Straubinger, 11.Dez 2004
Die Volkshochschule als Ideenschmiede
Landrat Zellner stellt neu gestartetes Kooperationsprojekt "Kultur und Tourismus" vor

Cham. (jr) "Chancen nutzen, Kräfte bündeln, Bürger einbinden und qualifizieren, kulturelle Qualitäten der Region noch deutlicher herausstellen mit modernen Marketing-Methoden, Kultur als touristischer Hoffnungsträger." Viele solcher aussagekräftiger Begriffe fielen bei der Vorstellung eines neuen regionalen Projektes durch Landrat Theo Zellner Mitte dieser Woche (wir berichteten). Chancen, dieses ehrgeizige Vorhaben mit Energie und den notwendigen (auch finanziellen) Mitteln anzugehen und voranzutreiben, bieten sich zur Zeit mit Hilfe aus Brüssel. "Europäischer Sozialfond, Ziel 2" heißt der Kessel mit dem Zaubertrank, der in den nächsten Jahren den Kulturtourismus in der Region stark machen und etliche Synergieeffekte mit sich bringen soll.

Als Finder und Motor für dieses Projekt zeigt sich einmal mehr die Volkshochschule im Landkreis Cham. Genauer gesagt, eine eigene Abteilung der VHS, die vorwiegend innovative Themen findet, aufgreift und die Realisierung vorantreibt. Eine Art Denkzelle mit langjähriger Erfahrung, die Beantragung, Organisation und Durchführung von "Drittmittelprojekten" betreffend.

Ideenschmiede VHS

Diese Ideenschmiede der VHS (unter der Leitung von Geschäftsführer Winfried Ellwanger war das vor allem Projektentwickler Franz Roider) hat nun in enger Zusammenarbeit mit dem Landratsamt, Kultur-Referat, ein Modell entwickelt, das auf dem als "Chamer Modell" bayernweit als vorbildlich geschätzten Kultur- und Museumsprojekt aufbauen kann. Erfolgreich wurde dafür besagter Topf "Europäischer Sozialfond, Ziel 2" angezapft, aber es galt auch, einiges dazu an bürokratischen Hindernissen zu überwinden, bis das Projekt in trockenen Tüchern war. Jetzt steht es, und es nennt sich, ganz offiziell: "Maßnahme der regionalspezifischen Erwachsenenbildung: Förderung der kulturtouristischen Attraktivität im Landkreis Cham. Vemetzungs- und Qualifizierungsinitiative für regionale Leistungsträger in Kultur und Tourismus."

Schwerpunkt hierbei ist die regionalspezifische Erwachsenenbildung zur Umstellung in städtischen und ländlichen Struktur-Problem-Gebieten. Die Maßnahme ist für den Zeitraum vom 1. Oktober 2004 bis 31. Dezember 2007 genehmigt, die Geld er stehen bereit, und sie ist bereits angelaufen.

Zusammenarbeit optimieren

Was sich so bürokratisch trocken anhört, ist nichts weniger als die Optimierung der Zusammenarbeit von Landkreis (hier: Dr. Bärbel Kleindorfer-Marx und Projektbeauftragte Maria-Luise Segl), der VHS und neun beteiligten Gemeinden des Landkreises, die Museumskultur betreffend.

Eine der Hauptaufgaben des Museums- und Kulturreferates ist es ja, mit attraktiven Sonderausstellungen immer wieder neue Besucher aus der Region, aber auch Kulturtouristen von außerhalb für die einzelnen Museen des Landkreises zu interessieren. Diese Ausstellungsarbeit soll nun im Projektjahr 2006 thematisch gebündelt werden und durch eine Vielzahl weiterer kultureller Veranstaltungen in einem "Regionalen Kulturfestival" mit dem Oberthema "Holz" unterfüttert werden.

Wobei ein naheliegender Bezug zur Region mit dieser Thematik gegeben wäre, denn Holz als Rohstoff und Werkstoff hat in unserer Gegend eine zentrale Bedeutung - wirtschaftlich, soziologisch, kulturell. Vielfältige Anknüpfungspunkte gibt es deshalb für die unterschiedlichsten Lebens- und Arbeitsbereiche und regionalen Akteure (Künstler, Museen, Schulen, Handwerker, Industrie wie z. B. die Holzakademie, Naturpark, Ökoregion Lamer Winkel, Forstwirtschaft, Waldbauernvereinigung, Tourismus usw.). Somit könnten mit dieser "Maßnahme Kulturfestival" und allem was damit zusammenhängt nicht nur die Menschen bei uns direkt erreicht werden, sondern auch die Infrastruktur nachhaltig verbessert werden.

