohner unserer Stadt.

Volker Heiduk: Das Modell von Regierungsfraktion und -opposition passt nicht in ein Stadtparlament. Viele Bürgermeister und Landräte in Bayern amtieren seit jeher gegen so genannte Mehrheitsfraktionen außerordentlich erfolgreich. Die Frage geht von der Annahme aus, dass Mehrheitsfraktionen sachdienliche und notwendige Beschlüsse blockieren. Dies ist weder in den Amtszeiten von Alfred Peter, noch von Gottfried Dimpfl passiert und ich gehe davon aus, dass das Verantwortungsbewusstsein der Stadträte auch in Zukunft auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit setzt. Alle Stadträte sind im Übrigen durch ihren Amtseid verpflichtet, zum Wohle der Stadt zu arbeiten, so dass für solche Machtspiele eigentlich kein Raum bleibt.

Johannes Müller: Hier sehe ich nur wenig Probleme. Die Stadträte gehören zwar alle verschiedenen Parteien an, aber alle Stadträte sind in erster Linie verpflichtet zum Wohle der Stadt Furth im Wald zu handeln. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass Stadträte, auch nicht die Mehrheitsfraktion gute und sinnvolle Projekte ablehnen. Dies würde ja den Bürgern und der Stadt Furth im Wald schaden. Die Sache, sowie das Beste für Furth im Wald und nicht die Parteizugehörigkeit muss folglich bei allen Entscheidungen im Stadtrat im Vordergrund stehen. Ist dies nicht der Fall, verfehlt ein gewählter Stadtrat seine Aufgabe.

Max Riedl: Die Bürgerbeteiligung in Furth im Wald ist in den letzten Jahren mangels Unterstützung durch die "schwarze" Mehrheitsfraktion eingeschlafen, was sich nicht zuletzt im Scheitern der von Bürgermeister Reinhold Macho zu Recht angestoßenen Agenda zeigte. Welche Maßnahmen zu einer aktiveren Bürgerbeteiligung sehen Sie?

Ludwig Kreitl: Der angesprochene Agenda 21-Prozess wurde von Bürgermeister Macho und der CSU-Umlandfraktion überhaupt erst initiiert. Einige der daraus entstandenen Arbeitskreise, die überproportional von der SPD besetzt waren, stellen eine Reihe von Forderungen auf, ohne jedoch - was eigentlich den Sinn dieser Arbeitsgemeinschaften ausmacht - Eigenengagement zu entwickeln und Akzente zu setzen.

Außerdem versuchte der AK-Vorsitzende Bernd Seigner zusammen mit Bürgermeister Macho die Agenda 21-Bewegung zuletzt in einer Versammlung im ATT erneut anzustoßen, was aber aufgrund der Abwesenheit vieler AK-Mitglieder scheiterte.

Die Arbeitskreise existieren immer noch, sie müssen nur belebt werden. Eigeninitiative ist das Zauberwort ; nicht nur einen Katalog an Forderungen erstellen, sondern auch tatkräftig mit anpacken. Hier gibt der Verein Stadtbild e.V. mit seinem 85-jährigen Vorsitzenden Karl Stauber ein mustergültiges Beispiel wie so etwas funktionieren kann.

Michael Mandl: Gerade in schwierigen Zeiten ist die Mitarbeit aller Bürgerinnen und Bürger der Stadt besonders notwendig. Sich die Meinung der Bevölkerung anzuhören und zu kennen, war schon immer mein Grundsatz. Dass alle Abstimmungen zum Wohle der Stadt und seiner Bürger geschehen sollen, ist selbstverständlich, jedoch müssen die Bürger besser informiert und in die Entscheidungsfindung mehr eingebunden werden. Dies war in der letzten Zeit meiner Meinung nach nicht immer gegeben. Mit Bürgerversammlungen und der Wiedereinführung der Bürgersprechstunde als erste Schritte sind die Bürger dann auch besser in die Entscheidungsfindung einbezogen.

Volker Heiduk: Solange sich die Bürgerbeteiligung auf den Gang zur Wahlurne und auf gelegentliche Informationen beschränkt, wird der Bürger relativ wenig Interesse an der Stadtpolitik zeigen. Echte Bürgerbeteiligung erfordert Transparenz der Probleme und der Entscheidungsfindung und vor allem eine verantwortliche Mitwirkung der Bürger.

