Straubinger, 22.April 2005
"Es schenkt Ihnen heute niemand was"
Erster Polizeihauptkommissar Arthur Stelzer warnte vor Betrügereien und Haustürgeschäften

Roding. (sm) Eines ist sicher, heute bekommt man nichts mehr geschenkt - das gilt sowohl für viele Bereiche im Leben, im Speziellen aber für sogenannte Kaffeefahrten, Haustürgeschäfte und sonstige Betrügereien. Da auf diese mit Vorliebe ältere Menschen hereinfallen, informierte Arthur Stelzer, Chef der Polizeiinspektion Roding, am Mittwoch die Rodinger Senioren auf Einladung des sozial-karitativen Ausschusses im Pfarrgemeinderat über die neuesten Tricks der Betrüger. Rund 50 Zuhörer hingen dabei an seinen Lippen und konnten auch von vielen bitteren Erfahrungen, die sie schon selbst gemacht haben, berichten.

An der Haustür, am Telefon oder auch im Briefkasten - beinahe überall lauern heute Betrüger, die es auf das Geld und auch die persönlichen Daten der Senioren abgesehen haben. Klingelt es an der Haustür, könne man nicht auf den ersten Blick von der Kleidung des "Besuchers" auf seine Absichten schließen. "Denen steht der Betrüger nicht auf die Stirn geschrieben, vielmehr treten diese Leute äußerst seriös und sympatisch auf", erläuterte Stelzer. Ihre einzige Absicht sei jedoch, in die Wohnung der Senioren zu kommen. Sind sie erst einmal dort, lässt man sich leicht zu einem Zeitschriftenabonement, aus dem man so schnell nicht mehr rauskommt, überreden. Jedoch seien nicht alle Geschäfte, die an der Haustür abgewickelt werden unseriös, so Stelzer.

"Nichts unterschreiben"

Grundsätzlich sei jedoch große Vorsicht geboten, auch wenn ein vermeintlicher Stadtarbeiter im Keller Zahlen ablesen will und dann eine "Bearbeitungsgebühr" bar kassiert. Mit Türspion und Sperrkette oder auch mit einem resoluten Auftreten könne man sich vor ungebetenem Besuch schützen beziehungsweise diesen abwimmeln. "Machen Sie im Zweifelsfall einfach nicht auf und lassen Sie sich nicht unter Druck setzen! Sie sind zu nichts verpflichtet!",

appellierte der Polizeichef eindringlich an die Senioren. In jedem Fall gelte: Bloß nichts unterschreiben! Hat man sich doch dazu hinreißen lassen, sollte unbedingt ein Durchschlag des Vertrages ausgestellt werden. Auch sollte immer mit Datum unterzeichnet werden. Kommt man doch ins Grübeln, kann man von dem 14-tägigen Widerrufsrecht Gebrauch machen.

An der Haustür ist auch Vorsicht geboten, wenn jemand, Geld wechseln will oder man ein Nachnahme Paket für die Nachbarn annehmen soll. "Heute wird mit allen Tricks gearbeitet, seien Sie mißtrauisch", erhob Stelzer den Zeigefinger.

Als Arthur Stelzer das Stichwort "Kaffeefahrten" in den Raum stellt, geht ein wissendes Raunen durch das Pfarrheim. "Ein nettes Programm, Gratis-Essen, doch dann folgt meist eine mehrstündige Verkaufsveranstaltung", beschrieb Stelzer diese unseriösen Ausflugs-Angebote. Dort werden den Senioren dann Heizdecken oder sonstige Produkte völlig überteuert angeboten. "Wir sind sogar eingesperrt worden!", erzählt eine Frau im Publikum von der skrupellosen Vorgehensweise der Organisatoren. "Sie sind hier niemals Gewinner. Es schenkt Ihnen heute keiner was", stellte der Polizeichef klar.

"Sie haben gewonnen"

Ein sehr verbreiteter Trend seien zur Zeit auch Gewinnbenachrichtigungen, die per Post oder auch per Handy zu den Opfern kommen. "Sie haben gewonnen", heißt es dort. Man müsse nur eine 0 190er-Nummer anrufen und schon sei man stolzer Besitzer eines satten Preises. "Man landet dort nur in der Warteschleife", so Stelzer.

Bei Minutenpreisen von zwei Euro oder mehr kann dies ein teuerer Spaß werden. Obgleich eine Frau aus Cham kürzlich einen solchen Gewinn eingeklagt hat und auch Recht bekam, sollte man sich auf solche Gewinnspiele niemals einlassen. Von derartigen Anrufen konnten einige Senioren berichten.

Die ausgeklügeltste Methode, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen, seien sogenannte "Nigeriabriefe". Man bekommt einen seriös anmutenden Brief eines Botschafters oder Konsuls aus Südafrika oder neuerdings auch aus dem Irak, in dem dieser den Angeschriebenen bittet, ihn dabei zu unterstützen, große Geldsummen aus dem Land zu schaffen. Dem Strohmann aus Deutschland winken dabei selbst Riesensummen. Antwortet man darauf, werden zahlreiche Daten und Kontonummern abgefragt sowie eine Notargebühr verlangte

Die Betrugsspirale dreht sich weiter, der Geprellte zahlt und zahlt, bis es zu einem Treffen mit dem Auftraggeber kommt. "Die haben sogar einen Koffer mit Geld dabei. Dieses ist dann jedoch schwarz gestempelt. Die Ausfuhrbestimmungen erfordern das, erzählen die Betrüger den Opfern", erzählt der äußerst sachkundige Referent seinen aufmerksamen Zuhörern. In der Hoffnung, endlich das versprochene Geld zu erhalten, kaufen die Opfer dann sogar noch Chemikalien, um die schwarze Farbe von den Scheinen abzubekommen, für teueres Geld. Es erübrigt sich, zu erwähnen, daß dieses Geld nichts anderes als Falschgeld ist.

Anzeigen für Heimarbeiten, Kettenbriefe und Postwurfsendungen - Stelzer konnte noch viele Beispiele, bei denen Vorsicht und Skepsis geboten ist, aufzählen.

In Roding wurden in 2004 übrigens 125 Betrugsfälle angezeigt. "Die Haustürgeschäfte kann man jedoch an einer Hand abzählen", so Stelzer. Abschließend riet er den Seniorinnen und Senioren an, sich unbedingt an die Polizei zu wenden, wenn sie sich betrogen fühlen.

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