12.Oktober 2004

Nobelpreis an Norweger und Amerikaner

Bahnbrechende Forschungen zu Wirtschaftspolitik und Konjunkturzyklen

Stockholm. (AP/dpa) Den Nobelpreis für Wirtschaft erhalten in diesem Jahr der Amerikaner Edward Prescott und der in den USA lehrende Norweger Finn Kydland. Sie wurden für ihre bahnbrechenden Arbeiten zu Wirtschaftspolitik und Konjunkturzyklen ausgezeichnet. Die Forschungen der beiden hätten nicht nur in der Wirtschaftswissenschaft, sondern auch in der Geld und Steuerpolitik vieler Länder ihren Widerhall gefunden, erklärte die Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montag in Stockholm.

"Ich bin überwältigt. Schade nur, dass ich meine Vorlesung unterbrechen musste", sagte Kydland, den die Nachricht mitten während einer Lehrveranstaltung in Bergen ereilte. Prescott erklärte, er fühle sich sehr geehrt.

Der 60 Jahre alte Kydland lehrt an der Carnegie-Mellon-Universität in Pittsburgh im US-Staat Pennsylvania. Der 63-jährige Prescott forscht an der Universität von Arizona in Tempe.

Kydland und Prescott haben in den 70er Jahren über die Wirkungszusammenhänge von Wirtschaftspolitik und dem Handeln verschiedener Teilnehmer im Wirtschaftsprozess wie Unternehmen und Gewerkschaften geforscht. Sie stießen dabei auf das Phänomen des "Zeitinkonsistenzproblems". Dies besagt, dass eine Politik, die von den Entscheidungsträgern im Voraus als beste Option angestrebt wird, später oftmals nicht umgesetzt wird, weil allein schon deren Ankündigung - wie die Inflation zu bekämpfen - die Erwartungen und damit auch das Handeln von Firmen und Privathaushalten beeinflusst und somit die Rahmenbedingungen verändert, wie die Akademie erläutert. Die Arbeit der beiden Nobelpreisträger habe zugleich den engen Spielraum von Wirtschaftspolitik verdeutlicht.

Hintergrund der Forschung ist die wirtschaftliche Situation in den 70er Jahren, als fast alle westlichen Industrieländer hohe Inflationsraten aufwiesen. Diese wurden aber akzeptiert, weil man sich davon kurzfristig einen Rückgang der Arbeitslosigkeit erhofft habe, erklärte Per Krusell vom Nobelpreiskomitee. Kydlands und Prescotts Artikel aus dem Jahr 1977 habe das Problem verdeutlicht und viele Länder dazu gebracht, ihren Notenbanken die Einhaltung bestimmter Regeln vorzuschreiben, egal was die Marktkräfte verlangen.

Der Nobelpreis ist mit zehn Millionen Kronen (1,1 Millionen Euro) dotiert.

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