Ein ganzes Bündel

Geplant ist dazu neben besagtem Festival (es soll über mehrere Monate in diversen Einzelveranstaltungen laufen) ein ganzes Bündel von Maßnahmen bereits im Vorgriff, bestehende Einrichtungen sollen ausgebaut werden, Neues wird hinzukommen und vor allem sollen die bereits vorhandenen Netzwerke kulturtouristischer Art noch besser genutzt und miteinander verknüpft werden.

Gemeinsame diesbezügliche Marketingprodukte werden geschaffen und überregional beworben (Internet-Auftritte, Broschüren etc.), letztendlich gilt es, gemeinsam der Region als (kultur-touristischem Premiumziel die ihr zukommende Bedeutung noch mehr als bisher zu verschaffen.

Kristallisationsobjekte dieser Bemühungen werden zunächst die Museen des Landkreises sein, und von dort aus sollen entsprechende werbewirksame Breitenwirkungen ausgehen, die nicht ausschließlich auf die Akquisition von Touristen abzielen.

Vielmehr soll durch Einbindung von bereits jetzt schon haupt- und ehrenamtlich Tätigen in den Bereichen Kultur und Tourismus das "Wir-Gefühl" und die Identifikation mit unserer Region gestärkt werden. Auch Verantwortliche aus den Arbeitsfeldern Bildung, Natur oder Regionalmarketing gehören logischer Weise zu diesem Kreis.

Kein Holzhackerkitsch

Mit solchen Bestrebungen kann auch dem oftmals völlig falsch oder überzogen dargestellten Bild vom Holzhackerkitsch und falschem Romantikbegriff die tatsächliche Authentizität unseres Lebensraumes entgegengesetzt werden - jenes Bild nämlich, das unsere Kultur in Wahrheit widergibt. Gerade das Thema "Holz" eignet sich hierfür besonders, wenn es sensibel und mit Klarheit behandelt wird.

Ein weiterer Projektschwerpunkt wird die Weiterbildung von Personenkreisen sein, die entweder beruflich mit dem für uns so wichtigen Wirtschaftsfaktor Tourismus befasst sind (u. a. Hotel- und Gaststättenpersonal, Vermieter, Gästeführer), aber auch von Menschen, die aus anderen Gründen häufiger Kontakt zu Urlaubsgästen oder Tagestouristen haben und denen an einer Stärkung unseres Landkreises als Urlaubsgebiet gelegen ist. Das kann natürlich nur funktionieren, wenn sie mit den historischen, landschaftlichen und kulturellen Gegebenheiten vertraut sind. Weitere Schlüsselqualifikationen (wie u. a. Englisch oder Tschechisch, Marketing) sollen vermittelt werden.

In den unterschiedlichsten Veranstaltungen, Bildungsreihen, Führungen, Kursen, Seminaren usw. werden die Programmverantwortlichen von VHS und Kulturreferat, aber auch aus dem Zweckbündnis mit den Gemeinden heraus interessierte Personen schulen und ihnen das erforderliche Rüstzeug für ihre diffizilen Aufgaben mitgeben. Eine stufenweise Weiterbildung zu einer Art "Kulturführer" mit umfassenden Kenntnissen über die Region wird der Weg sein, gegebenenfalls steht am Ende eine Qualifikation "Kulturpass".

Der Weg ist das Ziel

"Der Weg ist dabei das Ziel", merkte Landrat Theo Zellner dazu an. Will sagen, dass mit der konsequenten Verfolgung dieses Weges ein wichtiger Synergieeffekt sich einstellen könnte: Nämlich die Interessenlage unserer Bürger am Geschehen in der Heimat zu verbessern ohne den Blick über den Tellerrand zu verlieren. Letztlich würden diese Maßnahmen zu lebendigem und unmittelbarem Politikverständnis und Engagement führen. "Nur über entsprechende Multiplikatoren lässt sich da etwas erreichen - gehen Sie diese Sache an - sie ist gut und notwendig!"

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