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Großmarkt wird zur Leichenhalle

Viele Hitze-Tote in Frankreich und Italien - Brände in Europa eingedämmt

Madrid/Paris/Rom. (dpa, 18.Aug.03) In der Gluthitze der letzten Wochen sind in Europa Tausende Hektar Wald verbrannt. Am schwersten war die iberische Halbinsel betroffen. Allein in Portugal wurden in diesem Jahr 2150 Quadratkilometer Wald Raub der Flammen. Mit dem Ende der Hitzewelle konnten die Brände auf der Iberischen Halbinsel am Wochenende fast überall eingedämmt werden. In der Schweiz und Italien flammten die Feuer teilweise wieder auf. Hunderte Menschen starben an Folgen der extremen Hitze, vor allem in Frankreich. Bei Paris werden bis zum Dienstag 600 bis 700 Hitze-Tote in einem ehemaligen Großmarkt aufgebahrt.

Die Temperaturen gingen in Portugal und Spanien deutlich zurück. An den Folgen der Hitzewelle waren in Spanien nach offiziellen Angaben 47 Menschen ums Leben gekommen. In Portugal, das in den letzten drei Wochen von der verheerendsten Brandserie seiner Geschichte heimgesucht worden war, gaben die Löschmannschaften Entwarnung. "Alle Feuer sind gelöscht", erklärte Feuerwehrchef Joäo Abrantes am Wochenende. Die Wiederaufforstung der vemichteten Wälder wird nach Angaben von Experten 20 bis 30 Jahre dauern

In Spanien kamen den Löschmannschaften am Sonntag heftige Unwetter zu Hilfe. In einigen Teilen Nord- und Ostspaniens gingen am Sonntag Wolkenbrüche nieder. Nahe Barcelona, wo es noch vor einer Woche brannte, prasselten über 50 Liter Regen pro Quadratmeter nieder. Häuser wurden abgedeckt, Bäume stürzten um, zahlreiche Stromleitungen rissen und Bahnschienen wurden unterspült. Die Bahnstrecke Barcelona-Valencia entlang der Mittelmeerküste wurde auf Grund eines Stromausfalls zeitweise lahm gelegt.

In Italien gab es seit Jahresbeginn über 7 900 Wald- und Buschbrände, fast doppelt so viel wie im gesamten Jahr 2002. Es handelt sich aber meist um eher kleinere Feuer, die im Durchschnitt lediglich etwa sieben Hektar Wald- und Buschland zerstören. Am Wochenende brannte es wieder auf Sardinien und in der Nähe von Brescia in Norditalien.

In Genua sind nach Angaben italienischer Medien in den letzten Tagen über 100 Alte und Kranke an den Folgen der extremen Wärme gestorben. Die Opfer seien meist über 75 und 80 Jahre alt und litten an Kreislaufschwäche und Atemproblemen.

Die Krankenhäuser der Stadt seien überlastet, berichtete das Fernsehen. Bereits vor Tagen hieß es, in Mailand und Turin man habe über 50 ältere Hitzetote registriert. Auch Gewitterschauer mit teilweise erheblichen Niederschlägen in Norditalien brachten keine durchgreifende Abkühlung.

Bei Paris wurde die größte Leichenhalle Frankreichs zur Aufbarung hunderter von Hitze-Toten in einem ehemaligen Großmarkt eingerichtet. Sie kann bis zu 2 000 Leichen aufnehmen, sagte der Leiter des größten Bestattungsunternehmens am Samstag. Bis Dienstag sollen in der 4000 Quadratmeter großen, gekühlten Halle mit Feldbetten des Zivilschutzes "600 bis 700 Verstorbene" aufgenommen werden. Die extrem hohen Temperaturen der ersten zwei August-Wochen haben in Frankreich bis zu 3000 Todesfälle gefordert, in erster Linie kranke und geschwächte Menschen über 80 Jahre. Neue Todesfälle hat es nach der Abkühlung der letzten Tage allerdings kaum mehr gegeben.