Landshuter,Straubinger, 6.Nov 2004

Bayern verlangt Offenlegung der Managergehälter

Freistaat plant Gesetzesinitiative - Forderung findet breite Unterstützung - Unternehmen einsichtig

Berlin. (dpa) Bayern will eine Initiative zur Offenlegung der Managergehälter starten. Voraussichtlich Ende November wird der Freistaat einen entsprechenden Gesetzesvorschlag in den Bundesrat einbringen, bestätigte die bayerische Landesvertretung am Freitag in Berlin. Kapitalgesellschaften sollen nach Vorstellung Bayerns verpflichtet werden, in ihren Jahresabschlüssen die Zahlungen an jedes Vorstandsmitglied individuell aufzulisten. Auch bestimmte Einzelangaben wie Fixgehalt, erfolgsabhängige Vergütungen, Abfindungsvereinbarungen und Naturalleistungen sollten vorgeschrieben werden, sagte Bayerns Justizministerin Beate Merk (CSU) der Tageszeitung "Die Welt" (Freitag). Ferner solle der Aufsichtsrat verpflichtet werden, für jedes Vorstandsmitglied zu begründen, warum dessen Vergütung angemessen sei.

Die Debatte um eine Offenlegung der Gehälter von Topmanagern wurde ausgelöst durch die hohen Abfindungen bei der Übernahme von Mannesmann durch den britischen Vodafone-Konzern. Bereits jetzt sind die Firmen durch Richtlinien für eine gute Unternehmensführung verpflichtet, die Vorstandsbezüge transparent zu machen. Eine Sanktion ist im Aktienrecht aber noch nicht vorgesehen. Bislang legte nur eine Minderheit der im DAX notierten Unternehmen die individuellen Vorstandsbezüge offen.

Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) schaltete sich ebenfalls in die Debatte ein. Sie will noch die weitere Entwicklung bis zur nächsten Hauptversammlungs-Saison im Frühsommer 2005 beobachten. Wenn die Richtlinie dann von den Unternehmen weiterhin nicht freiwillig befolgt wird, will die Ministerin ebenfalls ein zwingendes Gesetz auf den Weg bringen.

Die Forderung nach Offenlegung der Managereinkommen findet inzwischen eine breite Unterstützung. Auch die Grünen machten deutlich, dass sie für mehr Transparenz im deutschen Aktienrecht sind. Sie verlangen mittelfristig sogar, dass die Bezüge des Vorstands und des Aufsichtsrats von der Aktionärsversammlung beschlossen werden sollen. Im Bundestag gibt es auch in den anderen Fraktionen Zustimmung für die Transparenzforderung. Die Debatte zeigt inzwischen auch Folgen bei den Spitzenunternehmen. Der Versicherungskonzern Allianz will die Manager-Gehälter ebenso offen legen wie der Reisekonzern TUI. Auch bei Siemens, dem Energiekonzem E.ON, dem Halbleiter-Hersteller Infineon und Henkel gibt es ähnliche Überlegungen.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Peer Steinbrück (SPD) übte unterdessen scharfe Kritik an deutschen Managern. Sie sollten "das Jammern über den Standort Deutschland einstellen und stattdessen ihre Betriebe in Ordnung bringen", sagte Steinbrück am Freitag auf einer SPD-Konferenz in Gelsenkirchen. Nirgendwo sonst würden Wirtschaftsführer so schlecht über ihren Standort reden.

Zahl der Firmenpleiten ist wieder gestiegen

3141 Unternehmens-Insolvenzen im August - Aufwärtstrend hält seit 1999 an

Wiesbaden. (AP) Die Zahl der Firmenpleiten in Deutschland ist im August wieder gestiegen. Wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete, verzeichneten die Gerichte 3 141 Unternehmens-Insolvenzen, vier Prozent mehr als im August vergangenen Jahres. Einen drastischen Anstieg gab es bei den Verbraucher-Insolvenzen, die um 66 Prozent auf 4 343 hoch schnellten. Das ist der höchste prozentuale Anstieg seit Juni 2003. Seit Juli 1999 ist damit die Gesamtzahl der Insolvenzen im Vorjahresvergleich ausnahmslos gestiegen. Auch die Pleiten ehemals Selbstständiger um plus 19 Prozent auf 1901 und von Gesellschaftern größerer Unternehmen um plus 41 Prozent auf 384 nahmen zu. Lediglich die Zahl der Nachlass-Insolvenzen ging um vier Prozent auf 216 zurück. Die offenen Forderungen der Gläubiger blieben im August 2004 mit 3,1 Milliarden Euro in etwa gleich hoch wie im Vorjahresmonat. Knapp 70 Prozent der Forderungen betrafen Firmen.

Von Januar bis August 2004 wurden den Statistikern zufolge insgesamt 76982 Insolvenzen gemeldet (plus 16 Prozent), davon 26489 Unternehmenspleiten (minus 0,3 Prozent) und 50 493 von anderen Schuldnern (plus 27 Prozent). Die Forderungen je Insolvenzfall betrugen in den ersten acht Monaten dieses Jahres im Durchschnitt knapp 350000 Euro; das waren etwa 100 000 Euro weniger als von Januar bis August 2003.

Die bislang höchste Gesamtzahl von Insolvenzen in den vergangenen fünf Jahren verzeichneten die Statistiker im März 2004 - mit damals 10 829 Insolvenzen.

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