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Betreff: Leserbrief zu "Klärschlamm mit Phosphat", verschiedene Berichte und Leserbriefe "So billig geht's nicht",Str.R. 28.12.18,S.25 und weitere "Gut oder schlecht? Str.R. 09.02.19, S.36, "Was wurde aus Sludge-2-Energy?"Str.R. 15.02.19, S.28
Datum: Tue, 19 Feb 2019 16:04:06 +0100
Von: Reinhold Kiehl <kiehl@rki-i.com>
An: lokales@straubinger-tagblatt.de, leserbriefe@idowa.de


Sehr geehrte Damen und Herren,
hiermit bitte ich um die Veröffentlichung meines Leserbriefes zur Klärschlamm-Problematik in der Straubinger Rundschau, Lokales.

Die Stadt plant eine Klärschlamm-Verbrennungsanlage, die das Klärschlammaufkommen von Stadt und Landkreis um das Achtfache übersteigt, dabei soll das von der Stadtverwaltung genannte Ziel einer Phosphat-Rückgewinnung nach Feride Niedermeier fraglich sein, da eine solche Rückgewinnung noch nirgends stattfände.
Um die aus Umweltschutzgründen geforderten gesetzlichen Vorgaben erfüllen zu können, muß jede größere Stadt bis 2023 (oder 2019, nach Wolfgang Engl?) ein Konzept der Phosphorrückgewinnung vorweisen. Weil im Straubinger Modell der Phosphor verloren geht, sollen die Gemeinden Monoverbrennungsanlagen anlegen: Hier wird ausschließlich Klärschlamm verbrannt, aus der Asche kann Phosphor recycelt und erneut genutzt werden. Die interkommunale Zusammenarbeit sei, so Christina Pop, vorbildlich, aber nicht jede kleinere Gemeinde könne eine eigene Anlage bauen.
Phosphor-Recycling? "Schwer umsetzbar", in einem Fachblatt von 2018? Und wie sieht es aus mit der Einschränkung des Phosphorverbrauches auf Lebensnotwendiges? Phosphor ist insbesondere in der Landwirtschaft für die Nahrungsmittelproduktion nicht ersetzbar. 80 % des ausgebrachten Phosphors gehen verloren. Er geht in den Böden Verbindungen ein, die für die Pflanzen nicht erreichbar sind und wird ausgewaschen. Zusätzlich fließen jährlich geschätzte drei Millionen Tonnen Phosphor über die Kanalisation in die Meere. Bedingungen, die hohe Anforderungen an die Wirtschaftlichkeit der Phosphatrückgewinnung stellen. So ist neben allen bereits laufenden Maßnahmen (Recycling aus Klärschlamm, Pflanzensorten die den im Boden verbliebenen Phosphor besser nutzen können) vor allem ein Umdenken in der Gesellschaft gefragt.
Die Ressourcen von Phosphat-Mineraldünger gehen dramatisch zurück: Ohne verfügbares Phosphor ist Leben schlichtweg nicht möglich - ebenso wie Leben ohne Bienen! Jede RNA, DNA enthält Phosphor, ATP-ADP sind die Energieträger schlechthin! Man kann nun hin- und her diskutieren wie man will: Wenn Leben, so wie wir es kennen, weiter existieren soll, bleibt uns nichts anderes übrig, als Phosphor zurückzugewinnen - am besten in wenigen "Chemie-Anlagen"= Monoverbrennungsanlagen.... und sparsam damit umzugehen.
Waltraud Hager bringt das Thema für Straubing auf den Punkt! Auch ich war der Meinung, die Klärschlammverbrennung mit Phosphat-Rückgewinnung in Straubing wäre schon längst am Laufen: So wurde uns dies schließlich vor einigen Jahren mit Stolz präsentiert! Aber wie im Fall der Nachhaltigkeitsuni mit Energie-Speichern und der FHG-Forschung mit Gold aus Stroh, wieder mal nur Rumpelstilzchen! 
Der VDI, die DECHEMA, sind da die ersten Ansprechpartner, Chemische Techniken Voraussetzung - ach ja, man will hier nun ja auch in Straubing Chemische Technik lehren... :
Phosphor-Rückgewinnung, so wie sie in der im Herbst 2017 veröffentlichten novellierten Klärschlammverordnung (AbfKlärV) gefordert wird, ist technisch möglich und sowohl aus der wässrigen Klärschlammphase als auch aus der Klärschlammasche umsetzbar. Zahlreiche Rückgewinnungsverfahren sind in der Demonstrationsphase auf Kläranlagen/Klärschlamm-Verbrennungsanlagen angelangt. Bis spätestens 2020 werden ausreichende Daten sowohl zum Rückgewinnungsgrad als auch zur Kostenbetrachtung vorliegen.
Die technische Umsetzung ist also kein Problem, allerdings sind Fragen zu möglichen wirtschaftlichen Verwertungswegen der rückgewonnenen Materialien noch offen. Aber Straubing hat alles, wie immer, schon gelöst...

Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Reinhold Kiehl
Straubing, tel.094219298300