Straubinger, 5.April 2005
Sprache: der Schlüssel zur Integration
Monika Hohlmeier zieht positive Zwischenbilanz zum Projekt
"Mama lernt Deutsch"

Regensburg. "Aishe trägt eine rote Bluse, eine blaue Hose ..." Sprachübungen, die vielen Menschen aus anderen Ländern erst ermöglichen, am Leben in Deutschland teilhaben zu können. Kultusministerin Monika Hohlmeier war am Montag zu Gast beim Kurs "Mama lernt Deutsch" an der Volkshochschule. Derzeit nehmen 45 Frauen aus zwölf Nationen an den Kursen Teil.

"Die Frauen lernen an den Kindergärten und Schulen ihrer Kinder. Dieses Angebot nimmt die Schwellenangst und erlaubt es den Frauen, im engen Kontakt mir ihren Kindern die Sprache zu lernen", erklärte die Ministerin. "Vor einigen Jahren bin ich bei einer Delegationsreise in China auf einem Markt verloren gegangen. Da wurde mir bewußt, wie verloren Sie sich fühlen müssen, wenn Sie in dieses Land kommen und sich nicht verständigen können", sagte Hohlmeier zu den Teilnehmerinnen gewandt. Für eine Zwischenbilanz des Kurses war die Ministerin nach Regensburg gekommen, um an einer Modellstunde teilzunehmen und die Presse von diesem Projekt zu informieren. "Dieser Kurs ist so wichtig für uns. Deutsch ist schwer und ohne Kurs kann man das nicht lernen. Nur so können wir auch mit den Deutschen in Kontakt kommen", sagte eine Kursteilnehmerin und faßt damit die Haltung aller Frauen zusammen, die zum Vorführkurs für die Ministerin gekommen waren.

Neben den Kommunen leistet die EU einen großen Beitrag, um die Kurse zu finanzieren aus dem Europäischen Sozialfonds. Das Ministerium stellt die Verwaltung, denn alleine einen Antrag bei der EU zu stellen bedeutet enormen Aufwand. Die Träger der Erwachsenenbildung, die das Projekt "Mama lernt Deutsch" durchfuhren - in erster Linie Volkshochschulen - erheben zudem Kursgebühren. Diese wiederum bekommen einen erheblichen Teil ihrer Finanzmittel aus dem Etat des Bildungsministeriums. Rund 600 000 Euro kosten diese Kurse pro Jahr in ganz Bayern. In Regensburg hat die Vhs bisher sieben solcher Kurse durchgeführt und dabei 98 Frauen die Sprache vermittelt. Über 1 000 Unterrichtsstunden haben die Frauen absolviert. Die Vhs hat zudem einen Aufbaukurs initiiert. In ganz Bayern gibt es derzeit rund 100 Kurse. In der Regel findet der Unterricht ein halbes Jahr lang zweimal pro Woche statt.

"Schon bei den Einwanderungswellen in den 70er Jahren haben wir viel versäumt", sagte Hohlmeier. Heute fließen die Mittel fast nur in Kurse für "frisch hier Angekommene". Doch gebe es eine große Menge an Menschen, die bereits lange hier sind, ohne integriert zu sein. Daher will sie das positive Projekt "Mama lernt Deutsch" weiter ausbauen, ebenso wie andere Projekte zur Integration. Doch gerade über die Mütter sei es möglich, die Menschen zu erreichen. "Es hat schon Fälle gegeben, wo Kurse nicht zustande gekommen sind, weil die Männer es verboten haben. So etwas melde ich dem Innenminister weiter, damit die Frauen die Hilfe bekommen, die sie brauchen." -gd-

 

Das weibliche Geschlecht ist in Aufruhr
JU fordert die allgemeine Dienstpflicht auch für Frauen - Zusätzliche Belastung?

Kötzting. (jb) Fast unbeachtet von der Öffentlichkeit knarrt es derzeit im Gebälk der CSU. Der Vorsitzende der Jungen Union in Bayern, Manfred Weber, preschte Mitte März mit einem ein Jahr alten Beschluss, der die Reform der Wehrpflicht betrifft, in Richtung Öffentlichkeit. Bei der Landesversammlung der Nachwuchspolitiker am 1. und 2. Mai des vergangenen Jahres beschloss man in Bamberg, dass die allgemeine Dienstpflicht für junge Männer und Frauen gleichermaßen gelten solle.

Was folgte, war ein Aufschrei der CSU-Frauen, die sich auf Landesebene heftigst gegen die "zusätzliche Belastung" wehrten und das Konzept laut der Landesvorsitzenden Maria Eichhorn - als "ebenso verfassungswidrig wie unsozial" brandmarkten.

Handelt es sich bei diesen konträren Einschätzungen innerhalb der Partei nun aber nur um politisches Geplänkel an der Oberfläche, oder geht das Problem tiefer? Verbunden mit dem Streit um die Erneuerung der Wehrpflicht und die geforderte Dienstpflicht ist nämlich das Problem schlechthin: Der Geschlechterkampf. Die Geister scheiden sich an der Frage, ob Frauen in der Gesellschaft mittlerweile gleichberechtigt sind und deshalb auch gleich gefordert werden können, oder eben nicht.

