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Sent: Thursday, May 27, 2010 3:28 PM
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Donnerstag 27.05.2010 [14.25 Uhr]MEZ
Ihnen wurde ein Artikel aus der heute.de-Redaktion von kiehl@rki-i.com geschickt.


Warum Viren und Bakterien unbesiegt bleiben -
Vor hundert Jahren starb Robert Koch
http://www.heute.de/ZDFheute/inhalt/22/0,3672,8074902,00.html


Er war einer der großen Bakteriologen: Robert Koch, der vor hundert Jahren
starb, entdeckte bereits 1882 den Tuberkuloseerreger. In der Zeit danach
glaubte man, Viren und Bakterien unter Kontrolle bekommen zu können - ein
großer Trugschluss.


Was für ein Aufschrei vor einem Jahr: Ein neuer Erreger breitete sich
langsam aber sicher um den Globus aus und verunsicherte die Menschen. Am
Ende stand eine Diskussion darum, ob es sinnvoll ist oder nicht, sich gegen
die Schweinegrippe impfen zu lassen und ob denn nicht die Wissenschaftler
mehr hätten wissen können über H1N1.

Dass wir schnelle Antworten auf gefährliche Erreger erwarten, dieser
Anspruch besteht noch nicht lange. Als der deutsche Bakteriologe und Arzt
Robert Koch 1882 den Tuberkuloseerreger entdeckte, war das ein erster
Schritt, Krankheiten zu bekämpfen, gegen die die Menschen zuvor machtlos
waren. Schnell folgten Erfolge bei Syphilis, Milzbrand und anderen
Krankheiten. Entscheidend voran brachte die Bekämpfung der Bakterien
Alexander Fleming mit seiner Entdeckung de Penicillins 1928 - nun dachte
die Menschheit, dass sie zumindest Bakterien fest im Griff habe.

Trugschluss vom Schutz gegen Erreger
"Das Besondere an Bakterien ist sicherlich, dass sie sich so schnell
vermehren können. Häufig werden aus einem Bakterium in einer halben Stunde
zwei und so weiter. Das ist der Trick, dass eben der auf der Erde überlebt,
der sich am besten an seine Umgebung anpassen kann", sagt Stefan H. E.
Kaufmann, Direktor des Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie in
Berlin.

In den 1950er und 1960er Jahren fühlten sich die Menschen vor Bakterien als
Krankheitserregern durch die Antibiotika sicher. Massenweise kamen diese
vor allem in den USA und Westeuropa zum Einsatz - beim Menschen und in der
Landwirtschaft. Die allgemeine Auffassung war: Nun brauchte man nur noch
ein geeignetes Mittel gegen Viren und dann wäre alles gut. Doch Viren sind
anders als Bakterien: Sie sind kleiner und manche können sich extrem
schnell verändern wie man von HI-Viren und Grippeviren weiß. Dazu kommt,
dass Viren Parasiten sind. Das heißt, sie brauchen immer ein Tier oder den
Menschen, der sie weiterträgt. Mücken und auch Ratten sind beliebte
Transportmittel für Viren. "Wir gehen davon aus, dass jeder Organismus
Viren in sich trägt", sagt Stephan Günther vom Bernhard-Nocht-Institut für
Tropenmedizin in Hamburg. "Die, die wir kennen, sind im Wesentlichen die,
die uns krank machen."

Nur Pocken-Viren bisher ausgerottet
Nur ein Virus konnte man bisher ausrotten und zwar 1980 das Pocken-Virus.
Möglich war das nur, weil bei der weltweiten Impfkampagne auch in Zeiten
des Kalten Krieges alle Länder an einem Strang zogen. Außerdem übertragen
sich die Pocken nur von Mensch zu Mensch. Andere Pockenerreger wie sie bei
Tieren vorkommen haben keinen Einfluss.

So konnte ein sogenannter Lebend-Impfstoff entwickelt werden. Das heißt,
der Impfstoff enthielt Teile der pockenauslösenden Vakziniaviren. Das
Besondere: Es waren zu wenige, um die Pocken auszulösen, aber genug, um im
Körper eine Abwehr aufzubauen. Ein Prinzip, das häufig bei Viren verwendet
wird. So muss man Viren gut kennen, bevor man einen adäquaten Impfstoff
gegen sie produzieren kann. Ein natürliches Problem, das gerade erst wieder
bei der Schweinegrippe deutlich geworden ist.

Tuberkulose schlägt zurück
Doch nicht nur Viren sind heute noch ein Problem, auch bakterielle Erreger
ließen sich nicht so ohne weiteres ausrotten wie gedacht. Sie haben
zurückgeschlagen. Viele sind resistent geworden gegen Antibiotika - ein
Problem, das auch für den Tuberkuloseerreger gilt. Hundert Jahre nach dem
Tod des Entdeckers Robert Koch, ist die Tuberkulose weltweit auf dem
Vormarsch.

Allein in Deutschland erkranken jedes Jahr 4.000 Menschen, weltweit sterben
jährlich etwa 1,8 Millionen Menschen an Tuberkulose. Besonders bedenklich
sind die Mehrfachinfektionen wie zum Beispiel Tuberkulose und HIV.
Wissenschaftler gehen davon aus, dass genau diese Mehrfachinfektionen in
Zukunft zunehmen werden.

Aufklärung statt Hysterie
Doch Panik und Hysterie, wie es sie zum Teil im vergangenen Jahr bei der
Schweinegrippe gegeben hat, sind unangebracht. "Die Gefahr besteht, dass
man langsam abstumpft, wenn man viel über Seuchen und Erreger hört", sagt
Kaufmann, "wir wollen einerseits ein gewisses Bewusstsein, dass hier eine
Gefahr besteht. Wir wollen aber auch den schmalen Grat zwischen Aufklärung
und Hysterie nicht verlassen und das ist einfach ein schwieriger Weg."

Vielleicht müssen wir einfach einsehen, dass wir Viren und Bakterien zum
Leben brauchen und gleichzeitig manche von ihnen uns gefährlich werden
können. Wissenschaftler werden in Zukunft mehr und mehr über sie erfahren,
aber ganz besiegen werden wir Menschen sie wohl nie.





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