4.Dec2004

Finnische Schüler den deutschen weit voraus

Berlin. (dpa) Die 15-jährigen Schüler in Deutschland erreichen beim neuen weltweiten PISA-Schultest in allen drei Wissensdisziplinen zwar knapp das Mittelfeld. Gleichwohl sind ihr aber die gleichaltrigen Schüler aus dem PISA-Siegerland Finnland in allen drei Wissensdisziplinen weiterhin knapp eineinhalb Schuljahre voraus. Dies geht aus der deutschen Auswertung der PISA-Studie hervor, die der Deutschen Presse-Agentur am Freitagabend vorlag.

 

Straubinger, 4.Dec2004
Viele Jugendliche schaffen die Schule nicht
Wirtschaft: Schulbildung muss besser werden –
Der Ausbildungspakt zeigt erste Erfolge

München. (dpa) Rund ein Zehntel aller Jugendlichen in Bayern schafft keinen Schulabschluss. Bei ausländischen Schülern liegt diese Quote sogar bei einem Viertel, wie eine am Freitag im Auftrag der Landtags-Grünen veröffentlichte Bildungsstudie ergab. Eine extreme Schieflage ist demnach bei ausländischen Berufsschülern entstanden. "Es gibt die Gefahr, dass sich eine neue Unterklasse bildet", warnte der Sozialwissenschaftler Thomas Hinz.

Bayern ist keine Ausnahme bei der hohen Quote von Schülern ohne Abschlusszeugnis - der Anteil liegt bundesweit zwischen acht und zehn Prozent, wie Hinz sagte. Überdurchschnittlich hoch ist im Freistaat aber der Anteil ausländischer Jugendlicher ohne Abschluss. Bei den deutschen Kindern liege der Anteil ohne Abschluss zwischen sieben und acht Prozent, sagte Hinz.

Ein großer Teil rutscht in die Arbeitslosigkeit: Mehr als zwei Drittel der Einwohner ohne Schulabschluss haben auch keine Arbeit. Hinzu kommt, dass Bildungsarmut in vielen bayerischen Familien offenbar "vererbt" wird: Hat der Vater keinen Schulabschluss, scheitern auch ein Viertel der Söhne und knapp 40 Prozent der Töchter in der Schule. "Das Schulsystem in Bayern zeichnet sich durch frühe Selektion aus", sagte Hinz.

Die Ergebnisse seien "menschlich bedruckend und politisch skandalös", sagte Grünen-Fraktionschefin Margarete Bause. Acht bis zehn Prozent der bayerischen Bevölkerung seien wegen Bildungsarmut dauerhaft von den Zukunftschancen ausgeschlossen. Die Grünen fordern mehr und bessere Sprachkurse für Ausländerkinder im Kindergarten, mehr Investitionen in die Grundschulen und den vollständigen Erhalt der Lernmittelfreiheit.

Das Kultusministerium betonte, die Grünen griffen mit ihren Forderungen "zahlreiche Initiativen" der Staatsregierung auf. Für Ausländerkinder gebe es ein breites Angebot an Deutschförderung. Mit einem ganzen Bündel an Maßnahmen sollten die Schulabbrecherquoten gesenkt werden.

Deutliche Kritik übten unterdessen Wirtschaft und Bundesregierung an der schulischen Vorbildung vieler Jugendlicher. Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun, sagte, oft brächten auch Jugendliche mit Hauptschul oder Realschulabschluss nicht das Niveau für eine betriebliche Ausbildung mit. Statt nach der Schulzeit mit teuren Sonderprogrammen "nachzubessern" sollte bereits im achten und neunten Schuljahr eine bessere Berufsvorbereitung beginnen. "Die Schulen schaffen das nicht allein. Sie brauchen Hilfe durch Assistenten oder Sozialpädagogen", erklärte Braun.

In Bayern waren Ende November 5000 Jugendliche noch ohne Lehrstelle. Dennoch zeigt der Ausbildungspakt nach Einschätzung der Regionaldirektion für Arbeit erste positive Wirkungen. Die Zahl der unversorgten Bewerber liege zwar um 500 über dem Vorjahreswert. Andererseits seien aber bereits 1 000 der von der Wirtschaft zugesagten 4 000 Praktikumsplätze besetzt worden. Bundesweit konnte die Zahl der noch nicht vermittelten 44600 Jugendlichen bis Ende November um auf die Hälfte reduziert worden. Nach Jahren des Rückgangs haben die Betriebe erstmals wieder mehr Lehrstellen angeboten.

