Bayernkurier14/8.April2006
Der bayerische Löwe
brüllt pfälzisch

Schon vor 8oo Jahren wurden Bayern und die Pfalz vereint - Gescheitertes Volksbegehren besiegelt 1956 die staatliche Trennung

Napoleon hatte schon abgedankt, König Max I. Joseph saß bereits seit zehn Jahren auf dem neuen bayerischen Thron, als 1816 die linksrheinische Pfalz dem weißblauen Königreich zugeordnet wurde. Doch das war eher ein formaler Abschluss einer Jahrhunderte währenden engen Verbindung, die mit einem freudigen Ereignis begann: Zu Beginn des 13. Jahrhunderts ehelichte der bayerische Kronprinz Otto, Sohn des später ermordeten Ludwigs der Kelheimer, die pfälzische Universalerbin Agnes. Der Bund der beiden hielt 31 Jahre, der ihrer beiden Länder 732.

Otto wird der erste Regent über Bayern und die Pfalz, er übernimmt den Pfälzer Löwen ins bayerische Rautenwappen - ja, der Bayern-Leu ist ein Pfälzer -, sein Sohn Ludwig gilt heute, so schreibt der kundige Bayernforscher Rudolf Reiser, als "der Ahnherr aller heute noch lebenden Wittelsbacher".

Ein gutes Jahrhundert nach der folgenreichen Heirat bestimmt zwar der Hausvertrag von Pavia, dass die Pfalz und das "Ober Fürstentum" (die Oberpfalz) einerseits und das Herzogtum Bayern andererseits getrennte Gebiete mit eigenen Herrschern sein sollten, doch man blieb verwandtschaftlich insofern eng verbunden, als Aushilfe vereinbart war, falls einem Zweig die legitimen männlichen Nachkommen ausgehen sollten.

Neben Heidelberg wurde den Pfälzern Amberg zur zweiten prächtigen Residenz, wo 1352 Rupprecht geboren wird, der einmal König Wenzel absetzen und sich die deutsche Königskrone aufsetzen wird. Man zerfleischt sich in blutigen Erbfolgekriegen und ist sich in der Not dann doch wieder behilflich. So in der Zeit der französischen Revolution, als die bayerischen Wittelsbacher auszusterben drohten und sich im klotzigen Mannheimer Schloss (an dessen Ausschmückung die Brüder Asam mitgewirkt hatten) der Pfälzer Max Joseph darauf vorbereitet, in München als Kurfürst einzuziehen, was denn auch 1799 geschah, Unter seinem pfälzischen Gefolge zwei Männer, die bayerische Geschichte schreiben werden: Der in Heidelberg geborene Karl Philipp Wrede (später General und heute in der Feldherrnhalle) und Graf Montgelas, der in seinem Gepäck bereits die Pläne für Bayerns moderne Verwaltungsstruktur mitbrachte.

Die 'Trennung kam nach dem letzten Krieg: Die US-Army löste die Pfalz vom bayerischen Mutterland, ein Volksbegehren, das die alte Einheit wieder herstellen sollte, scheiterte 1956. Heute, ein halbes Jahrhundert später, wundert sich Hans von Malottki, der Vorsitzende des Landesverbandes der Pfälzer in Bayern, wie wenig im königlichen Jubiläumsjahr von der Pfalz die Rede ist: "Eigentlich schade. Und eigentlich unhistorisch. " Ps.

Mit dieser Folge endet unsere Serie "200Jahre Königreich Bayern".

R.Kiehl: ...Bayern gehörte zur Pfalz...Das Residenz-Schloß war in Oggersheim beheimatet...Oggersheim ist kein Vorort von Ludwigshafen, sondern ein Stadtteil von Ludwigshafen, nachdem es als "selbständige Regierungsstadt" für u.a. Bayern, mit den anderen Ortschaften wie Friesenheim, Mundenheim, Oppau, usw., zur künstlichen Stadt Ludwigshafen zusammengeschlossen wurde um die BASF. Mannheim wollte damals die Ansiedlung der BASF wegen deren Abgasen nicht haben, in der Folgezeit hatte Ludwigshafen das Geld, Mannheim den Dreck......

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