Mittelbayerische Zeitung, Samstag, 2./ Sonntag, 3.Juli 2005

Leserbrief
Titel-Dumping

Zu den aktuellen politischen Debatten über die Ausbildung, die Zuwanderung und die Visa-Vergabe vor allem für Osteuropäer

Vor kurzem erhielt ich als Forschungsinstitut von einer circa 50jährigen Arbeitssuchenden aus Polen eine Bewerbung zu einem Praktikum als Diplom-Ingenieurin auf dem Gebiet der Chemie. Nachdem ich mir ihre Unterlagen angeschaut habe, ist mir rätselhaft, wie diese Dame zu diesem geschützten Titel kommt. Sie hatte nach meinem Erkenntnisstand allerhöchstens die Qualifikation einer Laborantin, wenn überhaupt.

Ich denke, bei der Regierung der Oberpfalz ist mit der Anerkennung zur Führung der Berufsbezeichnung "Ingenieurin" etwas schiefgelaufen. Bei Polen, Slowaken, Tschechen, Rumänen, Russen etc. werden offensichtlich großzügig Diplome verschenkt, ohne überhaupt nachzuprüfen, ob die entsprechende Ausbildung vorhanden ist.

Mit dieser Art von "Bildungsdumping", neben Lohn- und Preisdumping, wird dem Standort Deutschland und Bayern nach meiner Ansicht kein Gefallen getan. (... )

Auf meine diesbezügliche Anfrage bei der Regierung der Oberpfalz wurde mir Folgendes mitgeteilt: "... da die von uns im Verfahren gehörte Zentralstelle für ausländisches Bildungswesen beim Sekretariat der ständigen Konferenz der Kultusminister in der BRD mitgeteilt hat, dass der fragliche Abschluss einem deutschen Hochschulabschluss zuzuordnen ist, musste die Genehmigung erteilt werden." Haben wir eigentlich nicht mehr das Recht, selbst zu entscheiden, sind wir nur noch fremdbestimmt? Wie ist eigentlich zurzeit der Stand bezüglich der Meisterbriefe? (... )

Ich werde meine ganze Kraft dafür einsetzen, den Standort Deutschland und den Mittelstand wieder zu dem zu machen, was er vor der rot-grünen Chaos-"Regierung" war: Spitze in Europa! Dies betrifft eine effektivere Schule genauso wie die verschiedensten Abschlüsse: Wir sind gut, wir werden die Ärmel wieder hochkrempeln - im Sinne einer sozialen Marktwirtschaft. (Ost-)Europa soll sich an unseren Abschlüssen orientieren und nicht perverserweise umgekehrt.

Prof. Dr. Reinhold Kiehl,
Furth im Wald

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