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Straubinger, Landshuter, 16.Februar 2004

Südpol mit Quecksilber verschmutzt

Erstmals nachgewiesen - Inuits und Wale am stärksten gefährdet

(dpa) Die Südpolarregion ist nach jüngsten Messungen stark mit Quecksilber verschmutzt. "Das ist ein enormes Problem, denn Quecksilber aus den Industrieländern belastet massiv die als letzte -Reinraumgebiete' geltenden Regionen", sagte Ralf Ebinghaus vom GKSS-Forschungszentrum Geesthacht (Kreis Herzogtum Lauenburg).

Dem Team um Ebinghaus ist es gelungen, so genannte atmosphärische Quecksilbereinbrüche speziell im Südpolargebiet nachzuweisen. Die Nordpolarregion dagegen sei auf Quecksilber noch nicht ausreichend erforscht worden. Es handele sich um industrielles Quecksilber, das sich im Südpolgebiet und vermutlich auch in der Nordpolregion sammelt. Im Zusamrnenspiel mit der Frühlingssonne fallen die Partikel dieses giftigen Flüssigmetalls auf Schnee und Eis der Antarktis.

Nach Darstellung der Wissenschaftler gelangen die Schadstoffe bei der Schneeschmelze ins Meer. Fische, Robben und Wale nehmen das Quecksilber auf. So gelange es auch in die Nahrungskette. "Experten vermuten schon früher, dass Wale stranden, weil sie durch Schadstoffe die Orientierung verloren haben", sagte Ebinghaus. Besonders gefährlich sei das Quecksilber für die Eskimos (Inuits) in der kanadischen Arktis. "Diese ernähren sich überwiegend von Fischen, die besonders stark belastet sind."

Eine erste Erkenntnis aus den Messungen in der Antarktis sei, dass allein dort jährlich rund 40 Tonnen Quecksilber niedergehen. Zum Vergleich: Bis Anfang der 90er Jahre rauschten etwa 30 Tonnen Quecksilber aus dem Osten durch die Elbe an Hamburg vorbei in die Nordsee. Heute sind es durch stillgelegte und modernisierte Fabriken keine zwei Tonnen im Jahr.

Gemeinsam mit Experten des Alfred-Wegener-Instituts (Bremerhaven) und Fachleuten der Universität Jena (Thüringen) waren die Geesthachter in der Antarktis, wo sie in dieser Woche ihre Messungen abschlossen. Nun wird es laut Ebinghaus etwa ein halbes Jahr dauern, bis alle Messdaten im Detail ausgewertet sind.

Ziel ist, bei internationalen Klimavereinbarungen verstärkt auf eine Reduzierung der QuecksilberEmissionen zu achten, hieß es. "Wir hier in Europa können da kaum noch etwas tun, denn unsere Werte gehen seit 1990 stark zurück." Leider kommen aber im gleichen Maße Freisetzungen von Quecksilber, vor allem in China und Indien durch die Kohleverbrennung sowie in Brasilien wegen der Goldförderung hinzu, sagte Ebinghaus. Jedoch sei auch die Müllverbrennung in Europa ein Problem.