Straubinger, Dienstag, 21. Dezember 2004

Blutvergiftung dritthäufigste Todesursache in Deutschland

Studie: täglich 162 Todesfälle - Rate wie bei Herzinfarkt

Jena. (dpa) In Deutschland sterben jeden Tag durchschnittlich 162 Menschen an einer Blutvergiftung, deutlich mehr als bislang angenommen. Der Untersuchung des Kompetenznetzes Sepsis (SepNet) zufolge, ist die Blutvergiftung (Sepsis) die dritthäufigste Todesursache in Deutschland. Nach den neuen Daten sterben fast ebenso viele Menschen daran wie an einem Herzinfarkt. Die Sepsis fordere demnach deutlich mehr Todesopfer als Brust- oder Darmkrebs, sagte Frank Martin Brunkhorst, Studienkoordinator des vom Bundesforschungsministerium geförderten SepNet am Montag in Jena.

Bislang sei jährlich von 39000 Krankheitsfällen in Deutschland ausgegangen worden, von denen 6 000 tödlich endeten. Nach der Studie des SepNet erkranken pro Jahr 154000 Menschen an einer außer Kontrolle geratenen Infektion durch Bakterien oder anderen Mikroorganismen wie Pilzen. Davon würden rund 60000 an der Sepsis sterben, sagte der Intensivmediziner.

Fachärzte des SepNet besuchten zwischen Januar 2003 und Januar 2004 an zufällig festgesetzten Stichtagen 454 Intensivstationen in deutschen Krankenhäusern. Elf Prozent der dort behandelten 3 800 Patienten litten an einer Blutvergiftung. Die Studienergebnisse verdeutlichten auch, dass jede Sepsis lebensbedrohlich sei. Mehr als die Hälfte der erfassten Patienten sei an der Krankheit gestorben. Darüber hinaus verursache die Sepsis enorme Kosten. Allein für die Behandlung der Patienten auf der Intensivstation werden den Angaben zufolge pro Jahr 1,7 Milliarden Euro aufgewendet. Das entspreche etwa 32 Prozent der Gesamtkosten, die auf deutschen Intensivstationen anfallen.

Eine Blutvergiftung ergebe sich immer aus einer Infektionskrankheit. Häufigste Infektionsherde seien die Lunge gefolgt von Infektionen im Bauchraum, sagte Brunkhorst. Die Sepsis sei schwer voraussehbar. Oftmals werde die Diagnose zu spät erkannt. Frühe Anzeichen seien, wenn der Patient nicht auf Antibiotika anspreche, er weiter Fieber habe und verwirrt sei.

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