Straubinger, 22.Dez2004

Nur wenige Gaskunden kürzen Rechnung

Musterbriefe gibt's in der Chamer Verbraucherzentrale –
KGN: "Berechtigte Forderungen"

Von Elisabeth Geiling-Plötz

Cham. "Das sind berechtigte Forderungen auf die werden wir nicht einfach verzichten!" Dieter Schulte, Geschäftsführer der Kommunalgas Nordbayern, ist auf die Aktion der Verbraucherberatungsstellen in Bayern nicht gut zu sprechen. Auch bei den Verbraucherberatern Cham bekommt man den Musterbrief, der sich gegen die aktuelle Gaspreiserhöhung wendet. Darin wird empfohlen, lediglich zwei Prozent der Erhöhung auch wirklich zu bezahlen und den Rest einzubehalten.

"Wir hatten einige Anrufe zu dem Thema und wir haben den Musterbrief auch etliche Male weitergegeben", weiß Angela Ederer, Verbraucherberaterin in Cham. Die Verbraucherschützer halten die jüngste "Gaspreiserhöhung für unbillig" sprich die Erhöhung wäre überproportional ausgefallen. Maximal zwei Prozent pro Jahr sind nach Einschätzung der Verbraucherberater angemessen. Daher raten sie den Gaskunden, nicht einfach kritiklos die Rechnung zu bezahlen, sondern sich schriftlich an den Lieferanten zu wenden. Den Musterbrief dazu können sich die Landkreisbürger noch heute und morgen in der Verbraucherberatungsstelle am Spitalplatz in Cham abholen oder im Internet herunterladen. Unter "www.verbraucherzentrale-bayern.de" ist der entsprechende Vordruck zu finden.

Angst, dass der Gashahn abgedreht oder ein Prozess drohen könnte, müsste kein Kunde haben, versichern die VZ-Juristen. Eine Liefersperre wäre unzulässig, für eine Klage müsste der Gasversorger seine Preiskalkulation offen legen -"genau dieser Punkt bereitet den Unternehmen aber große Schwierigkeiten".

Dieter Schulte, Geschäftsführer der Kommunalgas Nordbayern, sieht das ganz anders. Die KGN versorgt die Gaskunden in Cham, Roding und Furth im Wald. Die Zahl der Briefe von verärgerten Gaskunden hält sich in Grenzen, versichert Schulte, denn: "Die Kunden wissen, dass sie von der KGN anständig versorgt werden und erkennen das auch an." Um 0,3 Cent je Kilowattstunde stieg der Arbeitspreis am 1. Oktober. Das sind rund sieben Prozent. "Die Erhöhung ist gegenüber dem leichten Heizöl recht moderat ausgefallen", so Dieter Schulte. Ob angesichts des weiter steigenden Ölpreises auch der Gaspreis nochmals in die Höhe klettern wird, kann Dieter Schulte nicht vorhersagen. Eines steht für ihn aber fest: "Wir wollen neue Kunden gewinnen und müssen damit billiger. sein als die Mitbewerber." Im Landkreis Cham sieht Schulte übrigens noch großes Potential für die Gaslieferanten, da hier der Versorgungsgrad nicht annähernd so hoch ist wie in anderen Regionen.

Nachdem bislang noch nicht allzu viele Briefe von den Kunden aus dem Landkreis Cham auf Dieter Schultes Schreibtisch gelandet sind, hat die KGN auch noch keine Marschroute festgelegt, wie auf die eigenmächtigen Kürzungen der Gasrechnung zu reagieren ist. "Diese Kunden werden zunächst als Barzahlerbehandelt", erläutert Schulte, um sich für spätere Auseinandersetzungen nichts zu verbauen. Denn einfach akzeptieren will die KGN die Rechnungskürzungen auf keinen Fall. Schulte: "Das wäre unfair gegenüber den Kunden, die ordentlich ihre Rechnung bezahlt haben." Außerdem: "Wir haben eine faire Leistung erbracht, was auch durch die Kartellbehörden bestätigt wurde. Wir haben damit nichts zu befürchten", pocht Schulte auf die "berechtigten Forderungen der KGN". Wie er die einfordern will, da lässt sich Schulte jede Option offen. Gashahn zudrehen? An sich nicht, aber "auch da gibt's Fälle". Eine Klage vor Gericht? "Die von der Verbraucherberatung propagierte Vorgehensweise ist eine geäußerte Rechtsmeinung. Wir haben unsere. Die Richter müssten hier entscheiden", so Schulte, der einem Prozess gelassen entgegen sehen würde.

Auch beim zweiten Gaslieferanten im Landkreis Cham, der Gasversorgung Schwandorf GmbH, sind die Aufrufe der Verbraucherschützer bislang noch kein großes Problem. Nur wenige Briefe gingen bisher am Firmensitz in Schwandorf ein.

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