Straubinger, 13.Jan2005

Schlaganfall und Herzinfarkt früh erkennen
Die Netzhaut gibt Einblick ins Gefäßsystem
Das neue Verfahren "Talkingeyes S" checkt das Gefäßsystem schmerzfrei durch

Die kleinen Gefäße des Augenhintergrundes spiegeln als Teil des gesamten Gefäßsystems die Gefäße des Gehirnes, des Herzens und der anderen Organe wieder. Diese Erkenntnis macht sich das Zentrum für Präventivmedizin und Augendiagnostik der e-EyeCare GmbH zu Nutze. Mit dem einzigartigen, bundesweiten Projekt Talkingeyes S zur Früherkennung eines Schlaganfall- und Herzinfarktrisikos wird ein individuelles Risikoprofil erstellt. Durch die Beurteilung der Gefäßgesundheit können Warnsignale frühzeitig erkannt und schlimmere Folgen verhindert werden. Jedermann kann diese Präventionsuntersuchung in den bundesweiten Screeningcentern in Anspruch nehmen, seit August 2004 auch in Regensburg.

Digitale Funduskamera
Mittels einer digitalen Funduskamera wird der Augenhintergrund (Netzhaut) völlig schmerzfrei und berührungslos von dafür geschultem, medizinisch ausgebildetem Personal des Zentrum für Präventivmedizin und Augendiagnostik aufgenommen. Zusammen mit den Bildern werden risikorelevante Teile der Krankengeschichte und die klassischen Risikofaktoren wie zum Beispiel Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht, Rauchen und mangelnde Bewegung erfasst und auf einem zentralen Server gespeichert. Im Readingcenter der eEyeCare GmbH erfolgt die Auswertung durch augenärztliche Experten der Uni Erlangen. Aus diesen Daten wird eine Risikoeinschätzung erstellt, die dem Teilnehmer mit seinen Bildern per Post zugestellt wird. Alternativ kann das Ergebnis inklusive Bildern und Daten via Internet abgerufen werden. Die Verbindung zu dem Server erfolgt mit der jeweils aktuellsten Sicherheitstechnologie und passwortgeschützter Identifikation des Teilnehmers.

Ergibt das Risikoprofil ein erhöhtes Schlaganfall- und Herzinfarktrisiko, so sollten unter Regie eines Haus- oder Augenarztes weitere, ergänzende Untersuchungen angestrebt werden und bei Bedarf konkrete Gegenmaßnahmen ergriffen werden. In besonderen Fällen kann bereits nach zwölf bis 14 Monaten der therapeutische Effekt an den Netzhautgefäßen erkannt werden, der mittels einer Kontroll-Untersuchung dokumentiert werden kann.

Talkingeyes S wird derzeit in Regensburg, München, Erlangen und Berlin angeboten. Empfehlenswert ist das Screening von Personen ab dem 45. Lebensjahr und dies im vier bis fünfjährigen Turnus. "In der heutigen Zeit gewinnt die Prävention im Gesundheitsbereich immer mehr an Bedeutung. Wenn mit Präventionsuntersuchungen frühzeitig Warnsignale des Körpers erkannt werden können, kann durch rechtzeitiges Gegensteuern das Risiko einer akuten Gefäßerkrankung wie Schlaganfall oder Herzinfarkt vermindert werden", so Prof. Dr. Georg Michelson, Entwickler dieses innovativen Screeningverfahrens und medizinischer Leiter des Zentrums für Präventivmedizin und Augendiagnostik der e-EyeCare GmbH.

Betroffene immer jünger
Das Alter der Betroffenen sinkt stetig, und so ist es heute nicht mehr selten, mit Anfang 30 an einem Schlaganfall oder Herzinfarkt zu erkranken. Jeder Dritte stirbt dabei an den unmittelbaren Folgen. Statistisch gesehen liegt der Schlaganfall somit an zweiter Stelle der häufigsten Todesursachen. Häufig bleiben die Patienten auch schwer behindert oder pflegebedürftig. Veränderungen der Mikrogefäße des Gehirns, die ein erhöhtes Risiko anzeigen, sind über die Analyse von Netzhautgefäßen erfassbar. Talkingeyes S ist eine Methode, um erste gewebliche Gefäßveränderungen zu erfassen. Seit September 2002 haben bereits über 40000 Menschen diese Chance genutzt.