Straubinger, 4.Dez2004
Angst um Teilhauptschulen unbegründet
Kultusministerin Monika Hohlmeier: "Stabile einzügige Hauptschulen sind das Ziel"

Weiding. (js) "Wir haben berechtigte Angst, dass die elf Teilhauptschulen im Landkreis Cham aufgelöst werden – denn die Teilhauptschule ist das ungeliebte Kind in Bayern". Das war nicht alles, was sich Bayerns Kultusministerin Monika Hohlmeier am Freitagnachmittag in der Chambtal-Volksschule Weiding von Bürgermeister Karl Holmeier anhören musste. Bei der Bürgermeisterversammlung fügte Holmeier hinzu: "Während im Märchen das ungeliebte und fleißige Kind (Aschenputtel) seinen Weg macht und einen Prinzen findet, wird in der Bayerischen Schullandschaft die Teilhauptschule auf dem Altar der R6 und des G8 geopfert - der ländliche Raum wird damit benachteiligt." Das sei keineswegs so, denn der Landtagsbeschluss sehe nicht die Auflösung von Teilhauptschulen vor, sondern "die einzügige stabile Hauptschule ist das Ziel, wobei die Klassen durchaus an zwei verschiedenen Schulorten sein können." Alle Gemeinden waren mit ihren Bürgermeistern oder Stellvertretern in der Aula der Weidinger Schule versammelt, "ein ungewöhnlicher Ort für eine Bürgermeisterversammlung aber zum Thema passend, meinte das gastgebende Gemeindeoberhaupt Karl Holmeier. Denn teilweise hätten es betroffene Schulleiter von der Regierung der Oberpfalz erfahren, dass ihre Teilhauptschule aufgelöst werden soll. " Früh genug müssen wir dagegen steuern", forderte Karl Holmeier, Kreisvorsitzender des Bayer. Gemeindetages.

"Die werden aufgelöst"
Erst vor ein paar Tagen habe er von der Regierung bei einem Gespräch über die Zukunft der Teilhauptschulle kurz und bündig erfahren, "die werden aufgelöst." Doch dazu müsste eigentlich das Erziehungs- und Unterrichtsgesetz (ÄUG) geändert werden, denn darin heiße es, "eine Volksschule soll entweder alle Jahrgangsstufen umfassen (Vollschule) oder die Jahrgangsstufen der Grundschule oder die Jahrgangsstufen der Hauptschule (Teilschule). Wenn es die örtlichen Gegebenheiten dringend geboten erscheinen lassen, kann ausnahmsweise für die Jahrgangsstufen 5 und 5 oder 7 bis 9 eine eigene Hauptschule errichtet werden (Teilhauptschule)." Es sei nicht zu verstehen, "warum hier plötzlich solche Aktivitäten laufen", fuhr der Bürgermeistersprecher fort. Er ging auch auf die Einsparung von Lehrern ein, die dem Sparkurs der Staatsregierung zum Opfer fallen sollen, allein 50 im Zuständigkeitsbereich der Oberpfälzer Regierung.

Karl Holmeier erinnerte die Kultusministerin an ihre Zusage vom Januar 1999, wonach Gemeinden freiwillige Zusammenschlüsse suchen könnten, um die Teilhauptschulen und die Schulen auf dem flachen Lande zu sichern und zu erhalten. "Wir Gemeinden werden um unsere Schulen kämpfen, denn wir haben unwahrscheinlichengagierte Lehrer", meinte Karl Holmeier abschließend, flexible Lösungen für den ländlichen Raum seien gefragt. Und da schüttelte die Kultusministerin schon den Kopf, denn es werde sicherlich keine "Lex Landkreis Cham" geben. Monika Hohlmeier sprach in ihrer Antwort auch gleich von einer "ungesunden Struktur in der Schullandschaft des Landkreises Cham". Der Landtag habe im übrigen beschlossen, dass sich auf Dauer einzügige Schulen etablieren müssen. Allein das Wort "Auflösung" rufe großen Schrecken hervor, es werde aber keine Schule "aufgelöst". Hauptschulen gehören zusammen, die Klassen können durchaus an zwei verschiedenen Schulorten sein, betonte die Ministerin und verdeutlichte am Beispiel Eichstätt, dass sich das durchaus verwirklichen lasse. Aufmerksame Zuhörerin war leitende Schulamtsdirektorin Melanie Heigl und sie hörte dabei auch den Wunsch der Ministerin: "Setzen Sie sich mit Frau Heigl zusammen und beraten sie über ein Konzept." Wenn sich die Bürgermeister einig seien, dann habe auch die Bezirksregierung nichts zu ändern, meinte Monika Holhlmeier. Sie werde die Regierung auch entsprechend informieren. "Sie brauchen eine stabile einzügige Hauptschule", legte sie den Bürgermeistern nochmals ans Herz."

Wenn der Hut brennt..."
"Die Regierung hat seit drei Jahren nichts anderes vor, als Berufsschulklassen aus Cham abzuziehen", hatte vorher MdL Markus Sackmann bereits kritisiert und er erhielt von Monika Hohlmeier Schützenhilfe: "Ich brauche nicht für jeden Beruf ein Kompetenzzentrum und außerdem ist das Koonzept der Regierung noch nicht endgültig." Ein eigenes Konzept sollte erarbeitet und in Regensburg vorgelegt werden. Sie versprach, nochmals mit der Regierung zu telefonieren "und wenn dann wirklich der Hut brennt, sind wir im Ministerium jederzeit zu ereichen..." versprach Monika Hohlmeier.

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