Mittelbayerische Zeitung, 11.Jan2005

Rauchverbot in Hessen

Schulen ohne blauen Dunst

WIESBADEN (ap). Hessen verbietet als erstes Bundesland gesetzlich das Rauchen an Schulen. Ein generelles Rauchverbot in Deutschlands Gaststätten ist jedoch vorerst nicht geplant.

Seit Jahresbeginn ist in Gebäuden und auf Grundstücken der 2000 Schulen Hessens Rauchen per Gesetz verboten. Lehrern und Schülern, die ab dem 1. August beim Rauchen erwischt werden, drohen Strafen. In Deutschland wird es jedoch vorerst kein gesetzliches Rauchverbot in Gaststätten und Bars geben. "Wir setzen auf freiwillige Vereinbarungen", sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marion Caspers-Merk. Ziel sei aber, dass in den kommenden Jahren in jeder Gaststätte mindestens 40 Prozent Nichtraucher-Plätze zur Verfügung stehen.

Schluss mit dolce vita für Italiens Raucher

"Wie bei den Taliban": Regierung ahndet Verstöße gegen das neue Rauchverbot streng

VON PEER MEINERT, DPA

ROM. Es schlug Mitternacht in Neapel, als die Behörden zugriffen: Das erste "Opfer" des drakonischen Rauchverbots in Italien ist 22 Jahre alt. Der junge Mann hatte sich in einer Espresso-Bar eine Zigarette angesteckt, jetzt muss er 27 Euro Strafe zahlen. Gleich zum Start des umstrittenen Gesetzes wollte die Regierung in Rom demonstrativ klarstellen, dass man diesmal nicht lang fackelt. In öffentlichen Gebäuden, in Espresso-Bars, Pizzerien und Restaurants, in Discos wie in Spielhallen heißt es seit Montag "vietato fumare", Rauchen verboten - trotz Widerstands und Boykottdrohungen.

"Wie bei den Taliban", schimpft eine Römerin (Raucherin), als sie am Morgen in ihrem Stammcafe keine Aschenbecher mehr entdeckt. "Addio dolce vita." Nur noch in separaten Räumen mit eigener Lüftung und automatisch schließenden Türen darf die gefährdete Spezies der Nikotinabhängigen ihrer Sucht nachgeben.

Gerade mal zwei bis drei Prozent der Lokale haben solchen Luxus. "Entweder vor die Tür oder in die Toilette", feixt da ein Römer (Nichtraucher) in seiner Bar am Ponte Milvio. Ein Lokal in Brescia stellt ein Öfchen auf den Bürgersteig, die "verfolgte Minderheit" soll es warm haben.

Vereinzelt war die Stimmung aufgeheizt: In Rom verbrannten militante Nikotin-Gegner Zigaretten in Freudenfeuern. Andere gingen mit der Gesundheitspolizei auf Razzia in die Lokale, berichtete das staatliche Fernsehen. Es gab sogar Gegenwehr, wenn auch sanfte: In Mailand veranstaltete der Club der "freundlichen Raucher" ein Go-In mit qualmenden Zigarren und Pfeifen in einem Lokal - die Provokation verpuffte.

Dabei outete sich sogar ein Minister öffentlich als Gegner der Neuregelung. Er würde selbst am Kabinettstisch weiterrauchen. Der Beginn der neuen Ära hat viele Italiener etwa so aufgewühlt wie die Deutschen die Rechtschreibreform:

Zwar ist das Thema längst nicht so brennend wie Wirtschaftskrise und Arbeitslosigkeit - aber gerade deshalb eignet es sich bestens zum fröhlichen Streiten.

Dabei ist Italien längst nicht mehr das Land der ungehemmten Paffer. Nur noch 26 Prozent der Italiener rauchen, deutlich weniger als bei den Deutschen, wo rund ein Drittel regelmäßig zum Glimmstängel greift. Und ein Kommentator der Mailänder Zeitung "Corriere della Sera" prophezeit ganz cool: "Das läuft wie bei der Helmpflicht für Mopedfahrer"- erst aufgeregtes Gezeter, dann ein bisschen Protest. "Doch in ein paar Monaten gibt's überall saubere Luft".

 

Straubinger, Donnerstag, 13. Januar 2005

Weniger Schadstoffe in der Muttermilch

Hannover. (AP) Die Belastung der Muttermilch mit Schadstoffen ist seit Ende der 90er Jahre deutlich zurückgegangen. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie des niedersächsischen Landesgesundheitsamtes, für die seit 1999 knapp 2 900 Muttermilchproben untersucht wurden. Die Muttermilch sei mittlerweile "weitgehend frei von Fremdstoffen", sagte die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen am Mittwoch in Hannover bei der Vorstellung der nach ihren Worten "europaweit einmaligen Untersuchung". Niedersächsische Mütter könnten ihre Kinder mit gutem Gewissen stillen.

Nach der Studie konnten Stoffe wie die Insektizide DDT und HCH oder das früher in Trafoölen enthaltene PCB zwar weiter in fast allen nachgewiesen Muttermilchproben nachgewiesen werden, ihre Konzentration sank zwischen 1999 und 2003 jedoch weiter ab. Rückläufig war auch die Belastung mit anderen giftigen chlororganischen Verbindungen. So ging die Konzentration von Dioxinen und Furanen in der Muttermilch zwischen 1999 und 2003 auf etwa die Hälfte oder acht Nanogramm pro Gramm Fett zurück.

Der Fremdstoffgehalt der Milch unterschied sich stark je nach der Herkunftsregion der Mütter. In der Milch von Müttern, die aus den neuen Bundesländern oder Osteuropa nach Niedersachsen gezogen sind, fanden sich höhere DDT-Konzentrationen und dafür unterdurchschnittliche Gehalte an PCB.

Beim ersten Kind, das eine Mutter stillt, lag der Schadstoffgehalt in der Milch am höchsten und nahm mit jedem weiteren gestillten Kind dann ab. Dieser Ausscheidungsmechanismus gehe jedoch zu Lasten des gestillten Säuglings, so die Studie. Sozialministerin von der Leyen, selbst Mutter von sieben Kindern, empfahl das Stillen, weil es einzigartig für die Mutter-Kind-Beziehung sei, Allergien vorbeuge und das Immunsystem des Kindes stärke.

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