Ich habe deshalb in meinem 10-Punkte-Programm vom Further Beratungsnetzwerk, über ein Fremdenverkehrsforum bis hin zu einer Unternehmerrunde eine Reihe von Vorschlägen zur aktiven tatsächlichen Bürgerbeteiligung vorgestellt.

Johannes Müller: Sicher werden Sie dem Bericht meiner Auftaktveranstaltung entnommen haben, dass ich ein vehementer Verfechter der Teamarbeit und des Netzwerkgedankens bin. Dies gilt natürlich auch für die Einbindung der Bürger in Entscheidungsprozesse der Stadt Furth im Wald.

Einer meiner Programmpunkte ist ja die Schaffung eines lokalen Netzwerkes. Dort möchte ich zukünftig vor allem die Further Bürger und Betriebe einbinden, aber auch mit dem Landkreis Cham zusammenarbeiten. Damit schafft man mehr Transparenz, Informationsfluss, Vertrauen und vor allem Regionalbewusstsein in Furth.

Ich habe beispielsweise so ein lokales Netzwerk in Regen in den letzten fünf Jahren bereits mitgestaltet. Es handelt sich um das Wirtschaftsforum Regen e.V.. Die Einbindung der Bürger und der Unternehmen in die Arbeit des Landkreises funktioniert dort sehr gut. Ziel solcher lokaler Netzwerke ist die positive Entwicklung des Arbeits- und Lebensraumes einer Stadt oder eines Landkreises.

Dies möchte ich auch in Furth im Wald aufbauen. Übrigens bin ich auch Leiter zweier Agenda 21-Arbeitskreise. Dieser Agenda 21-Prozess läuft im Landkreis Regen gut und bringt Vorteile für die Region.

 

30.11.2005
Kandidaten antworten Lesern
der Chamer Zeitung
Ludwig Kreitl, Michael Mandl, Volker Heiduk und Johannes Müller beziehen Stellung zu letzten Fragen

Furth im Wald. (reit) Die Aktion "Leser der Chamer Zeitung/Further Chronik fragen die Bürgermeister Kandidaten" beenden wir heute mit dem nachfolgenden Frage- und Antwort-Spiel. Wir haben damit alle Fragen, die uns zugeleitet wurden, beantworten lassen. Lediglich bei Dr. Reinhold Kiehl haben wir uns auf zwei von insgesamt vier Fragen beschränkt. Die Chamer Zeitung/ Further Chronik hofft, dass Ihnen diese Aktion eine Unterstützung bei der Auswahl ihres Kandidaten war.

Jens Spreckelsen: Was haben Sie in den letzten fünf Jahren im Bereich Jugend getan und was haben Sie in Zukunft hier vor?

Ludwig Kreitl (CSU): Bevor ich 2002 in den Stadtrat gewählt worden bin, war ich als Jugendtrainer beim FC Furth tätig und trainierte als ausgebildeter Sportübungsleiter lange Jahre Jugendmannschaften der Handballabteilung.

Als Jugendbeauftragter der Stadt Furth im Wald habe ich verschiedene Aktionen organisiert oder veranstaltet. Am Anfang zusammen mit Sportreferent Manfred Dietl eine Mitternacht-Sport-Aktion in der Dreifachturnhalle, Skater-Contests, Bahn-Fahrten mit Jugendlichen zur Skater-Indoor-Halle nach München, eine jährliche Ferienfreitzeitwoche (in Zusammenarbeit mit den Vereinen und der Vhs), Fahrt zu Uni Regensburg zur Jugend-Vorlesung, Präventionsvorträge für Jugendleiter, Errichtung eines Jugendtreffs im Keller der Vhs (derzeit im Bau) und Weiteres.

Michael Mandl (SPD): In den letzten Jahren war meine Jugendarbeit vor allem in den Vereinen, bei denen ich Mitglied bin. Durch die Leitung einer Arbeitsgruppe der Agenda, die sich mit dem Problem Jugend und Lehrstellen auseinandergesetzt hat, war ich der einzige, der bei den Further Betrieben nach zusätzlichen Lehrstellen angefragt hat. Der Erfolg dieser Anfrage war, dass zusätzlich Jugendliche einen Ausbildungsplatz erhalten haben.

Für die Zukunft werde ich versuchen, zusätzlich Ausbildungsstellen in den mittelständischen Betrieben auszubauen. Ein langfristiges Ziel, das bestimmt nicht von heute auf morgen realisierbar ist, ist die Schaffung und Einrichtung eines Jugendzentrums.