Eine Abschätzung des persönlichen Risikos ist in dieser Form nur mittels Talkingeyes S möglich. Die e-EyeCare GmbH benutzt ein qualitätgesichertes und standardisiertes Verfahren. Die Beurteilung der Bilder und die Kombination mit den Risikofaktoren erfolgt anonymisiert, subjektive Einflussnahme der Spezialisten auf das Ergebnis ist nicht möglich. Bei einem Augenarzt ist diese Form einer quantitativen Risikoerstellung nicht möglich. Teilnehmer mit auffälligen Befunden am Augenhintergrund werden auf diese pauschal hingewiesen und gebeten, sich zur exakten Abklärung an einen Spezialisten der Augenheilkunde zu wenden. Eine reguläre Untersuchung der Augen bei einem Augenarzt kann durch Talkingeyes S nicht ersetzt werden.

In Regensburg kann Talkingeyes S seit August 2004 in Anspruch genommen werden. Die Screening-Untersuchung dauert etwa 20 Minuten. Die Vereinbarung eines Termines ist notwendig und kann unter Telefon 01805/471 471 erfolgen. (WM)

Neue Methode baut nach Infarkt Herzmuskel auf

Ein neues Therapieverfahren für Herzinfarkt-Patienten wird derzeit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf erprobt. Erstmals in Deutschland erhielt dort ein Patient die so genannte autologe Zelltherapie, die den geschädigten Herzmuskel wieder herstellen soll. Dabei wurden dem 54 Jahre alten Mann während einer Bypass-Operation eigene Muskelzellen in die geschädigten Herzregionen injiziert. Diese Myoblasten waren dem Patienten drei Wochen vor dem Eingriff aus dem Oberschenkel entnommen und für die Injektion gezüchtet worden. Der Patient ist derzeit wohlauf - An der Studie zur autologen Zelltherapie nehmen insgesamt 300 Patienten teil. (AP)

Spiegel-Therapie bei Schlaganfall
erhöht die Rehabilitationschancen
Gehirn wird mit Illusion einer fehlerfreien Bewegung ganz einfach überlistet

Eine Spezialbehandlung mit Spiegeln verbessert die Rehabilitationschancen von Schlaganfallpatienten mit leichten einseitigen Lähmungen oder Muskelschwächen. Ziel der Therapie ist es, die Illusion zu erzeugen, dass sich die gelähmte oder geschwächte Seite des Patienten ebenso bewegt wie die gesunde, wie die Fachzeitschrift "Physiopraxis" berichtet. Studien zufolge erhöht sich schon allein durch die Vorstellung einer Bewegung die Erregbarkeit des Gehirns. Nach Angaben der Physiotherapeuten Andreas Rothgangel und Alexander Morton wird für die Behandlung nur ein passender Spiegel benötigt, der so vertikal vor dem Patienten besteht, dass dieser nur die gesunde Körperseite sieht, während die gelähmte verborgen bleibt. Während der Therapie führe der Patient mit beiden Seiten verschiedene Bewegungen - wie etwa Greifübungen mit Händen und Armen - synchron aus und betrachte dabei sein Spiegelbild. "Durch das Spiegelbild entsteht die Illusion, die betroffene Seite bewege sich wie die gesunde", erklären die beiden Experten. Dem Patienten werde die fehlerfreie Bewegung der gelähmten Seite durch das Spiegelbild vorgetäuscht. Das bedeute, dass das Gehirn zumindest illusorisch eine positive Rückmeldung für eine Bewegung erhalte, die nicht mehr fehlerfrei möglich sei. Dieses Feedback erleichtere es dem Patienten, eine Bewegung wieder zu erlernen. Er erfahre, wie die gesunde Bewegung aussehe, und könne diese unmittelbar imitieren und üben. (AP)

