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Chamer Zeitung 5.August 2003

GLOBALE TABAK-EPIDEMIE

VON TORSTEN HENKE

In Helsinki steht in diesen Tagen eine Epidemie im Mittelpunkt einer internationalen Konferenz, die hierzulande mehr Todesopfer fordert als Aids, illegale Drogen, Mord, Selbstmord, Alkohol und Verkehrsunfälle zusammen: die globale Tabak-Epidemie. 140 000 Menschen sterben jährlich an tabakbedingten Krankheiten. Weltweit sind es 4,9 Millionen Menschen durch Krebs infolge des Rauchens. In diesem Jahrhundert könnten es insgesamt eine Milliarde sein, wie gestern anlässlich der Welttabakkonferenz eine Allianz gegen den Krebs vorgerechnet hat. Die kürzlich verabschiedete internationale Konvention gegen das Rauchen muss deshalb mit Leben gefüllt werden.

Angesichts der erschüttemden Zahlen ist es unverständlich , dass sich die Politik hierzulande mit dem Kampf gegen den "blauen Dunst" so schwer tut. Erlauben kann sich Deutschland das angesichts des maroden Gesundheitssystems nicht - vor allem, wenn man bedenkt, dass immer mehr Jugendliche zur Zigarette greifen und das Eintrittsalter nur noch bei knapp über 13 Jahren liegt. Meinte die Bundesregierung es mit ihrer Anti-Suchtpolitik ernst, würde sie zum Beispiel die Tabaksteuer auf einmal erhöhen und nicht in mehreren Schritten, damit ja nicht vor Schreck zu viele Raucher entsagen. Schließlich ist der Staat auf die Steuern der Raucher angewiesen.

Jetzt wird lautstark über weitreichende Rauchverbote im öffentlichen Raum oder in Gaststätten diskutiert. Kaum vorstellbar, dass das überhaupt durchsetzbar ist. Es gibt aber viele effiziente Möglichkeiten, die Nikotinsucht einzudämmen und Nichtraucher zu schützen. Die Deutsche Krebshilfe, die der Allianz gegen Krebs angehört, hat einen Forderungskatalog aufgestellt, auf dem sich etwa, das Verbot von Tabaksubventionen, der Kampf gegen Zigarettenschmuggel und die Abschaffung von Zigarettenautomaten finden. Gerade die an jeder Ecke angebrachten Automaten ermöglichen den Jugendlichen, leichter Hand an die gefährlichen Glimmstängel zu gelangen. Dies gehört umgehend unterbunden.

Wenn die Politiker hierzulande ihr Gerede in der Drogen- und Suchtpolitik ernst meinen, sollten sie endlich aktiv werden. Die Schrittchen der vergangenen Monate waren zu dürftig.