Volker Heiduk (Freie Wähler): Ich war 18 Jahre lang Sportreferent und hier laufend mit Problemen des Jugendsports befasst. Um den TV Furth im Wald mit seinen über 300 Sport treibenden Jugendlichen zu retten, habe ich in einer Krisensituation mich als Vorsitzender zur Verfügung gestellt und arbeite seither in vielen Verhandlungsrunden mit anderen Sportvereinen, den Verantwortlichen der Sportförderung und Fachstellen an der Konsolidierung des größten Sportvereins der Stadt.

Johannes Müller (CFW): Selbstverständlich habe ich mich die letzten Jahre auch stark für die Jugend eingesetzt.

So habe ich vor fünf Jahren das Projekt Berufswahltage im Landkreis Regen mit ins Leben gerufen. In der heutigen Zeit ist es besonders wichtig, dass unsere Jugendlichen eine gute Ausbildung absolvieren können. Dies war und ist mir ein besonderes Anliegen. Deswegen führen wir auf den Berufswahltagen in Regen über 70 Unternehmen des Landkreises Regen mit circa 1500 Jugendlichen in der Eissporthalle in Regen zusammen. Ziel ist es, dass sich die Betriebe und Jugendlichen kennen. lernen und gleich Praktika oder Ausbildungsplätze vergeben werden. Bei diesem Projekt wirken nahezu alle Schulen des Landkreises Regen mit. Dies ist regelmäßig sehr erfolgreich. Dieses Projekt trägt auch zur Senkung der Jugendarbeitslosigkeit bei.

Ein neues Projekt im Jugendbereich wird grenzüberschreitende Schulpartnerschaften betreffen. Uns geht es vor allem darum, tschechische und bayerische Kinder und Jugendliche zusammenzuführen. Vor allem sollen über die Schulpartnerschaften gemeinsame Themen diskutiert und Barrieren abgebaut werden.

Außerdem ist es seit fünf Jahren meine Aufgabe, jungen Unternehmern mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Sie werden von mir kostenlos beraten. Dadurch soll der Weg in die Selbstständigkeit auf solidere Beine gestellt werden. Ich muss sagen, all diese Aufgaben machen mir großen Spaß. Ich habe ja selbst drei Kinder und bin schon deshalb sehr offen für die Jugendarbeit. Ähnliche Projekte kann ich mir auch für Furth im Wald vorstellen.

Max Riedl: Nennen Sie je eine Initiative Ihrer drei Gegenkandidaten, die Sie so lobenswert finden, dass diese auch Ihre Unterstützung hätte?

Ludwig Kreitl: Gerne nenne ich hier die Aktion an der Grundschule, bei der Eltern nach dem Aufruf von Michael Mandl die Außenfassade selbstlos mit einem neuen Farbanstrich versehen haben und somit den Sachaufwandsträger Furth im Wald finanziell entlastet haben.

Bei den anderen beiden Kandidaten fällt mir beim besten Willen keine Aktion ein.

Michael Mandl: Was mir an den Wahlkämpfen und Initiativen der Mitkandidaten gefällt? Es war von Anfang an klar, dass alle Kandidaten inhaltlich nahezu ähnliche Aussagen machen würden, weil die brennenden Themen ja in der Luft liegen. Deswegen will ich jeweils einen interessanten Aspekt der Mitkandidaten herausheben: Bei Volker Heiduk ist die Homepage der Freien Wähler interessant, wenngleich man dort selber Probleme mit der Abstimmung zugibt. Bei Ludwig Kreitl war ich überrascht, dass er den Stil von Bürgermeister Macho gegenüber den Rathausbediensteten kritisiert und sich sogar vom Further Ehrenbürger Edmund Stoiber distanziert hat. Die Bewerbung von Johannes Müller zeigt ehrlich auf, dass innerhalb der CSU nicht nur in Bayern, sondern auch im Ortsverein Furth im Wald Diskussionsbedarf besteht und die CSU keineswegs so einig ist, wie nach außen getan wird.

Volker Heiduk: Soweit ich den Vorschlägen meiner Mitbewerber entnehmen kann, wollen auch diese über die Bürgerbeteiligung das Interesse an ihrer Stadt und ihrer Weiterentwicklung wecken.

Das ist für mich der Schlüssel für eine bessere Zukunft unserer Stadt. Darum stimme ich hier auch uneingeschränkt zu.

Johannes Müller: Ich glaube jeder Bürgermeisterkandidat will für Furth nur das Beste und jeder hat gute Ideen und Initiativen. Ich möchte deswegen hier nicht einzelne Maßnahmen hervorheben.