Nach Schlaganfall hilft eine Laufbandtherapie

(AP) Bei Gehstörungen nach einem Schlaganfall kann die so genannte Laufbandtherapie die Regenerierung der Nervenverbindungen fördern. Dies zeigt eine Pilotstudie der Europa Fachhochschule Fresenius (EFF). Insbesondere Patienten mit schweren Gehstörungen erzielten darin bei einer vergleichsweise langsamen kontinuierlichen Laufbandtherapie die größten Erfolge. Patienten, die etwas schneller zu Fuß sind und pro Sekunde mehr als einen halben Meter zurücklegen, profitieren dagegen stärker von einer anderen Therapieform.

Jährlich erleiden bundesweit etwa 500.000 Menschen einen Schlaganfall. Rund zwei Drittel von ihnen haben hinterher Gehstörungen, gekennzeichnet oft durch Asymmetrien, da viele Patienten halbseitige Lähmungserscheinungen haben. Um die zum Gehen notwendigen Nervenverbindungen zu aktivieren, sind sich wiederholende aufgabenspezifische Übungen erforderlich. (AP)

Gleichgewichtsstörung Signal für Schlaganfall

Gleichgewichtsstörungen, vorübergehende Schwäche im Arm oder kurzzeitige Sprachstörungen sollten ältere Menschen ernst nehmen. Die drei Symptome können auf einen kleinen Schlaganfall hinweisen, so die Zeitschrift "Diabetiker Ratgeber" unter Berufung auf den Neurologen Heinrich Audebert vom Krankenhaus München-Harlaching. Die so genannte transitorische ischämisehe Attacke, kurz TIA, ist demnach in aller Regel Vorbote schwerer Attacken. Jeder zweite der jährlich 200000 Schlaganfälle in Deutschland betreffe Menschen über 70 Jahre. Der kleine Schlaganfall zeige, dass die Durchblutung des Gehirns gestört ist. Meist stecke Arteriosklerose, also ein bleibender Gefäßschaden, dahinter, der mit den Jahren oft noch größer werde.

Um Schlimmeres zu verhindern, sei es wichtig, Grundkrankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck sorgfältig behandeln zu lassen, so das Magazin. (gms)

EPO kann Schäden nach Schlaganfall mildern

Das körpereigene Hormon Erythropoetin (EPO) kann nach einem Schlaganfall Schäden abmildern. Laut einer Studie des Göttinger Max-Planck-Instituts für experimentelle Medizin waren die neurologischen Ausfälle bei Patienten, die EPO erhielten, deutlich geringer als in einer konventionell behandelten Vergleichsgruppe. Die Ergebnisse dieser kleinen Untersuchung werden zurzeit in einer größeren Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit mehr als 250 Patienten genauer untersucht. Erste Ergebnisse dieser größeren Studie sollen in etwa einem Jahr vorliegen. (AP)

Kälte erhöht Risiko für Schlaganfall

Kaltes Wetter erhöht laut einer internationalen Studie das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt. Wie britische Mediziner errechneten, geht ein Temperaturabfall von fünf Grad durchschnittlich mit einer Erhöhung der Zahl der Schlaganfälle um sieben Prozent und der Herzinfarkte um zwölf Prozent einher.

Grundlage der Berechnungen waren Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Darin war aufgezeichnet, wie viele Frauen zwischen 15 und 49 Jahren in insgesamt 24 Behandlungszentren in Afrika, Asien, Europa und Lateinamerika eingeliefert wurden.

Die Zahl der Einweisungen setzten die Londoner Forscher in Beziehung zu den Klimafaktoren Temperatur, Regen und Feuchtigkeit. Dabei beeinflusste die Temperatur das Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt, nicht aber die Gefahr für Thrombose oder Embolie. (AP)

Redaktion Gesundheit und Medizin, Verena Schmidbauer, E-Mail:schmidbauer.v@straubinger-tagblatt.de
Telefon: 09421/940212

zurück