Straubinger, 17.Dez2004
Grundschule bekommt vernetzten PC-Raum
Further Kinder liefern Beweis: Internet fördert das Lesen – Oft 400 Leihbücher im Umlauf

Furth im Wald. (t1) Mädchen:haben sie eher, Jungs weniger. Und seit es Satelliten-Fernsehen sowie Computerspiele gibt, scheinen sie endgültig gezählt, die Tage der Leselust. Da passen die erneut nicht gerade ruhmreichen Resultate von PISA II, welche der Jugend von heute eine Leseschwäche attestieren, wie die berühmte Faust aufs Auge. Doch für alle, die nach dein erneuten PISA-Schock den Kopf am liebsten noch tiefer in den Sand stecken würden, gibt's nun eine gute Nachricht: Lesen ist wieder "in", trotz oder gerade wegen PC und Internet. Den, Beweis dafür liefern die Purther Grundschüler. "Antolin", heißt das Zauberwort, welches fast schon auf wundersame Weise die Lust am Lesen wieder weckt - nicht nur bei Mädels, vor allem auch bei Jungs.

Und das bringt sogar so eine erfahrene Pädagogin wie Ursula Groth zum Staunen. "Wir haben allein 400 Antolin-Bücher. Oft sind alle weg. Allein daran sieht man, dass dies sehr angenommen wird", betonte die Rektorin. Seit knapp vier Monaten leitet sie die Grundschule von Furth im Wald und zeigt sich nach den "ersten 100 Tagen" überaus zufrieden. "Ich bin hier sehr gut aufgenommen worden", versichert Ursula Groth. Und nicht zuletzt macht sie das überwältigende Leseinteresse ihrer Pennäler auch stolz. Doch was steckt eigentlich hinter der eher unscheinbaren wie ungewöhnlichen Bezeichnung "Antolin"?

Durch Lesen Punkte sammeln

Hierbei handelt es sich um eine Idee, welche das Buch mit dem Internet, also auch dem PC hervorragend kombiniert - in Form eines Wettbewerbs: Schüler werden angeregt, bestimmte Bücher zu lesen. Nach jeder Geschichte gehen sie an den Computer, rufen im Internet eine bestimmte Seite auf, melden sich mit ihrem persönlichen Passwort ("alle Kinder der Grundschule Furth im Wald haben ein solches bekommen") an und beantworten Fragen zu dieser Geschichte. Je nachdem, wie genau und aufmerksam man zuvor das Buch gelesen hat, lassen sich die vorgefertigten Antworten per Maus-Klick richtig wählen, wofür es natürlich Punkte gibt. Diese werden zentral gespeichert, und auf diese Weise lassen sich am Ende des Jahres die Antolin-Sieger ermitteln.

Mit dieser Methode scheinen die Antolin-Erfinder genau ins Schwarze getroffen zu haben, denn Rektorin Ursula Groth weiß von einem großen Interesse an diesen Büchern, von denen im vergangenen Jahr der Elternbeirat 400 angeschafft hat. Zudem gibt es den sogenannten "Bücherigel", durch dessen Mitgliedschaft Antolin-Werke sehr günstig erworben werden können. Was eigentlich einfach klingt, ist genau das, was ein Defizit, das auch PISA Il hervorgebracht hat, beheben könnte: das richtige Lesen. Denn durch Antolin, werden die Grundschüler nicht nur zum Lesen animiert, sie müssen auch zentrale Punkte des selbst gewählten Buches erkennen und sich eine eigene Meinung zum gelesenen Werk bilden - also genau das tun, was im Bereich der Medienkompetenz auch als Ziel genannt wird.

Ab Januar sieben weitere PCs

Doch das ist nicht alles. Konrektorin Barbara Lembecher, welche den Arbeitskreis "Computer" an der Further Grundschule betreut, regt die Buben und Mädchen auch an, das Internet als Medium zur Recherche zu nutzen - neben der Recherche in Büchern. "Wir wollen die Kinder wegführen vom reinen Spielgerät hin zum Arbeitsobjekt Computer", betont Ursula Groth. Und das Interesse ist zweifellos da. Es gibt so viele Schüler, welche diesem Arbeitskreis beitreten möchten, dass manche Klassen nur im 14-tägigen oder gar dreiwöchigen Turnus drankommen. Der Grund: Hierfür steht bisher nur eine Hand voll Rechner zur Verfügung - bisher.

Denn das wird sich ab Januar ändern. Wie Ursula Groth gestern verriet, wird der Elternbeirat drei PCs anschaffen, die Stadt Furth im Wald vier. "Bürgermeister Macho ist dem sehr aufgeschlossen," weiß sie. Damit hat die Grundschule demnächst 14 Computer für den Unterricht. Diese werden im derzeitigen Musikraum untergebracht, der zudem noch vernetzt werden soll. "Das hat den Vorteil, dass auch bei großen Klassen nur zwei Kinder an einem PC sitzen", betont die Rektorin. Zudem wird sozialschwächeren Kindern, die zu Hause über keinen Computer verfügen, die Möglichkeit geboten, nachmittags in der Schule Zugang zu einem Rechner zu erhalten, wobei sie von Mitgliedern des Elternbeirates betreut werden sollen.

Computer Teil des Basiswissens

Damit erfüllt die Further Grundschule nicht nur das, was in den neuen Lehrplänen gefordert wird, nämlich bereits auch Grundschüler mit dem Medium "Computer" zu konfrontieren. Es handelt sich hierbei auch um eine der Lehren, die man aus der PISA-Studie gezogen hat: Der Umgang mit dem Computer als Arbeitsmittel gehört zum Basiswissen; die Kenntnis der grundlegenden Programme sowie der Umgang mit dem Internet muss allen Schülern vermittelt werden. Und damit scheint auch ein Unterrichtsfach gefunden zu sein, in dem die Lehrer bei den Kleinen "offene Türen" einrennen. "Viele bringen schon ein enormes Vorwissen mit", weiß Ursula Groth.

Doch die Leseförderung geschieht in der Grundschule natürlich auch noch auf dem herkömmlichen Weg. Mit dem "Lesepass" werden die Kleinen angeregt, täglich ihren Eltern oder Großeltern etwas vorzulegen, die dies dann mit einer Unterschrift im Lesepass quittieren. Ist der Pass voll, gibt's von der Lehrerin zur Belohnung eine Süßigkeit. Auch das funktioniert, freut sich die Rektorin ganz ohne PC, Internet und Antolin...

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