Automobil: Fahrzeuge mit Mischantrieb Benzin/Elektromotor sollen 2015 in den USA einen Marktanteil von 25 % erreichen
Hybridautos spurten aus der Marktnische
VDI nachrichten, Tokio/München/Wien, 6. 5. 05 -

Wasserstoff gehört die Zukunft, heißt es. In Kürze wird ein bivalenter BMW 7er angeboten werden, der H2 und Benzin verbrennt. Meist setzen Hersteller aber auf Wasserstoff-Brennstoffzellen, die Strom für den Elektroantrieb liefern - ab 2020 bis 2030. Bis dahin - so Experten auf dem Wiener Motorensymposium - weisen Hybrid-Pkw mit Mischantrieb aus Verbrennungs- und Elektro-Motor den Weg ins Wasserstoffzeitalter.

"Immer, wenn wir unsere Visionen durchrechnen, stoßen wir auf ein Problem - das Geld", kommentierte Toyotas "Mister Fuel Cell" Katsuhiko Hirose die Wasserstoff-Brennstoffzellen-Entwicklung gegenüber der VDI nachrichten. Anlässlich einer Technologiepräsentation letzte Woche in Tokio betonte er, dass Benzin und Diesel derzeit einfach die preiswertesten Energieträger seien. Aus Umweltgesichtspunkten mache die Wasserstoffentwicklung aber Sinn, so Hirose. Doch die Autoingenieure könnten sie nicht allein durchsetzen, die Ölkonzerne wären zu überzeugen, dass auch Wasserstoff zu den verkaufbaren Kraftstoffen gehöre.

Nach "persönlicher Schätzung" von Tokuyorki Takahashi, General Manager für erneuerbare Energien bei Toyota, könnte 2020 bis 2030 jedoch global ein nennenswerter Marktanteil erreicht sein. Bis dahin müssen sowohl Wasserstoffgewinnung und Verteilung gelöst sein als auch die Herstellkosten für Brennstoffzellenautos sinken, damit sie überhaupt gekauft werden.

Audi will bei Brennstoffzellenautos aufholen und ließ am Montag in München Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber hinter dem Steuer eines A2H2 Platz nehmen. Dem Audi-Chef Martin Winterkorn oblag es, den Ministerpräsident erfahren zu lassen, wie "sportlich und extrem umweltfreundlich" derartige Pkw sind. Doch Mercedes-Benz als Protagonist der Technologie dürfte meilenweit vor Audi fahren, erprobt diese Technik derzeit in einem großen internationalen Flottentest mit Pkw, Bussen und Transportern. Weit in der Technik fortgeschritten sind auch Ford, Honda, General Motors (GM) und Toyota.

"Jetzt kommt der Hybridmarkt in Bewegung", war vom ZF-Chef Siegfried Goll letzte Woche auf dem Wiener Motorensymposium zu hören. Sichere Prognosen lägen noch nicht vor. "Aber Experten und Hellseher" bezifferten den weltweiten Marktanteil der Hybridantriebe am Automarkt bis 2015 zwischen 1 % und 15 %, so Goll.

Leopold Mikulic, Leiter Mercedes Pkw-Motoren/Antriebsstrang, und Daniel M. Hancock, Vice President GM Powertrain, (DaimlerChrysler und GM vereinbarten 2004 eine Kooperation in der Hybridentwicklung) rechnen für die USA damit, dass 2015 ein viertel des erwarteten Absatzes von 17 Mio. Pkw und Lighttrucks einen Hybridantrieb besitzen; Prognosen für 2008 wiesen für die USA einen Hybridanteil von 5 Westeuropa 2 % und Japan 5 % aus.

Zulieferer wie ZF und Siemens bauen Produktionskapazitäten für Hybridsysteme auf. "Ab 2008 sind wir voll lieferbereit", sagte Klaus Egger, Vorstandsmitglied der Siemens VDO Automotive. Doch der Diesel mache es den Hybriden schwer, war zu hören. Seine nächste Generation läge in der CO2-Eniission etwa auf dem Niveau eines Benzin-Hybridautos, aber in den Herstellkosten weit unter denen des Mischantriebes. Ebenso wurden Benzin und Dieselmotor dem Brennstoffzellenantrieb Paroli bieten. Steht zukünftig Wasserstoff zum Tanken bereit, ist er "der ideale Kraftstoff für Verbrennungsmotoren", so BMW-Entwicklungschef Burkhard Göschel.

W. PESTER/RUS

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