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Sent: Monday, October 11, 2010 6:08 PM
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Montag 11.10.2010 [18.07 Uhr]MEZ
Ihnen wurde ein Artikel aus der heute.de-Redaktion von kiehl@rki-i.com geschickt.


"Vielleicht brauchen wir keine Kraftwerke mehr"
Wie die Zukunft unserer Energie aussehen könnte
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/2/0,3672,8119842,00.html


Die Koalition will bis 2050 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen
gewinnen. Doch der Forschungsverbund Erneuerbare Energien sagt: 100 Prozent
sind möglich. Wie das gehen soll, erklärt Geschäftsführer Gerd Stadermann
im heute.de-Interview.


heute.de: In Ihrem Energiekonzept 2050 behaupten Sie, dass Deutschland in
40 Jahren ausschließlich mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann.
Welche neuen Technologien müssen bis dahin noch entwickelt werden?

Gerd Stadermann: Unser Szenario beruht nur auf den Technologien, die wir
heute schon kennen und nutzen: Sonnenenergie, Windkraftanlagen, Bioenergie,
Geothermie. Es ist gut möglich, dass man sich bis 2050 auch neue
Energiequellen nutzbar macht, etwa die Wellen auf dem Meer - 40 Jahre sind
eine lange Zeit. Aber auf Neuentwicklungen wollten wir uns nicht verlassen.

 heute.de: Und was, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht?

Stadermann: Man kann die einzelnen Anlagen über ein Informationssystem zu
einem regenerativen Kombikraftwerk zusammenschalten. Das heißt, wenn in
Bayern die Sonne nicht scheint, kommt der Strom von Windrädern in der
Nordsee oder aus Biogasanlagen in Brandenburg. Durch die vielen
unterschiedlichen Energietechniken ist die Stromversorgung auch
gewährleistet, wenn einzelne Anlagen gerade mal nicht verfügbar sind.

 heute.de: Und das reicht dann auch über den Winter?

Stadermann: Zeitweise sicher nicht, aber wir haben eine entscheidende
Entwicklung vorangetrieben: Wie man überschüssigen Solar- oder Windstrom
speichern kann? Wenn man ihn durch Elektrolyse in Wasserstoff umwandelt und
dann mit CO2 reagieren lässt, entsteht erneuerbares Methan - praktisch
Erdgas. Und das kann man im vorhandenen Erdgasnetz speichern.

heute.de: Man kann also mit regenerativen Techniken genauso viel Energie
erzeugen wie mit den bisherigen?

Stadermann: Ja, aber wir werden weniger herstellen müssen, weil wir Energie
nicht mehr so verschleudern werden wie heute. Stichwort Energieeffizienz:
Würde man etwa alle alten Netzteile, wie die von Computern und Fernsehern
zum Beispiel, austauschen gegen solche, die bei Gebrauch nicht warm werden,
könnte man heute schon die Leistung von etwa zwei Atomkraftwerken
einsparen.

 heute.de: Müssen wir uns in Zukunft an allen Ecken und Enden einschränken?

Stadermann: Nein, wir werden unseren Lebensstandard auch mit regenerativen
Energien weitgehend aufrecht halten, wir können morgens warm duschen, wir
können verreisen. Vielleicht wird letzteres in Zukunft ein bisschen teurer,
dann überlegen wir es uns zweimal, ob wir auf die Seychellen fahren oder
lieber an die Ostsee. Aber das energetische und technische Potenzial der
erneuerbaren Energien ist so riesig, dass aus dieser Hinsicht keine
Einschränkungen notwendig sind.

heute.de: Hebt denn ein mit erneuerbaren Energien betriebenes Flugzeug
überhaupt vom Boden ab?

Stadermann: Ja, wenn es mit Kerosin aus erneuerbarem Methan betankt ist -
also letztendlich aus Strom, wie eben beschrieben. Unsere Mobilität wird
sicher nicht eingeschränkt. Aber vielleicht werden wir mehr mit der Bahn
fahren, und für den individuellen Verkehr wird es ja auch noch Elektroautos
geben. Hier muss aber noch viel geforscht werden, vor allem bei den
Batterien. Heute kommt man mit einem Elektroauto noch nicht mal von Hamburg
nach Berlin.

 heute.de: Wie werden wir wohnen?

Stadermann: Wir werden in gut gedämmten Wohnungen wohnen, die nur noch
einen geringen Wärmebedarf haben. Dächer und Fassaden werden Sonnenenergie
aufnehmen für Strom und warmes Wasser. Es gibt heute schon
Plusenergiehäuser, die durch Solarzellen und Wärmepumpen mehr Energie
erzeugen, als ihre Bewohner verbrauchen. Wer weiß, vielleicht brauchen wir
irgendwann gar keine Kraftwerke mehr.

heute.de: Die Bundesregierung hat gerade die Laufzeiten der Atomkraftwerke
verlängert. Ärgert Sie das?

Stadermann: Besonders förderlich ist das sicher nicht. Aber weder
Atomkraftwerke noch andere Technologien werden den Siegeszug der
erneuerbaren Energien verhindern können. Wenn die fossilen Rohstoffe knapp
werden - und das werden wir noch erleben - wird man schnell nachrechnen, ob
sich ein herkömmliches Kraftwerk noch lohnt oder ob man lieber auf die
billigeren regenerativen Energien ausweicht.

 heute.de: Also Sonne statt Kernkraft?

Stadermann: Sehen Sie, die Sonne ist ein wunderbarer Kernfusionsreaktor.
Wir müssen sie nicht nachbauen, sondern uns nur ihre Energie nutzbar
machen. Das bedeutet aber auch einen Mentalitätswandel: Der Mensch wird vom
Macher, vom Erzeuger zum Energieempfänger.

heute.de: Mal ehrlich: Haben Sie keine futuristischen Visionen vom
Miniwindkraftwerk im Garten oder Elektroraketen für jedermann?

Stadermann: Meine Vision ist, dass die Menschen sich von der Gier nach
immer neuen futuristischen Technologien verabschieden werden und ein
nachhaltiges und damit glücklicheres Leben führen können. Das klingt nicht
besonders spektakulär, wäre aber die großartigste gesellschaftliche und
technologische Entwicklung seit langem.





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