Seit einiger Zeit steht Frauen der Dienst an der Waffe bei der Bundeswehr offen. Nur erfolgt das bislang auf freiwilliger Basis. Soll es nun nach den Jungen aus der Union gehen, wird aus dem Recht demnächst Pflicht. Und genau darin liegt die Krux: Die JU fordert die rechtliche Gleichbehandlung der beiden Geschlechter.

Auch den Landkreis hat die Problematik schon erreicht: "Die Wehrpflicht muss gerechter werden", fordert auch der JU-Bezirksvorsitzende Jürgen Linhardt, "schließlich kann es nicht angehen, dass man nur Männern ein Jahr von ihrem Leben nimmt". Also Frauen an die Front? Nein, keineswegs heißt es aus den Reihen der aufstrebenden Politikerinnen und Politiker. "Wir stehen für die Wehrpflicht, aber in modifizierter Form", erläutert Linhart die Position der JU. Es ging bei der Landesversammlung vor allen Dingen auch darum, sich für das Wahljahr 2006 zu positionieren. Dennoch war auch der JU-Bezirksvorsitzende einigermaßen überrascht, dass der ein Jahr alte Beschluss "wie eine Bombe losging", als er zum ersten Mal in der Öffentlichkeit breitgetreten wurde. "Jetzt müssen wir aufpassen, dass uns das Konzept nicht um die Ohren fliegt", so Linhart. Das scheint den Teilnehmern auch schon in Bamberg klar geworden zu sein, denn schließlich gab es einen Zusatz, der forderte, die Dienstpflicht für Frauen bis zur tatsächlichen Gleichstellung von Mann und Frau bei der Kindererziehung auszusetzen. Das klingt nach einer politischen Rolle rückwärts, um die Sache zu entschärfen. Dieser Zusatz wurde aber mit Mehrheit abgelehnt. War das Positionspapier dann als Provokation gedacht, um sich selbst in die Schlagzeilen zu bringen? "Sicherlich nicht, auch wenn ich behaupte, dass Provozieren manchmal dazugehört", verteidigt der JUler das kühne Vorpreschen.

Weniger erfreut von der Dienstpflicht für Frauen zeigte sich die Kreisvorsitzende der Frauen-Union, Barbara Haimerl: "Meiner Meinung nach muss sich erst die Gleichberechtigung voll durchsetzen, bevor von uns die gleichen Pflichten gefordert werden". Frauen leisten mit der Erziehung der Kinder und der Pflege der älteren Generation einen Löwenanteil für das Gemeinwohl der Gesellschaft und das oftmals ohne Entlohnung. Zudem "hängt über uns das Damoklesschwert der Schwangerschaft", so Haimerl, "das heißt, bei der Bewerbung um eine Stelle zieht der Arbeitgeber fast immer den Mann einer Frau vor." So sei der Vorteil der Frauen, dass sie ein Jahr früher in den Beruf starten, wieder ausgeglichen.

Zudem verdiene eine Frau, die in der freien Wirtschaft die gleiche Position wie ein Mann einnehme, laut einer Studie der EU-Kommission im Durchschnitt 14 bis 20 Prozent weniger, obwohl sie genau so viele Arbeitsstunden leisten würden. Dennoch weiß die Kreisvorsitzende, dass eine Reform in nicht allzu weiter Ferne ist: "Das allgemeine Dienstjahr ist schon seit Jahren ein Thema und es ist durchaus legitim, dass die JU das fordert." Warum aber der Zusatzbeschluss abgelehnt wurde, kann sie sich auch nicht erklären.

Vielleicht ist es hilfreich, sich einmal klar zu machen, welchen Geschlechtes die Delegierten der Versammlung waren, die darüber abgestimmt haben. Christian Hügel, Sprecher der Jungen Union, versicherte, "dass der Frauenanteil bei etwas über 25 Prozent lag". Ein Viertel Frauen, macht drei Viertel auf der Männerseite. Das reicht auf jeden Fall, um "mit Mehrheit abzulehnen".

Kann man es sich aber so einfach machen? Wie stehen nun weibliche JU-Mitglieder zu der Sache? Eine, die es wissen muss, ist Michaela Riedl, Mitglied der JU aus Rimbach. Allerdings weicht auch ihre Meinung von jener der Parteigenossen ab. "Es soll Frauen weiterhin freigestellt bleiben, ob sie ihren Dienst leisten, oder nicht", denn auch sie weiß um die ohnehin schwierige Situation des weiblichen Geschlechts. "Aber wir Frauen sollten uns auf jeden Fall mehr mit der Thematik beschäftigen, damit wir auch mitreden können, wenn es darum geht Nägel mit Köpfen zu machen", lautet ihr Credo.

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