Straubinger, 29.März2006
Kabinett: Handys müssen an den Schulen in Zukunft
aus bleiben
Herrmann: Die CSU plant keine Pflicht zum Deutschsprechen auf Schulhöfen

München. (dpa) Nach dem Auftauchen von Porno- und Gewaltvideos auf Schülerhandys müssen an bayerischen Schulen die Mobiltelefone künftig ausgeschaltet bleiben. Auch in den Pausen darf das Handy nicht mehr benutzt werden. Das Kabinett beschloss am Dienstag in München ein generelles Nutzungsverbot für Handys. Nur wenn ein Schüler krank wird oder aus anderen dringenden Gründen telefonieren muss, kann er den Lehrer um eine Ausnahme bitten, hieß es aus dem Kultusministerium.

Ein allgemeines Handyverbot lehnte das Kabinett demnach ab. Gegen solche Überlegungen hatte es im Vorfeld heftigen Widerstand gegeben. Der Chef der Landtags-CSU, Joachim Herrmann, wies eine entsprechende Forderung von CSU-Generalsekretär Markus Söder zurück. "Ich halte von pauschal verordneten Verboten nicht allzu viel."Schon jetzt sei vorgeschrieben, dass Handys während des Unterrichts abgeschaltet sein müssten. Ob man den Schülern auch verbieten könne, die Geräte überhaupt mitzunehmen, sei äußerst fraglich, sägte Herrmann. Viele Eltern legten Wert darauf, dass ihre Kinder im Notfall Hilfe rufen oder sich mit ihnen verständigen könnten.

Auch der Bayerische Realschullehrerverband nannte ein generelles Handy-Verbot unrealistisch. "Unsere Lehrkräfte haben wahrlich Wichtigeres zu leisten, als wie Spürhunde Mobiltelefone zu suchen", erklärte Verbandspräsident Anton Huber. Söder hatte sich dagegen am Wochenende für ein Handy-Verbot ausgesprochen. Zudem forderte der CSU-Generalsekretär Neuregelungen im Jugendschutz, nach denen VideoHandys nicht mehr an Kinder unter 16 Jahren verkauft werden dürften.

Auslöser der Diskussion sind Videosequenzen mit gewalttätigen und pornografischen Inhalten, die auf Schüler-Handys gefunden wurden. An einer Allgäuer Schule beschlagnahmte die Polizei kürzlich vorübergehend 200 Mobiltelefone, auf 16 davon wurden Gewaltszenen und Pornodarstellungen gefunden.

Nach Angaben ihres Landtagsfraktionschefs plant die CSU keine Pflicht zum Deutschsprechen auf Schulhöfen. Ziel sei es vielmehr, Schüler, Eltern und Lehrer zu einer entsprechenden Vereinbarung zu bewegen. Ein "Runderlass" des Ministeriums sei nicht geplant.

Gleichwohl meldete sich heftige Kritik gegen das Vorhaben. Ordnungspolitische Maßnahmen seien "größtmöglicher Unsinn", erklärte der SPD-Bildungsexperte Hans-Ulrieb Pfaffmann. "Sollen die Lehrer und Lehrerinnen auf den Schulhöfen als Sprachpolizei auftreten?"

In dem Antrag der CSU heißt es wörtlich: "Die Staatsregierung wird aufgefordert, darauf hinzuwirken, dass auf allen Schulhöfen der bayerischen Schulen nach einem entsprechenden Übereinkommen zwischen Schülern, Eltern und Lehrern nur noch Deutsch gesprochen wird."

Dies sei weder eine Zwangsmaßnahme noch der Ruf nach einer Sprachpolizei, betonte der CSU-Bildungsexperte Gerhard Waschler. Die CSU sei vielmehr bemüht, die Integration ausländischer Schulkinder zu fördern. - "Nur wer gut Deutsch spricht, kann sich um Lehrstellen bewerben und seine Rechte einfordern. Sprache bedeutet Kompetenz."

Erstmals im kommenden Schuljahr wird Chinesisch als Kernfach an einem bayerischen Gymnasium angeboten. Am Münchner St. Anna-Gymnasium können Schüler der 11. Klasse von Herbst an Chinesisch als Pflichtfach bis zum Abitur wählen, wie das Kultusministerium bestätigte. Bisher konnte die Sprache aus dem Reich der Mitte an gut einem Dutzend bayerischer Gymnasien als Wahlfach belegt werden. Mit 16 chinesischen Schulen bestehen laut Ministerium Schulpartnerschaften, Dutzende chinesische und bayerische Schüler haben bereits an Austauschprogrammen teilgenommen.

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