Dr. Reinhold Kiehl: Wie gedenken die Kandidaten mit der Klärschlamm-Problematik und den Further-Altlasten (Flabeg, etc., inkl. Deponien, siehe Diskussion der anderen Landkreismitglieder zu diesem Thema unter meiner HP www.rki-i.com

Ludwig Kreitl: Dazu kann ich nur wenig sagen. Ich kenne nur die allgemeine Klärschlamm-Problematik, die von der Europäischen Union, vom Bund und vom Freistaat Bayern unterschiedlich bewertet wird. Nach den derzeit geltenden gesetzlichen Bestimmungen ist das Ausbringen auf landwirtschaftliche Flächen unter strengen Kontrollen seitens des Landratsamtes eingeschränkt möglich und wird in Furth im Wald so praktiziert. Ich bin auch durch seine nicht gerade übersichtliche Homepage nicht klüger geworden.

Michael Mandl: Beim Klärschlamm sind sich alle einig, dass der Vorschlag des Umweltingenieurs beim Landratsamt, Herrn Zollner, mit den Energiefeldern der effektivste ist, d.h. den Klärschlamm auf Grundstücke bringen, auf denen keine Nahrungsmittel angebaut werden, sondern nur Pflanzen (z.B. Raps), die zu Energie (z.B. Biodiesel) gewonnen werden, so lange eine thermische Verwertung nicht möglich ist. Die ist nach Europäischen Gesetzen möglich, nur nicht in Bayern, deshalb laufen viele bayerische Bürgermeister gegen diese restriktive Haltung der bayerischen Staatsregierung Sturm.

Volker Heiduk: Die Klärschlammproblematik beschäftigt den Umweltausschuss des Kreistages, dem ich angehöre, seit längerer Zeit.

Der Freistaat Bayern hält an einer Regelung fest, die es im Gegensatz zu den anderen Bundesländern oder gar den EU-Richtlinien verbietet, Klärschlamm landwirtschaftlich zu verwerten. Für eine thermische Verwertung als Alternative hat Bayern aber bis dato keine Maßnahmen getroffen. Ich stehe voll hinter der Forderung der bayerischen Landkreise, entweder die inkonsequente und wettbewerbsverzerrende Vorschrift zu streichen oder zur Verhinderung eines sog. Klärschlammtourismus für thermische Verwertungsanlagen zu sorgen.

Die ehemalige Kreisdeponie und andere ehemalige Deponiestätten sind auf dem jeweiligen Stand der Technik zu halten. Das erfordert hohe Aufwendungen. Dieser Aufgabe hat sich der Kreis bislang gestellt.

Was die ehemaligen städtischen Deponieanlagen betrifft, wird schon seit langem über die nötigen Maßnahmen einschließlich der Finanzierung verhandelt, um zu einer akzeptablen und für alle Seiten tragbaren Lösung zu kommen.

Johannes Müller: Mit der Klärschlamm-Problematik meinen Sie vermutlich die Ausbringung des Klärschlammes auf die landwirtschaftlichen Nutzflächen. Aufgrund der Gesetzeslage sehe ich dieses Thema nicht an vorderster Stelle, weil zum einen die Überwachung dieses Vorganges per Gesetz sehr streng und rigide durchgeführt wird und zum anderen im gesamten Landkreis Cham so verfahren wird. Es werden meines Wissens nach regelmäßig Bodenproben entnommen und ausgewertet. Ich glaube bisher gab es keine Beanstandungen.

Eine Veränderung meiner Position zu dieser Thematik wäre erst dann erforderlich, wenn der Gesetzgeber neue Verordnungen in Richtung Verbot der Ausbringung auf landwirtschaftliche Flächen erlassen würde und dann die kostenintensive thermische Verwertung anstehen könnte.

Mit den "Further-Altlasten" meinen Sie offensichtlich die Deponie bei der Ziegelhütte. Hier ist meines Wissens nach kein sofortiger Handlungsbedarf gegeben, weil die regelmäßigen Grundwasserüberprüfungen am Rande der Deponie keine Verunreinigungen aufweisen. Dies wird von der Regierung der Oberpfalz regelmäßig geprüft. Sollten aus dem bestehenden Altlasten-Fond der bayerischen Staatsregierung Mittel für eine Sanierung der Anlage zur Verfügung gestellt werden, könnte die angesprochene Deponie vorsorglich fachgerecht saniert werden.

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